Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
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ihrem Objekt. Im Bewußtsein überhaupt, das richtig oder unrichtig von Gegenstän-
den weiß, ist dieses Subjekt der allgemeine, vertretbare Punkt dieses Bewußtseins. Für
den Gottesglauben aber ist dieses Subjekt die mögliche Existenz. Wenn den Chiffern
der Transzendenz nicht die Unbedingtheit einer geschichtlichen Existenz entspricht,
sind sie ein Rascheln vertrockneter Blätter. Wenn von Chiffern gesprochen wird wie
von erkennbaren oder offenbarten objektiven Gegenständen, ohne daß im gleichen
Augenblick das Subjekt als Existenz in ihrem Ernst gegenwärtig ist, dann bleibt aller-
dings übrig Aberglauben und Fanatismus. Kierkegaards Satz »Die Subjektivität ist die
Wahrheit«130 ist bei ihm bewußt provozierend geschrieben gegenüber den Philoso-
phen, Theologen und Pfarrern, die nur »dozieren«. Gerade Kierkegaard hat die Objek-
tivität in dieser existentiellen Subjektivität festgehalten, indem er ihren hier grund-
sätzlich anderen Charakter bewußt machte.131
Die Erscheinungen, die uns in der Spaltung vorkommen, haben durchaus verschie-
dene Weisen ihrer Objektivität, die den entsprechenden, durchaus verschiedenen Wei-
sen der Subjektivität sich zeigen.
Die Vergewisserung der Weisen des Umgreifenden ermöglicht es, das Ausspielen
von Subjekt und Objekt, von Subjektivität und Objektivität gegeneinander abzuweh-
ren. Es ist erstens falsch, Subjekt und | Objekt auf eine einzige Weise zu nehmen. Es ist 138
zweitens falsch, den der Subjektivität zu bezichtigen, der auf die zu einer spezifischen
Objektivität gehörende Subjektivität hinweist, oder eine vermeintlich subjektfreie Ob-
jektivität für die Wahrheit zu halten. Jedesmal ist vielmehr zu fragen: welches Subjekt
und welches Objekt? Immer gehören beide zueinander und sind nicht ohne einander.
In jeder Weise des Umgreifenden ist die Spaltung von Subjekt-Objekt und die Be-
ziehung beider aufeinander eine eigentümliche: Im Bewußtsein überhaupt: das mei-
nende Gerichtetsein auf Gegenstände. Im Dasein: als Bezug von Innenwelt und Um-
welt. Im Geist: der Bezug von Phantasie und Gebilde. In der Existenz: ich selbst als
Freiheit in bezug auf die Transzendenz, durch die ich bin.
Immer gilt für die Erscheinungen: kein Subjekt ohne Objekt, kein Objekt ohne Sub-
jekt. Denn das Umgreifende, das in der Spaltung erscheint, läßt stets eine Weise des
Subjektseins einer Weise des Objektseins gegenüberstehen, so das Dasein der Umwelt,
das Bewußtsein überhaupt den denkend gemeinten Gegenständen in der Welt, den
Geist den Gestalten. Nach dem Sprunge aus dieser Immanenz stehen sich analog Exis-
tenz und Transzendenz gegenüber: keine Existenz ohne Bezug auf Transzendenz.
g. Der Sprung von der Immanenz zur Transzendenz
Die Welt ist für unsere Erkenntnis kein in sich geschlossenes Ganzes, kein harmoni-
sches Totalgeschehen, keine durchgehende Zweckhaftigkeit in einem eindeutigen Ver-
ursachungsgewebe. Sie ist nicht aus sich begreifbar. Wäre die Welt die Einheit dieser
Totalität, so wäre sie das Sein selber, außer dem nichts anderes wäre.
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ihrem Objekt. Im Bewußtsein überhaupt, das richtig oder unrichtig von Gegenstän-
den weiß, ist dieses Subjekt der allgemeine, vertretbare Punkt dieses Bewußtseins. Für
den Gottesglauben aber ist dieses Subjekt die mögliche Existenz. Wenn den Chiffern
der Transzendenz nicht die Unbedingtheit einer geschichtlichen Existenz entspricht,
sind sie ein Rascheln vertrockneter Blätter. Wenn von Chiffern gesprochen wird wie
von erkennbaren oder offenbarten objektiven Gegenständen, ohne daß im gleichen
Augenblick das Subjekt als Existenz in ihrem Ernst gegenwärtig ist, dann bleibt aller-
dings übrig Aberglauben und Fanatismus. Kierkegaards Satz »Die Subjektivität ist die
Wahrheit«130 ist bei ihm bewußt provozierend geschrieben gegenüber den Philoso-
phen, Theologen und Pfarrern, die nur »dozieren«. Gerade Kierkegaard hat die Objek-
tivität in dieser existentiellen Subjektivität festgehalten, indem er ihren hier grund-
sätzlich anderen Charakter bewußt machte.131
Die Erscheinungen, die uns in der Spaltung vorkommen, haben durchaus verschie-
dene Weisen ihrer Objektivität, die den entsprechenden, durchaus verschiedenen Wei-
sen der Subjektivität sich zeigen.
Die Vergewisserung der Weisen des Umgreifenden ermöglicht es, das Ausspielen
von Subjekt und Objekt, von Subjektivität und Objektivität gegeneinander abzuweh-
ren. Es ist erstens falsch, Subjekt und | Objekt auf eine einzige Weise zu nehmen. Es ist 138
zweitens falsch, den der Subjektivität zu bezichtigen, der auf die zu einer spezifischen
Objektivität gehörende Subjektivität hinweist, oder eine vermeintlich subjektfreie Ob-
jektivität für die Wahrheit zu halten. Jedesmal ist vielmehr zu fragen: welches Subjekt
und welches Objekt? Immer gehören beide zueinander und sind nicht ohne einander.
In jeder Weise des Umgreifenden ist die Spaltung von Subjekt-Objekt und die Be-
ziehung beider aufeinander eine eigentümliche: Im Bewußtsein überhaupt: das mei-
nende Gerichtetsein auf Gegenstände. Im Dasein: als Bezug von Innenwelt und Um-
welt. Im Geist: der Bezug von Phantasie und Gebilde. In der Existenz: ich selbst als
Freiheit in bezug auf die Transzendenz, durch die ich bin.
Immer gilt für die Erscheinungen: kein Subjekt ohne Objekt, kein Objekt ohne Sub-
jekt. Denn das Umgreifende, das in der Spaltung erscheint, läßt stets eine Weise des
Subjektseins einer Weise des Objektseins gegenüberstehen, so das Dasein der Umwelt,
das Bewußtsein überhaupt den denkend gemeinten Gegenständen in der Welt, den
Geist den Gestalten. Nach dem Sprunge aus dieser Immanenz stehen sich analog Exis-
tenz und Transzendenz gegenüber: keine Existenz ohne Bezug auf Transzendenz.
g. Der Sprung von der Immanenz zur Transzendenz
Die Welt ist für unsere Erkenntnis kein in sich geschlossenes Ganzes, kein harmoni-
sches Totalgeschehen, keine durchgehende Zweckhaftigkeit in einem eindeutigen Ver-
ursachungsgewebe. Sie ist nicht aus sich begreifbar. Wäre die Welt die Einheit dieser
Totalität, so wäre sie das Sein selber, außer dem nichts anderes wäre.