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Ritualbeschreibungen und Gebete III

Rs.

19’ Enlil erhält zwar Epitheta als heldenhafter kriegerischer Herrscher (s. K. Tallqvist AGE. 301). ihm aktiv zur Seite
stehen aber Götter wie Nergal als qarrädu dannu Sa AEnlil. Ningirsu als qarräd AEnlil sowie Ninurta als qarrädu
rabü Sa AEnlil (s. ebd.. 163 und 425). Die Spuren am Bruch deuten darauf hin. dass Ninurta in dieser Zeile tatsäch-
lich erwähnt wird.
20’ Im Kontext dieses Abschnitts sollte -ka am ehesten als pronominales Suffix zum vorangehenden NIMGIR.MES
gezogenen werden. Die verbleibende Zeichenfolge ra-me wäre dann wohl, parallel zu ba-ni in Z. 19’ als Stativ der
3. Pers. m. Sg. zu interpretieren.
21 ’ E. Ebeling liest an dieser Stelle [//]-.« mu-u-[tu] ..der Tod möge ausziehen“. Es scheint allerdings, als sei nach -u das
Ende des Wortes erreicht.
22’ Zu der vorgeschlagenen Ergänzung vgl. L. Cagni. L’Epopea di Erra. 62.44 ^kakkü.MES-ka ez-zu-ti Su-nu-ma lil-li-
ku i-da-a-ka ..deine grimmigen Waffen, sie sollen dir zur Seite gehen.“
1 Das Epitheton Sar Sarräni/Sarn ..König der Könige“ findet sich im Lobpreis an Götter (vgl. K. Tallqvist. AGE. 237;
AHw 1190a). wird aber auch von weltlichen Herrschern seit mittelassyrischer Zeit geführt (M.-J. Seux. Epithetes
royales. 318f.). Aus dem späteren 1. Jahrtausend sind unter den neuassyrischen Königen allerdings lediglich Asar-
haddon und Assurbanipal als Titelträger bekannt.
3 E. Ebeling ergänzt ArOr 17/1. 183 fragend [/z]p- und geht laut seiner Übersetzung offenbar von einer Prekativform
vonpaläsu N ..anblicken“ aus. Dann müsste am Ende allerdings -is gelesen werden, was im neuassyrischen Syllabar
nicht zu erwarten ist (s. AnOr. 42. Nr. 139). Wenn man also von -iS- auszugehen hat. kann das nachfolgende Su sehr
wohl noch zu der mutmaßlichen Verbalform gehören. Es besteht somit keine Veranlassung, mit Ebeling op. cit.. 184
von einer Erwähnung von Su-Sin. des Königs der III. Dynastie von Ur. als ..mythische, göttliche Persönlichkeit“
auszugehen, zumal dieser nach derzeitigem Erkenntnisstand, anders als etwa Ibbi-Sin. in der literarischen Tradition
des 1. Jahrtausends keine Rolle gespielt hat.
4 Die Verbindung von belütu ..Herrschaft“ und rabü S ist gut bezeugt (s. CAD R 48f.). Nicht ausgeschlossen scheint
auch ein Verweis auf den herrschaftlichen Thron o. ä. des Königs (vgl. CAD B 204f.).
5 dIGI.DU mit den Lesungen APalil bzw. NgiStu gehört nach E. v. Weiher. AOAT 11. 93 zu den Nergalgestalten und
kann zumindest in spätbabylonischer Zeit für die Schreibung des Gottesnamens Nergal verwendet werden. Der
ebd. vertretene Ansatz dIGI.DU = Nergal wird von F. Wiggermann in RIA 9. 216 allerdings zurückgewiesen („dIGI.
DU does not have a reading Nerigal“). Der Gott oder eines seiner Attribute (etwa eine ..Waffe“ = kakku ?) wird als
schonungslos beschrieben. Die nachfolgende Prekativform ergänzt Ebeling zu li-ha-[al-liq\. Der Raum reicht dafür
aber nicht aus. Stattdessen ist von lediglich einem beschädigten Zeichen auszugehen, für das die Lesung liq unter
Zugrundelegung der Schreibung von ur in Z. 13 möglich scheint.
7 Die Lesung des ersten Elements des Gottesnamens TAR-bal-e als ku5 folgt der Argumentation von W. Meinhold.
AOAT 367. 179-181. Die dortige Besprechung der Belege zeigt, dass die Göttin Kubale im Zusammenhang mit der
Istar von Ninive erscheinen kann. Über ihr Wesen und ihre Funktion lässt sich demnach nichts Definitives sagen.
Diese Situation wird durch die vorliegende Stelle etwas verbessert, solange man davon ausgehen kann, dass Kubale
selbst Subjekt des Satzes ist. In diesem Fall wäre sie es selbst, die sich vermutlich mit der Abwehr von Feinden des
Königs befasst. E. Ebeling. ArOr 17/1. 183 ist zuzustimmen, wenn er die Form lu-uS-tpu'-ka als formal schwierig
erkennt, da sie einen Wechsel zur 1. Pers. Sg. voraussetzt. Hierfür kann allerdings auf Rs. 6’ und 15’ verwiesen
werden, wo Entsprechendes zu beobachten ist. Schwerer wiegt, dass die Reste des vbid gelesenen Zeichens auf eine
Graphie hindeuten, die sich deutlich von dem zweifelsfreien bu in Z. 4 unterscheidet.
10a Diese Zeile in kleinerer Schrift ist in Ebelings Umschrift unberücksichtigt geblieben. Der erste Teil ist vom Schrei-
ber offenbar wieder getilgt worden. Die nachfolgenden, gut zu lesenden Zeichen deuten zumindest nicht darauf hin.
dass es sich um die Angabe der Zeilenanzahl handelt.
11 CAD T 215 fasst qü als ..Netz“ auf: ..through your verdict (Marduk). the web of raging death is spread“ (vgl. auch
CAD Q 285). AHw 925 gibt für die hiervorliegende Verbindung mit taräsu die Bedeutung ..Faden spannen“ an.
Sohn des Ea ist Marduk (K. Tallqvist. AGE. 363f.). Auch die nachfolgenden allgemeineren Epitheta in Z. 11 ’-12’
lassen sich ihm zuordnen (ebd.. 367; 371).
12 Gegen E. Ebeling. ArOr 17/1. 183 ist vor AN-e keinesfalls Sä zu lesen. Der verbleibende Raum in der Lücke ist für
die gebotene Ergänzung knapp ausreichend (zur Verbindungpurusse paräsu s. CAD P 53 If.).
13 Der Text bietet deutlich ur-ka. Es dürfte sich aber angesichts der Parallele in Z. 15 um ein Schreiberversehen für
ur-ta handeln. Weitere Belege für tanamdin urtu in Gebeten s. AHw 1499 s. v. wu”urtam nadänum.
14 Die von E. Ebeling. ArOr 17/1. 183f. ta-ta-su und zweifelnd als ..erhebst du“ gedeutete Verbalform ist in der Tat
schwierig. Während das erste ta in der darüber liegenden Zeile eine genaue Entsprechung findet, scheinen die ein-
leitenden Waagerechten des zweiten teilweise durch einen sicher nicht zugehörigen senkrechten Keil überschrieben.
Wenn die Spuren nach DUB.SAR korrekt gedeutet sind und tatsächlich das Epitheton tupSar gimri vorliegt, richtet
sich der Beter bereits hier, wie auch im Folgenden, an den Gott Nabü (vgl. K. Tallqvist. AGE. 382; CAD T 161).
Dazu passt auch die genealogische Angabe binüt Tutu, die wiederum auf Marduk als Vater des hier angesprochenen
Gottes verweist.
15 Wenn die Ergänzung dS[Ä.ZU] zutrifft, ist hier der Name der Gemahlin Marduks zu erwarten. Das nur teilweise
erhaltene Theonym lässt sich aber nicht mit den bekannten Erscheinungsformen der Göttin Zarpämtu in Verbindung
 
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