Textbearbeitungen: Nr. 30
63
Vs. li. Kol.
Suilla-Gebeten IV R 53 aus der Bibliothek Assurbanipals. wobei einschränkend berücksichtigt werden sollte, dass
die Passage mit Ninurta-Gebeten schlecht erhalten ist. Dessen ungeachtet hat der vorliegende Text, der in die mittel-
assyrische Zeit datiert, möglicherweise keine Aufnahme in den neuassyrischen Kanon gefunden.
1 Die Kombination von sür hus ist ungewöhnlich, da beide mit akkad. ezzu oder samru ..wütend, wild” wiederge-
geben werden (siehe M. Civil. The Farmer’s Instructions. 102). Die große semantische Nähe verhindert meist den
Gebrauch beider Begriffe als Hendiadyoin, ein weiterer Beleg ist nur Iddin-Dagan C. ein Adab-Lied auf Ningublaga
(W. H. Ph. Römer. UF 28. 530): 1 [e]n?! u4 sür-hus er[im?]-rma1 [ ] rx x x1
Ansonsten werden eher die Kombinationen u4 hus und seltener u4 sür verwendet. Die Zeichenkombination gü
seg10 (KA*SID) ist ungewöhnlich, da beide im Sumerischen ..Stimme” bezeichnen. Die akkadische Version gibt
rigim sibbisu. was wohl als ..sein Kampfesschrei” zu übersetzen ist (s. u. zu Vs. re. Kol. 1). Daher ist es wohl besser
hier gü silig ..mächtiges Gebrüll” zu lesen, obwohl diese Kombination im Sumerischen nicht belegt ist.
3 Es ist nicht ganz sicher, welches Verb durch das Zeichen PA wiedergegeben wird. Es wäre möglich PA als sig/
narätu ..zittern” zu interpretieren (CAD N/I 348). Dies würde ungefähr üru äm-ma-ir-ra-bi. Tafel XX 30
(K. Volk. FAOS 18. 139) entsprechen:
bära-bära-ge-re'l-ne mu-un-da-ab-sig-sig-rge'l-en
a-sib p\a-ra-~\k-ki i-nar-ra-tu-nim
..Die Herrscher/Thronenden lasse ich (Inanna) erzittern”.
Es wäre also theoretisch eine Übersetzung möglich: ..Er (der wütende Sturm) lässt die Kultpostamente/Herrscher
erzittern.” Diese Übersetzung ist jedoch nicht mit dem erhaltenen akkadischen Verb suharrurum ..(toten)still sein”
in Einklang zu bringen. Die einzige Möglichkeit in die semantische Nähe von suharruru(jri) zu gelangen, wäre PA
mit der Lesung sig als syllabische Schreibung für sig9 (si)lsuqammumu(ni) ..still sein” (CAD S/III332) aufzufassen.
Eine Schreibung dieser Art ist belegt in CT 17 1:12:
] e sig-gar-ra-a-ba: ina mu-si ma-si-il E ina su-qa-mu-[mi-su]
Diese Lösung befriedigt jedoch nicht, da s ig9/'suqammumu(m) ..still sein” bereits in der nächsten Zeile verwendet
wird. Es ist eventuell besser anzunehmen, dass in dieser Zeile die sumerische und die akkadische Version abwei-
chen. insbesondere da ..zittern” in einem engeren semantischen Feld zu den vorherigen Verben ..zerstören”. ..auf-
wühlen” und ..tosen” liegt.
4 Das als si gelesene Zeichen ist unsicher, bietet sich aber aufgrund der erhaltenen akkadischen Entsprechung an. Die
Gleichung sig9 = suqammumu(m) findet sich in M. Cohen. CLAM. 213. b+131:
a e-a mu-nu12-bi al-si sipa-bi se äm-sa4
a-hu-lap E ü-tul-la-sü us-qa-am-ma-mu re-'-ü-sü us-ha-ra-ar
Die Reste des letzten erkennbaren Zeichens in der sumerischen Zeile könnten als ga oder ba gelesen werden.
Zwar ist der Wechsel zwischen Emegir /g/ und Emesal /b/ in der Koda im Auslaut bekannt, z. B. sag4 - sab (M.
Schretter. Emesal-Studien Nr. 415). jedoch sind bislang keine Variationen des Verbs sig9 belegt. Die Interpretation
der Zeichenreste als Beginn von ga bietet sich daher eher an. Weiterhin ist problematisch, dass in der sumerischen
Literatur Vergleiche mit Schlangen auf deren körperlichen Attribute anspielen, jedoch nicht auf ihre Geräusche, s.
W. Heimpel. Tierbilder. 466ff. sowie R. Pientka-Hinz. FS Groneberg. 169-186.
5 Dem akkadischen Verb damämum ..weinen” entspricht in der sumerischen Zeile die Zeichengruppe d u - d u - a. Ak-
kadisches damämum entspricht im Sumerischen se8-ses (CAD D 60). welches wiederum im Emesal als se-sa4
wiedergegeben wird (M. Schretter. Emesal-Studien. 256). Die Zeichen Du-Du-a sind daher wohl als sa4-sa4-a zu
lesen, jedochfehlt anscheinend der Beginnse des Kompositverbes. Da jedoch se-sa4 in späteren Texten häufig mit
se8-ses verwechselt wird und Mischformen belegt sind (M. Jaques. AOAT 332. 163). kann hier wohl auch von einer
Variante ausgegangen werden. Aufgrund der akkadischen Zeile wird das Verb als intransitiv interpretiert.
Die Kombination tir-ra-an-na ist problematisch. Es liegt nahe, sie als syllabische Schreibung für dtir-an-na/
manzät ..Regenbogen” (CAD M/1230-232) zu interpretieren. Eine syllabische Schreibung dtir-ra-an-na ist bislang
wenigstens einmal belegt (Langdon W-B-Collection/1. 9 III. 2; Duplikat zur Götterliste KAR 63). Das Bild, dass
ein Regenbogen ..weint”, ist aus der altorientalischen Literatur jedoch nicht bekannt. Da sowohl der Regenbogen
als auch das ..Weinen” mit Regen in Verbindung gebracht werden können, ist hier wohl ein Zusammenhang zu der
bekannten Rolle des Ninurta/Ningirsu als Gott des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit gegeben (RIA 9. 514-517).
6 Das Zeichen gig (mi) wird hier anscheinend homophon für gig verwendet. Dies wird aus dem folgendem i-i/ inüqa
ersichtlich, da näqu(m) ..stöhnen, klagen” häufig mit gig/marsis belegt ist (CAD N/I 341). Dieser Gebrauch eines
homophonen Zeichens gegen seinen logographischen Wert lässt sich ebenfalls in Z. 12 sa4-sa4 (du-du) anstatt
sa5-sa5 (ak-ak) nachweisen. Das Adverb marsis ..krank” ist in der stark beschädigten akkadischen Zeile nicht zu
erkennen. Die Zeichenreste des ersten Zeichens könnten für die Lesung mar sprechen, während das Nachfolgende
mit großer Sicherheit als su zu identifizieren ist. Eine Lesung marsidjri) ..krank” bietet sich daher an.
7 Wie schon von A. Falkenstein. MDOG 85 2. angemerkt, ist der Dativ in dieser Zeile inkorrekt und auf die multiplen
Funktionen von akkadisch ana zurückzuführen.
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Vs. li. Kol.
Suilla-Gebeten IV R 53 aus der Bibliothek Assurbanipals. wobei einschränkend berücksichtigt werden sollte, dass
die Passage mit Ninurta-Gebeten schlecht erhalten ist. Dessen ungeachtet hat der vorliegende Text, der in die mittel-
assyrische Zeit datiert, möglicherweise keine Aufnahme in den neuassyrischen Kanon gefunden.
1 Die Kombination von sür hus ist ungewöhnlich, da beide mit akkad. ezzu oder samru ..wütend, wild” wiederge-
geben werden (siehe M. Civil. The Farmer’s Instructions. 102). Die große semantische Nähe verhindert meist den
Gebrauch beider Begriffe als Hendiadyoin, ein weiterer Beleg ist nur Iddin-Dagan C. ein Adab-Lied auf Ningublaga
(W. H. Ph. Römer. UF 28. 530): 1 [e]n?! u4 sür-hus er[im?]-rma1 [ ] rx x x1
Ansonsten werden eher die Kombinationen u4 hus und seltener u4 sür verwendet. Die Zeichenkombination gü
seg10 (KA*SID) ist ungewöhnlich, da beide im Sumerischen ..Stimme” bezeichnen. Die akkadische Version gibt
rigim sibbisu. was wohl als ..sein Kampfesschrei” zu übersetzen ist (s. u. zu Vs. re. Kol. 1). Daher ist es wohl besser
hier gü silig ..mächtiges Gebrüll” zu lesen, obwohl diese Kombination im Sumerischen nicht belegt ist.
3 Es ist nicht ganz sicher, welches Verb durch das Zeichen PA wiedergegeben wird. Es wäre möglich PA als sig/
narätu ..zittern” zu interpretieren (CAD N/I 348). Dies würde ungefähr üru äm-ma-ir-ra-bi. Tafel XX 30
(K. Volk. FAOS 18. 139) entsprechen:
bära-bära-ge-re'l-ne mu-un-da-ab-sig-sig-rge'l-en
a-sib p\a-ra-~\k-ki i-nar-ra-tu-nim
..Die Herrscher/Thronenden lasse ich (Inanna) erzittern”.
Es wäre also theoretisch eine Übersetzung möglich: ..Er (der wütende Sturm) lässt die Kultpostamente/Herrscher
erzittern.” Diese Übersetzung ist jedoch nicht mit dem erhaltenen akkadischen Verb suharrurum ..(toten)still sein”
in Einklang zu bringen. Die einzige Möglichkeit in die semantische Nähe von suharruru(jri) zu gelangen, wäre PA
mit der Lesung sig als syllabische Schreibung für sig9 (si)lsuqammumu(ni) ..still sein” (CAD S/III332) aufzufassen.
Eine Schreibung dieser Art ist belegt in CT 17 1:12:
] e sig-gar-ra-a-ba: ina mu-si ma-si-il E ina su-qa-mu-[mi-su]
Diese Lösung befriedigt jedoch nicht, da s ig9/'suqammumu(m) ..still sein” bereits in der nächsten Zeile verwendet
wird. Es ist eventuell besser anzunehmen, dass in dieser Zeile die sumerische und die akkadische Version abwei-
chen. insbesondere da ..zittern” in einem engeren semantischen Feld zu den vorherigen Verben ..zerstören”. ..auf-
wühlen” und ..tosen” liegt.
4 Das als si gelesene Zeichen ist unsicher, bietet sich aber aufgrund der erhaltenen akkadischen Entsprechung an. Die
Gleichung sig9 = suqammumu(m) findet sich in M. Cohen. CLAM. 213. b+131:
a e-a mu-nu12-bi al-si sipa-bi se äm-sa4
a-hu-lap E ü-tul-la-sü us-qa-am-ma-mu re-'-ü-sü us-ha-ra-ar
Die Reste des letzten erkennbaren Zeichens in der sumerischen Zeile könnten als ga oder ba gelesen werden.
Zwar ist der Wechsel zwischen Emegir /g/ und Emesal /b/ in der Koda im Auslaut bekannt, z. B. sag4 - sab (M.
Schretter. Emesal-Studien Nr. 415). jedoch sind bislang keine Variationen des Verbs sig9 belegt. Die Interpretation
der Zeichenreste als Beginn von ga bietet sich daher eher an. Weiterhin ist problematisch, dass in der sumerischen
Literatur Vergleiche mit Schlangen auf deren körperlichen Attribute anspielen, jedoch nicht auf ihre Geräusche, s.
W. Heimpel. Tierbilder. 466ff. sowie R. Pientka-Hinz. FS Groneberg. 169-186.
5 Dem akkadischen Verb damämum ..weinen” entspricht in der sumerischen Zeile die Zeichengruppe d u - d u - a. Ak-
kadisches damämum entspricht im Sumerischen se8-ses (CAD D 60). welches wiederum im Emesal als se-sa4
wiedergegeben wird (M. Schretter. Emesal-Studien. 256). Die Zeichen Du-Du-a sind daher wohl als sa4-sa4-a zu
lesen, jedochfehlt anscheinend der Beginnse des Kompositverbes. Da jedoch se-sa4 in späteren Texten häufig mit
se8-ses verwechselt wird und Mischformen belegt sind (M. Jaques. AOAT 332. 163). kann hier wohl auch von einer
Variante ausgegangen werden. Aufgrund der akkadischen Zeile wird das Verb als intransitiv interpretiert.
Die Kombination tir-ra-an-na ist problematisch. Es liegt nahe, sie als syllabische Schreibung für dtir-an-na/
manzät ..Regenbogen” (CAD M/1230-232) zu interpretieren. Eine syllabische Schreibung dtir-ra-an-na ist bislang
wenigstens einmal belegt (Langdon W-B-Collection/1. 9 III. 2; Duplikat zur Götterliste KAR 63). Das Bild, dass
ein Regenbogen ..weint”, ist aus der altorientalischen Literatur jedoch nicht bekannt. Da sowohl der Regenbogen
als auch das ..Weinen” mit Regen in Verbindung gebracht werden können, ist hier wohl ein Zusammenhang zu der
bekannten Rolle des Ninurta/Ningirsu als Gott des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit gegeben (RIA 9. 514-517).
6 Das Zeichen gig (mi) wird hier anscheinend homophon für gig verwendet. Dies wird aus dem folgendem i-i/ inüqa
ersichtlich, da näqu(m) ..stöhnen, klagen” häufig mit gig/marsis belegt ist (CAD N/I 341). Dieser Gebrauch eines
homophonen Zeichens gegen seinen logographischen Wert lässt sich ebenfalls in Z. 12 sa4-sa4 (du-du) anstatt
sa5-sa5 (ak-ak) nachweisen. Das Adverb marsis ..krank” ist in der stark beschädigten akkadischen Zeile nicht zu
erkennen. Die Zeichenreste des ersten Zeichens könnten für die Lesung mar sprechen, während das Nachfolgende
mit großer Sicherheit als su zu identifizieren ist. Eine Lesung marsidjri) ..krank” bietet sich daher an.
7 Wie schon von A. Falkenstein. MDOG 85 2. angemerkt, ist der Dativ in dieser Zeile inkorrekt und auf die multiplen
Funktionen von akkadisch ana zurückzuführen.