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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0517
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7. Die Vita Gosuini prima | 513

Eben dies war sicherlich mit ein Grund dafür, dass das Vorhaben der Generalkapitel
auf lange Sicht scheiterte.
Das Bild Anchins als wichtiges »Reformzentrum« wird weitgehend von Quel-
len gezeichnet, die einige Zeit später entstanden sind. Der Liber de restauratione
Hermanns von Tournai und die Chronik von Affligem spiegeln letztlich die Rolle
wider, die Anchin zum Zeitpunkt ihrer Abfassung spielte, die Zeit der 1130er bis
1140er Jahre. Die einige Jahrzehnte später entstandenen Gesta der Äbte von Lob-
bes betonten dies noch, sind allerdings äußerst tendenziös. Äußerungen wie jene,
dass Anchin in den 1130er Jahren denprimatus über sämtliche Abteien der Gegend
angestrebt habe, dienten den Mönchen von Lobbes natürlich dazu, den Hochmut
des Alvisus zu unterstreichen, und sind daher wohl übertrieben. Dennoch zeugen
auch sie von der besonderen Rolle Anchins. Ebenfalls einige Zeit später entstand
die Vita Gosuiniprima, deren Kapitel über das Wirken der Schüler Gossuins in der
Forschung als wichtige Quelle herangezogen wurde. Angesichts der Intention die-
ses Werkes, die darin besteht, Gossuins Wirken in und außerhalb von Anchin glo-
rifizierend darzustellen, darf die Liste der aus Anchin stammenden Äbte nicht mit
Filiationen verwechselt werden. Vielmehr drückt sich darin die Freude der Mönche
von Anchin über ihren ehemaligen Abt aus, der solch fromme und fähige Männer
hervorgebracht hatte. Nicht zuletzt zeigt dieser Text, dass die Initiative zur Wahl
fähiger Mönche zu Äbten anderer Gemeinschaften nicht aktiv von Gossuin und
der Abtei von Anchin ausgegangen war, sondern von außen entweder durch die
Bischöfe oder die abbates comprovinciales betrieben wurde.
 
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