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moderne Konstruktion ersetzt. Zahlreiche mit Gravuren bedeckte Felsblöcke wurden während der Bauar-
beiten gesprengt oder beschädigt, damit für die Fundamente der Brücke Baumaterial gewonnen und die
Trasse der neuen Zufahrt angelegt werden konnte.
In den Sommermonaten steigt die Temperatur in dieser Region auf weit über 40 Grad Celsius. Während
dieser Periode ist es dementsprechend sehr trocken. Die Vegetation besteht in der Hauptsache aus zähen
Gräsern, Disteln und aromatisch duftenden Kräutern. Im östlichen Teil der Station bildete sich allerdings
eine idyllische sandige Bucht, in der eine kleine Quelle entspringt. Um diese Quelle herum ist ein Olean-
derhain entstanden. Auch etwas oberhalb dieser Stelle wachsen dichte Oleanderbüsche. Während es hier
nach Auskunft Einheimischer zahlreiche Schlangen gibt, sieht man auf den Felsblöcken nur Echsen sit-
zen. Wie überall am Indus kommen hier Steinhühner (A/ccOn7 c/m/ay zum Trinken ans Wasser,
am Himmel kreisen Bussarde, und zu bestimmten Jahreszeiten ziehen Entenscharen durch das Industal.
Die Berge sind in höheren Lagen noch mit Nadelbäumen bewaldet und wegen ihres Wildreichtums ge-
schätzt. Es werden vor allem Steinbock (Copra föex und Schraubenziege (Capra/a/coTrcn) gejagt.
Hier wie überall am Oberen Indus wird viel Holz geschlagen, das aber vor allem aus den Bergen des
Tangir- und des Darel-Tales stammt. Oberhalb des mittleren Teiles der Station Shatial ist deshalb neben
dem Ruinenfelsen ein großer Holzlagerplatz angeleg;.
Der Felsbildkomplex erstreckt sich in südwestlich-nordöstlicher Richtung über etwa einen Kilometer
(Karte 1). Anders als bei 'Durchgangsstationen'^ wie etwa Oshibat liegen die mit Gravuren*" versehenen
Steine-allerdings nur teilweise entlang eines Weges, von dem zahlreiche kleinere Pfade abzweigen. Es las-
sen sich vielmehr zwei Konzentrationen ausmachen, eine größere im Westen der Station, westlich der
Brücke (Karten 2 u. ß), die andere im Osten unterhalb des Ruinenfelsens von Shatial (Karte 4). Beide
Komplexe werden offenbar durch den heute nur noch an manchen Stellen auszumachenden Weg mitein-
ander verbunden, in dessen Nähe sich zahlreiche weitere gravierte Steine finden.
Die herausragenden Steine des westlichen Komplexes (also z.B. die Steine 17, 31 und 34) liegen dicht
beieinander und sind mit Gravuren förmlich übersät, so daß hier etwa zwei Drittel sämtlicher Felsbilder
versammelt sind (vgl. Tafeln A-D). Die Ritzungen des östlichen Komplexes sind dagegen relativ gleich-
mäßig über die einzelnen Felsblöcke verstreut. Während sich die Steine der westlichen Hälfte der Station
auf einer schwächer geneigten Fläche konzentrieren, liegen die 'zentralen' Steine des östlichen Teiles un-
ten am Weg und reichen im Hang hinauf bis unter den aufragenden Ruinenfelsen.
Nordöstlich davon wird die Station durch eine der dominierenden, steil-zum Indus hin abfallenden Fels-
rippen begrenzt, auf der noch einige Petroglyphen Vorkommen. In diesem Zusammenhang ist der Um-
stand interessant, daß sich auf der anderen Seite des Indus, am Nordufer, keine einzige Felsritzung findet.
Jettmar stieß erst an der Mündung des Darel-Flusses, an dessen östlichem Ufer, wieder auf mit Gravuren
versehene Steine7

5 BEMMANN/KÖNIG 1994: 2.
6 Im folgenden werden die Begriffe 'Gravur', 'Zeichnung', 'Ritzung etc. gleichbedeutend verwendet, obgleich sie strengge-
nommen teilweise nicht ganz zutreffend sind. Eine Gravur wurde die Verwendung eines entsprechenden Werkzeuges vor-
aussetzen. Eine Zeichnung dagegen ist eine z.B. mit einem Stift auf einer Oberfläche angebrachte Darstellung. Diese Ter-
mini, wie auch das Wort 'Felsbild', sind in der einschlägigen Literatur jedoch gebräuchlich (siehe auch im engl, 'carving',
'bruising').
7 Mündliche Mitteilung.
 
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