Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
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in die Welt, mit dem Wissen, daß das, was sie sucht, in ihrem zeitlichen Dasein nicht
zu erreichen ist außer durch ihre Existenz selber, die in Welt und Zeit, die Chiffern hö-
rend, wirklich wird.
Gegen die Verflüchtigung in die Abstraktion des Einen als Negativen, gegen die
Weltleere der mystischen unio stellt sich wieder her die erfüllte Gegenwart der Trans-
zendenz, hörbar in den Chiffern für Existenz. Diese ist frei in der Welt, weil sie gebun-
den ist im Unbegriffenen, aus dem heraus sie begreift, das sie aber nie hat und nie ist.
(4) In der Situation unseres endlichen Menschseins suchen wir beides: Das frei ma-
chende, unangetastete, transzendente Eine und die unendliche Sprache der Endlich-
keit.
Das Eine ist uns gegenwärtig in dem unübertragbaren, nicht allgemeinheitlich wer-
denden Einen der existentiellen Wirklichkeit, die sich als Spiegel erfährt des einzig Ei-
nen, das niemand weiß oder besitzt. Wir verlieren diese Möglichkeit, wenn wir uns fes-
seln lassen durch ein vermeintliches Eines in der Welt als einem absoluten.
Die unendliche Sprache der Endlichkeit kommt zu uns aus der unabsehbaren Welt
der Realitäten und der Denkbarkeiten. Wir bewegen uns in der Welt der Endlichkei-
ten, umgriffen vom unendlichen Sein-Nichts des Überseins, das wir nicht geradezu
treffen. Wir verlieren, wenn dies Umgreifende uns stumm wird, die Transparenz der
Dinge und geraten in die Endlosigkeit des Gleichgültigen.
Nur der Schein einer rationalen Alternative zwingt zur Wahl zwischen der Verflüch-
tigung in der abstrakten Spekulation und der Verleiblichung im Aberglauben. Beides
wehrt unser Philosophieren ab, um die eigentliche Wirklichkeit nicht zu verlieren auf
dem Weg der Existenz in ihrem zeitlichen Dasein. Dieser Weg ist substantiell erleuch-
tet durch die Chiffern, formal vergewissert und denkend gerechtfertigt durch das
Grundwissen.
8. Die Befreiung des Menschen
(1) Die Befreiung geht von den dumpfen wilden Mächten zu den persönlichen Göt-
tern, von den Göttern, die jenseits von Gut und Böse stehen, zu den sittlichen Göt-
tern, von den Göttern zum Einen Gott - und zur letzten Freiheit dorthin, wo der eine
und der persönliche Gott als Chiffer erkannt wird. Nenne man diese letzte Befreiung
den Auf | stieg von Gott zur Gottheit, von den Chiffern zu dem, woraus alle Chiffern 428
Sprache werden, es ist die Befreiung aus allen Fesseln der eigenen Vorstellungen und
Gedanken hin zur Wahrheit selbst, vor der das Denken still steht.
(2) Diese letzte Befreiung hat wesentliche Folgen:
Ich höre auf, die Chiffer des Gottes, dem ich als dem meinen folge, als den Gott für
alle zu beanspruchen.
Ich höre auf, Gott für mein Dasein und meine Interessen, für die Lebensform und
für den Glaubensinhalt gleichsam in Besitz zu nehmen und meine Kämpfe in der Welt
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in die Welt, mit dem Wissen, daß das, was sie sucht, in ihrem zeitlichen Dasein nicht
zu erreichen ist außer durch ihre Existenz selber, die in Welt und Zeit, die Chiffern hö-
rend, wirklich wird.
Gegen die Verflüchtigung in die Abstraktion des Einen als Negativen, gegen die
Weltleere der mystischen unio stellt sich wieder her die erfüllte Gegenwart der Trans-
zendenz, hörbar in den Chiffern für Existenz. Diese ist frei in der Welt, weil sie gebun-
den ist im Unbegriffenen, aus dem heraus sie begreift, das sie aber nie hat und nie ist.
(4) In der Situation unseres endlichen Menschseins suchen wir beides: Das frei ma-
chende, unangetastete, transzendente Eine und die unendliche Sprache der Endlich-
keit.
Das Eine ist uns gegenwärtig in dem unübertragbaren, nicht allgemeinheitlich wer-
denden Einen der existentiellen Wirklichkeit, die sich als Spiegel erfährt des einzig Ei-
nen, das niemand weiß oder besitzt. Wir verlieren diese Möglichkeit, wenn wir uns fes-
seln lassen durch ein vermeintliches Eines in der Welt als einem absoluten.
Die unendliche Sprache der Endlichkeit kommt zu uns aus der unabsehbaren Welt
der Realitäten und der Denkbarkeiten. Wir bewegen uns in der Welt der Endlichkei-
ten, umgriffen vom unendlichen Sein-Nichts des Überseins, das wir nicht geradezu
treffen. Wir verlieren, wenn dies Umgreifende uns stumm wird, die Transparenz der
Dinge und geraten in die Endlosigkeit des Gleichgültigen.
Nur der Schein einer rationalen Alternative zwingt zur Wahl zwischen der Verflüch-
tigung in der abstrakten Spekulation und der Verleiblichung im Aberglauben. Beides
wehrt unser Philosophieren ab, um die eigentliche Wirklichkeit nicht zu verlieren auf
dem Weg der Existenz in ihrem zeitlichen Dasein. Dieser Weg ist substantiell erleuch-
tet durch die Chiffern, formal vergewissert und denkend gerechtfertigt durch das
Grundwissen.
8. Die Befreiung des Menschen
(1) Die Befreiung geht von den dumpfen wilden Mächten zu den persönlichen Göt-
tern, von den Göttern, die jenseits von Gut und Böse stehen, zu den sittlichen Göt-
tern, von den Göttern zum Einen Gott - und zur letzten Freiheit dorthin, wo der eine
und der persönliche Gott als Chiffer erkannt wird. Nenne man diese letzte Befreiung
den Auf | stieg von Gott zur Gottheit, von den Chiffern zu dem, woraus alle Chiffern 428
Sprache werden, es ist die Befreiung aus allen Fesseln der eigenen Vorstellungen und
Gedanken hin zur Wahrheit selbst, vor der das Denken still steht.
(2) Diese letzte Befreiung hat wesentliche Folgen:
Ich höre auf, die Chiffer des Gottes, dem ich als dem meinen folge, als den Gott für
alle zu beanspruchen.
Ich höre auf, Gott für mein Dasein und meine Interessen, für die Lebensform und
für den Glaubensinhalt gleichsam in Besitz zu nehmen und meine Kämpfe in der Welt