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Heeßel, Nils P.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 5): Divinatorische Texte: II. Opferschau-Omina — Wiesbaden: Harrassowitz, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.32174#0254
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Nr. 70

241

43 Die Lesung [sum-ma S^PGAG SU dx [.] von B. Pongratz-Leisten, SAAS X 326, der U. S. Koch, Secrets, 294 folgt,

läßt sich zwar mit der Kopie Ebelings, aber nicht mit den tatsächlichen Spuren auf der Tontafel vereinbaren. Das von
Ebeling als SU kopierte Zeichen ist eindeutig ein NA.

43a In der Zeilenzählung hat Ebeling in KARII, S. 252 diese Zeile nicht mitgezählt. Zwischen 43 und 44 hat jedoch noch eine
weitere Zeile gestanden, von der nur noch kleinste Zeichenreste zeugen.

46 Die Apodose bleibt unklar. Fraglich bleibt, wo die Protase endet und wo die Apodose beginnt. Zu riihhii vgl. CAD R 407b,

in dem aber keine Übersetzung der Stelle vorschlagen wurde.

49-51 Der Abschnitt weist eine große Ähnlichkeit mit einer Textpassage aus den neuassyrischen Ritualtafeln der Opferschauer
auf. Siehe H. Zimmern, BBR 79-82, Z. 15-25; der Abschnitt ist vor allem in Sm 1032 (BBR 82) erhalten. Die Ergänzungen
in Z. 20-21 beruhen auf Rm2, 301 (BBR 81), die in Z. 22-24 auf VAT 10100.

15 §imLI ZI.MAD.GÄ i-sär-raq I+GIS ana ser-qi' SUB.SUB

16 mi-ih-ha BAL-qi' I+GIS ana A.MES ma-kal-ti SUB-<i/

17 dUTU u dISKUR DINGIR.MES GAL.MES i-sä-a-la

18 sum-ma UR^.ÜS u I+GIS is-tal-mu

19 DINGIR.MES GAL.MES GUB.MES-m«

20 di-num kit-tu u NIG.SI.SÄ i-di-[nu\

21 ana SILIM-um LUGAL ana sä-kap KÜR ana SILIM ERIN [ana sa-bat URU]

22 ana DÜ-d ÄS ana SUR AN-e a[na SILIM GIG]

23 ana SÄ.Si.Si.KE.MES u mim-ma ma-la [te-ep-pu-sü\

24 ana SILIM.MES ta-nam-bi ina SILIM-tim [ME-a GAR-an\

25 DUMU 1ÜHAL ina A.MES i.GIS [ ]

„Wacholder und Röstmehl schüttet er hin, Ö1 gibt er auf das Hingeschüttete, mihhu-Bier gießt er aus, Ö1 gibt er auf das
Wasser der Schale (und) Samas und Adad, die großen Götter, befragt er. Wenn die Zeichen und das Ö1 einwandfrei sind,
dann treten die großen Götter hinzu, und ein Urteil nach Recht und Gerechtigkeit werden sie fällen. Für das Wohlergehen
des Königs, für die Niederwerfung des Feindes, für das Wohlergehen des Heeres, [für die Eroberung einer Stadt], für die
Durchführung eines Vorhabens, für das Regnen des Himmels, f[ür die Genesung eines Kranken], für Unternehmungen und
was immer [du auch machen willst], für die günstigen (Zeichen) triffst du eine Aussage, bei einem günstigen Befund
[kannst du eine Voraussage machen], der Opferschauer wird Ö1 ins Wasser [ ... ].“

Der Vergleich zeigt, daß der Abschnitt VAT 10100 Rs. 49-51 ein Ausschnitt aus dem Abschnitt BBR 82, 15-25 ist, und
zwar der Zeilen 18 und 21-24, wobei der erste Teil von Z. 24 (ana SILIM.MES ta-nam-bi) einfach durch ta-qab-bi ersetzt
wurde. Dadurch wird klar, daß das SILIM-cü am Ende von Z. 49 nicht, wie von B. Pongratz-Leisten, SAAS X 332 und U. S.
Koch, Secrets, 295 angenommen wurde, eine Verbalform darstellt, sondem als Nomen aufzufassen ist, und die Aufzählung
der Anwendungsgebiete damit von Rs. 49 bis Rs. 51 läuft.

52 Für den Anfang der Zeile vgl. die Neukopie auf S. 441.

53-56 Diesen Abschnitt hat auch U. Jeyes, JEOL 32 (1991-92) 30f. Anm. 39 bearbeitet und übersetzt. Jeyes zeigt ebd. mit
Verweis auf die in Hemerologien genannten ungünstigen Tage, daß die Opferschau an diesen ungünstigen Tagen nicht
durchgeführt werden sollte. Vgl. hierzu auch A. Livingstone, in: E. Matsushima (Hrsg.), Official Cult, 109f. mit Tabelle A;
ders., in: S. Parpola und R. M. Whiting (Hrsg.), Assyria 1995,174 mit Abb. 4 sowie B. Pongratz-Leisten, SAAS X, S. 172-
175.

54 Auffällig ist der Wechsel von KÄM zu KAM mitten in der Zeile.

59 Die Zahl am Anfang der Zeile ist nach der Neukopie auf S. 441 eine 6 und keine 4 wie von Ebeling angenommen. Zu

ittanmarü siehe AHw 42a.

61 Zu dem von Ebeling nicht kopierten Zeichen ana siehe bereits B. Pongratz-Leisten, SAAS X, 334 zu 61.

65-66 Dieser Abschnitt ist überaus schwierig, zum einen aufgrund von philologischen Problemen, zum anderen wegen

inhaltlicher Konsequenzen.

Das Zeichen am Beginn der Zeile - siehe die Neukopie auf S. 441 - läßt sich gut zu EN für siptu „Beschwömng“ ergän-
zen. Dies paßt durchaus zum folgenden Text der Zeile, ist aber in einem Opferschau-Text höchst ungewöhnlich. Das fol-
gende MUSEN.DÜ fasse ich hier, wie bereits B. Pongratz-Leisten, SAAS X 334 und U. S. Koch, Secrets, 296 als logogra-
phische Schreibung für den usandü, den „Vogelfänger“ auf, doch könnte man im Lichte der Vogel-Opferschau-Texte wie
A 120 (Nr. 88, KAR 426) auch an eine Wendung issüra(MUSEN) epesu(DÜ) „die Vogel-Opferschau durchführen“ denken.
Danach erscheinen die Zeichen su bal, die B. Pongratz-Leisten, SAAS X 327 und U. S. Koch, Secrets, 296 als su-pal
umschreiben und somit als akkadisches Wort auffassen, ohne jedoch eine Erklämng dafür anzubieten. Weil schon die Form
im Kontext sehr schwierig ist - es kann wohl kaum der status constructus eines Nomens vorliegen, und auch eine
Verbalform kommt nicht in Frage - gehe ich hier von einem Logogramm SU.BAL aus, ohne allerdings eine überzeugende
akkadische Lesung (etwa supelul) anbieten zu können, da der Kontext unklar ist. Das danach erscheinende in-du-us-su-ma
ist sicher als Verbalform aufzufassen, und in AHw 571a, gefolgt von CAD M/I 6a, wird die Form von madädu „(ver)mes-
sen“ mit dem Hinweis „unklar“ abgeleitet. Schließlich folgt SU.II DINGIR.MES MUSEN.DÜ SU.II DINGIR.MES ü-sa-an-
d[e\-e, und die Vermutung liegt nahe, daß hier - wie in Beschwörungen üblich - zweimal die gleiche Wendung erscheint,
 
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