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Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
Das Bewußtsein der vollzogenen Umkehr bringt jederzeit zum eigentlichen
Menschsein. In der Situation heute wird sie zum Ursprung der Rettung überhaupt. Sie
ist die einzige alles andere in sich schließende Möglichkeit.
Statt uns von Bildern der Zukunft verführen zu lassen, die in optimistischem oder
pessimistischem Scheinwissen etwas vorgaukeln, werden wir uns der Verantwortung
bewußt. Diese Verantwortung liegt in jedem Alltag, in unseren Impulsen und Gefüh-
len, in unserer Lebensführung, im Umgang mit Menschen, der Nähe und Ferne zu
ihnen, dem Vorziehen und Nachsetzen, in allen den kleinen und großen Entschei-
dungen, die nicht nur für uns selbst, sondern auch für den Gang der Dinge wesent-
lich sind. In unseren Vorstellungen vom Menschen, in dem Getroffensein von Chif-
fern und in den Maßstäben, unter denen sie stehen, und in den letzten Richtpunkten,
an denen sie orientiert sind, vollziehen wir Akte der Freiheit, für die wir verantwort-
lich sind.
4. Hilft die Philosophie?
(1) Daß Befreiung noch keineswegs zur Freiheit als Erfüllung führt, ist offenbar. Die
Vergegenwärtigung dieser Erscheinung zeigt noch nicht, was zu tun ist. Sie gibt nicht
bestimmte Vorschriften, sagt dem Verstand nicht, wie es zu »machen« sei.
471 Der Verstand (sei es der von Offenbarungsgläubigen oder von | »Atheisten«) möchte
daher viel eher behaupten: Die Philosophie hat das Unheil der Befreiung gebracht,
aber nicht die Freiheit. Zwar befreit die Philosophie den Menschen, aber erfüllt seine
Freiheit nicht.
Darauf ist die erste Antwort: Philosophie will Wahrheit.
Sie kann nicht verkündigen, nichts Festes, nichts Absolutes als Halt an einer Reali-
tät in der Welt zeigen. Sie bleibt in schwebenden Chiffern.
Es gibt ohne Unredlichkeit nicht mehr eine prophetische Philosophie, die ihr Wis-
sen durch vernünftige Einsicht als das allein Wahre, anderes ausschließend, besitzen
und lehren könnte.
Was sie als erstes und letztes will, ist Wahrheit, und, da niemand sie besitzt, die For-
derung der Wahrhaftigkeit.
Philosophie setzt alles auf die Wahrheit, sogar ohne vorweg zu wissen, was sie sei.
Daher von jeher ihre immer wiederholte und immer wieder ursprünglich ergriffene
Frage, was Wahrheit eigentlich sei.
Die Philosophie sieht ein: es gibt keine richtige Welteinrichtung; es gibt nicht für
den Menschen die eine einzige absolute Wahrheit für alle. Der Mensch ist und bleibt
auf dem Wege.
Philosophierend glauben wir, alles werde uns auf den rechten Weg führen, wenn
wir wahrhaftig werden; ohne Wahrhaftigkeit aber sei alles verderbt und verloren. Um
Wahrheit sich ohne Einschränkung zu bemühen, ist Bedingung des Lebenssinns.
Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
Das Bewußtsein der vollzogenen Umkehr bringt jederzeit zum eigentlichen
Menschsein. In der Situation heute wird sie zum Ursprung der Rettung überhaupt. Sie
ist die einzige alles andere in sich schließende Möglichkeit.
Statt uns von Bildern der Zukunft verführen zu lassen, die in optimistischem oder
pessimistischem Scheinwissen etwas vorgaukeln, werden wir uns der Verantwortung
bewußt. Diese Verantwortung liegt in jedem Alltag, in unseren Impulsen und Gefüh-
len, in unserer Lebensführung, im Umgang mit Menschen, der Nähe und Ferne zu
ihnen, dem Vorziehen und Nachsetzen, in allen den kleinen und großen Entschei-
dungen, die nicht nur für uns selbst, sondern auch für den Gang der Dinge wesent-
lich sind. In unseren Vorstellungen vom Menschen, in dem Getroffensein von Chif-
fern und in den Maßstäben, unter denen sie stehen, und in den letzten Richtpunkten,
an denen sie orientiert sind, vollziehen wir Akte der Freiheit, für die wir verantwort-
lich sind.
4. Hilft die Philosophie?
(1) Daß Befreiung noch keineswegs zur Freiheit als Erfüllung führt, ist offenbar. Die
Vergegenwärtigung dieser Erscheinung zeigt noch nicht, was zu tun ist. Sie gibt nicht
bestimmte Vorschriften, sagt dem Verstand nicht, wie es zu »machen« sei.
471 Der Verstand (sei es der von Offenbarungsgläubigen oder von | »Atheisten«) möchte
daher viel eher behaupten: Die Philosophie hat das Unheil der Befreiung gebracht,
aber nicht die Freiheit. Zwar befreit die Philosophie den Menschen, aber erfüllt seine
Freiheit nicht.
Darauf ist die erste Antwort: Philosophie will Wahrheit.
Sie kann nicht verkündigen, nichts Festes, nichts Absolutes als Halt an einer Reali-
tät in der Welt zeigen. Sie bleibt in schwebenden Chiffern.
Es gibt ohne Unredlichkeit nicht mehr eine prophetische Philosophie, die ihr Wis-
sen durch vernünftige Einsicht als das allein Wahre, anderes ausschließend, besitzen
und lehren könnte.
Was sie als erstes und letztes will, ist Wahrheit, und, da niemand sie besitzt, die For-
derung der Wahrhaftigkeit.
Philosophie setzt alles auf die Wahrheit, sogar ohne vorweg zu wissen, was sie sei.
Daher von jeher ihre immer wiederholte und immer wieder ursprünglich ergriffene
Frage, was Wahrheit eigentlich sei.
Die Philosophie sieht ein: es gibt keine richtige Welteinrichtung; es gibt nicht für
den Menschen die eine einzige absolute Wahrheit für alle. Der Mensch ist und bleibt
auf dem Wege.
Philosophierend glauben wir, alles werde uns auf den rechten Weg führen, wenn
wir wahrhaftig werden; ohne Wahrhaftigkeit aber sei alles verderbt und verloren. Um
Wahrheit sich ohne Einschränkung zu bemühen, ist Bedingung des Lebenssinns.