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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0352
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Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung

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| Fünfter Teil
Der Kampf im Reich der Chiffern

Einleitung
(1) Die Situation: Das Reich der Chiffern ist kein harmonisches Reich, das uns die Fülle
des Seins eindeutig kundgibt.
Wenn manche Chiffern die Ruhe versprechen, so gibt das Wissen vom Ganzen der
Chiffernwelt noch keineswegs die Ruhe. Chiffern sprechen gegen andere Chiffern.
Höre ich die einen, verleugne ich die anderen. Wenn wir uns in einzelne Chiffern ver-
tiefen, so steht im Hintergründe dies Reich im ganzen als Reich des Kampfes.
Aber was für ein Kampf ist das? Nicht Daseinskampf, nicht Kampf um Macht, son-
dern Kampf um die Wahrheit im Ursprung. Dieser Kampf kann sich in Daseinskämp-
fen gleichsam inkarnieren, und Daseinskämpfe können sich Fahnen holen aus dem
Reich der Chiffern. Dann ist der reine Sinn der Chiffern, ihre Bewegung zur Wahrheit
der Transzendenz hin und von ihr her, getrübt oder verdorben oder verschwunden.
Der Kampf hört nur auf im Überschreiten der Welt der Chiffernsprache, damit der
Welt überhaupt, in das Unsagbare und Nichtsprechende. Dann aber geht uns die Welt
verloren.
Oder der Kampf hört auf oder hat noch nicht begonnen, wenn wir alle Chiffern
nicht ernst nehmen, sondern sie insgesamt auf einer Ebene des Unverbindlichen,
Phantastischen, Reizvollen sehen. Dann aber ist uns das fragende Bewußtsein nach
dem Grund der Dinge, ist uns die Transzendenz verloren.
(2) Die Objektivierung der Mächte: Der Kampf in den Chiffern ist bezogen auf Tran-
szendenz. Aber der Einzelne erspürt, daß nicht die Transzendenz selber unmittelbar
mit ihm ist und daß sie nicht nur mit ihm ist. Denn sie ist der Grund von allem, seiner
selbst so gut wie seines Todfeindes, seiner als Existenz und seiner als Natur, die ihn
trägt, aber auch vernichtet. Mit den Chiffern findet ein Kampf des | Wahrheitswillens
statt, der auf eine Vielfachheit der Mächte stößt, die wir vergeblich zu begreifen su-
chen. Denn wir stehen darin und überblicken sie nicht.
Wenn wir sie objektivieren als einen Kampf der Mächte, die in den Chiffern aufei-
nanderstoßen, so ist diese Objektivierung selber entweder ein Signum: es trifft die Er-
scheinung unserer Existenz im Dasein, wie diese zur Stätte wird, an der die Kämpfe
stattfinden - oder sie ist selbst eine Chiffer von etwas, das in der Transzendenz wurzelt.

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