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Heeßel, Nils P.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 5): Divinatorische Texte: II. Opferschau-Omina — Wiesbaden: Harrassowitz, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.32174#0127
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114

Divinatorische Texte II: Opferschau-Omina

30 [.] Nergal wird

31 [.]...[.]•

Bemerkungen:

Der Text weist weitgehende Parallelen zur zehnten Tafel des Kapitels summa pän täkalti der bärütu-Serie auf, die von U. Koch-
Westenholz, BLO S. 377-383 unter Nr. 70 bearbeitet wurde.

Vs. l’-5’

4’

6’

13’

16’-19’

21’

23’

24’, 26’

25’

Rs.2

4

9

14

17

20

Der in diesen Zeilen behandelte Körperteil „NE MU“ ist nach wie vor nicht identifiziert, siehe U. Koch-Westenholz, BLO
S. 377 mit Anm. 893 und Th. Richter, OrNS 72 (2003) 437. Dennoch sind diese neuen Belege wertvoll, da sie zeigen, daß
das in der zehnten Tafel des Kapitels summa pän täkalti der Serie bärütu erscheinende NE MU auch NE MI geschrieben wer-
den konnte, siehe dazu auch A 449 (Nr. 44) Vs. 6’. Jedoch ist immer noch nicht klar, ob es sich um eine syllabische
Schreibung oder um ein Logogramm handelt. Zu Logogrammen, deren letzter Vokal sowohl u als auch i lauten kann, siehe
die Diskussion zu GU.DU/DI und is-ru/ri in den Bemerkungen zu VAT 9934 (Nr. 1) i 0.

Diese Apodose dürfte eine Parallele in dem manzäzu-Kommentar BLO 25 i 8’ haben: S'MUKUL DINGIR DUMU.MES E.
Dies ist doch wohl als Genitivkette „Keule des Gottes der Kinder des Hauses“ zu verstehen. Der Sinn dieser stark verkürz-
ten Aussage erschließt sich, wie so oft bei individualisierten Keulen(markierungen), nicht direkt, sondern ist offen für
Interpretationen.

Die drei verschiedenen, auf dieser Tafel vereinigten Abschnitte zu den Leberteilen NE MI, tarbäsu „Hürde“ und kisirti
„Verengung“ sind jeweils mit einer eigenen Unterschrift versehen, die beim letzten Abschnitt jedoch weggebrochen ist.
Aus der Unterschrift der vorliegenden Zeile läßt sich ersehen, daß mit dem Oberteil der Tafel zwölf Omina verloren
gegangen sind. Durch die Krümmung der Tafel ist es unwahrscheinlich, daß weit mehr als zwölf Zeilen fehlen und noch
ein weiterer Abschnitt vor dem zum Leberteil NE MI angenommen werden kann.

Zur Übersetzung „dreinschlagen“ für rahäsu siehe D. Schwemer, Wettergottgestalten 63 mit Anm. 364 sowie 689 mit Anm.
5649.

Der Abschnitt hat auffällige Parallelen zu den Zeilen Vs. 40-43 des Textes A 8 (Nr. 37), die das Auftreten von zwei
(schwarzen) Samenkömern am Leberfinger behandeln. Die fast identischen Apodosen zeigen, daß das Entscheidende für
die Deutung das Erscheinen und Aussehen der Samenkörner ist, während der Leberteil, an dem dies beobachtet wird,
zweitrangig bleibt.

Zur Bedeutung von GABA.RI in der Apodose siehe zuletzt N. P. Heeßel, ZA 93 (2003) 280f.

Die Parallele in BLO 70/32 bietet ... ERIN KÜR [ ... ], was semantisch besser mit der folgenden Apodose harmoniert, da
das eigene Heer die Verwirmng beim gegnerischen Heer ausnutzt. Der Text wurde daher emendiert.

Beide Omina beziehen sich identisch auf das vorhergehende Omen. Zu beachten ist die analoge Anordnung von Protase
und Apodose; so wie die Protase eine Weiterführung der Protase des vorhergehenden Omens ist, so ist die Apodose eine
Weiterentwicklung der vorhergehenden Apodose.

Der när amüti (ID BÄ) „Leberkanal“, der mit J. Nougayrol, RA 44 (1050) 26 Anm. 1 wahrscheinlich synonym zu när täkalti
„Kanal der Tasche“ ist, wurde von R. D. Biggs, RA 63, 1969, 167 mit der porta hepatis identifiziert, dem auch
J.-W. Meyer, Untersuchungen 73 und R. Leiderer, Anatomie 69 folgen.

Mit CAD A/I 283b, I. Starr, Rituals 85 und U. Koch-Westenholz, BLO S. 380 Anm. 895 wird itkusat hier als Stativ des Gt-
Stamms von akäsu angesehen. U. Jeyes, OBE 74 leitet die Form dagegen von dakäsu ab. Die Verbalform us-te-em in der
Apodose kann als Dt-Stamm von summu „überlegen“ abgeleitet werden, allerdings sind bisher nur Formen im D-Stamm
dieses Verbums bekannt geworden.

Statt der Lesung ina MURUB4 BÄ bei U. Koch-Westenholz, BLO S. 380, Z. 39, lies auch dort mit der Kopie in CT 51/114,
Rs. 1 ina EGIR BÄ.

Zur Apodose und der möglichen Deutung des Verbums leqü in diesem Kontext vgl. die beiden Belege in I. Starr, AfO 26
(1978/79) 48, Z. 12 mit dem Kommentar auf S. 50 und Sm 823 (CT 30/50), Z. 8, zitiert von CAD H 180a.

Der Schreiber hat hier nach einer Präposition fehlerhafterweise den Nominativ ki-sir-tu4 verwendet, statt des korrekten
Genitivs. Dies mag aufgrund des vertikalen Kontextes geschehen sein, da in den vorhergehenden Omina immer der
Nominativ erscheint.

Die Emendation zu S'^TUKUL mag angesichts des eindeutig geschriebenen Zeichens MA schwierig erscheinen, doch ist eine
Lesung ^ma-gur-ra MU.NI „magurru-Boot ist sein/ihr Name“ wohl sinnlos. Hingegen erscheinen individualisierte
Keulen(-markierungen) recht häufig, nachdem wie im vorliegenden Omen in der Protase eine Keule genannt wird. Eine
kakki täri „Keule der Umkehr“ ist bislang nicht belegt, siehe Th. Richter, AoF 21 (1994) 212-246, bes. 239 Anm. 83.
nepteja „meine Bresche“ bezeichnet eine Bresche in den Verteidigungsanlagen desjenigen, für den die Opferschau durch-
geführt wird.

Die kaksu-Markierung ist nach Kommentaren eine spezielle Keule(nmarkierung), die ein abgerundetes Ende aufweist,
siehe U. Jeyes, OBE 83.
 
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