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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0079
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ZU DEN BRAHMI INSCHRIFTEN

OSKAR VON HINÜBER

Die allgemeinen Grundsätze der Deutung des epigraphischen Materials sind in der Einleitung zur Ausga-
be der Inschriften von Oshibat dargelegt. Da der Gesamtbefund in Shatial demjenigen in Oshibat ent-
spricht, erübrigt sich eine Wiederholung des bereits Gesagten. Auch in Shatial verhindert der oft recht
schlechte Erhaltungszustand der Inschriften eine genaue Ermittlung ihrer Anzahl. Denn von den etwa 410
Brähmi-Inschriften sind etwa 70 durch Verwitterung bis zur Unlesbarkeit zerstört. Folglich ist wie in
Oshibat oft nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob es sich überhaupt um Inschriften handelt. Weitere et-
wa 120 Inschriften sind so schlecht erhalten, daß ihre Deutung unmöglich ist. Doch nicht nur die frag-
mentarischen Zeichenfolgen in abgeriebenen, teilweise zerstörten Inschriften führen zu unsicheren Lesun-
gen und Deutungen. Dies kann mitunter auch für gut erhaltene, doch in sich unklare Zeichenfolgen gel-
ten, wie die weit auseinander laufenden Vorschläge für 39:10: <7ü%rm<2- oder zfcva- oder 39:12: %ü7a oder
azge/za verdeutlichen.
Als wirklich deutbar in dem Sinne, daß ein niedergeschriebener Personenname in all seinen Bestandteilen
erklärt oder gar ein ganzer Satz vollständig verstanden werden kann, können nur gut 140 Inschriften, also
etwa ein Drittel des Materials gelten. Diese Zahl schließt 29 Inschriften ein, die allein die Silbe Vz, mit-
unter auch nur Jm, ein nicht zu Ende geführtes Vz, enthalten. Einmal ist Vz neben eines der seltenen Mo-
nogramme gesetzt (34:5). Ein zweites Monogramm erscheint wiederholt (36:145 - 54:20), ein drittes
kann man immerhin vermuten (14:7). Diese Monogramme haben sich bisher ebensowenig entschlüsseln
lassen wie diejenigen aus anderen Fundorten.
Der zeitliche Rahmen, in den die Brähmi-Inschriften aus Shatial eingeordnet werden können, entspricht
mit ungefähr 350-650 n. Chr. dem Befund in Oshibat. Eine Inschrift (5:2) ist in "das Jahr 50" datiert, was
sich mit Hilfe der Laukika-Ära als 374/5 oder 474/5 n. Chr. bestimmen läßt. Zugleich enthält diese In-
schrift den Ortsnamen küävzrä/ya "Khäsa-Reich". Ein zweiter Hinweis auf einen Ortsnamen ist in dem
Personennamen(?) fok/mraka (39:1) enthalten.
Eine weitere Zeitangabe könnte die Inschrift 34:8 mit dem Monatsnamen jyuytka enthalten, falls die Le-
sung zutreffend ist. Diese Inschrift ist nach ihrem Aufbau und Inhalt ungewöhnlich.
Die Brähmi-Inschriften aus Shatial gehören in den Bereich der Privatinschriften. Beinahe die Hälfte der
deutbaren Inschriften enthält geläufige indische Personennamen mit zwei Gliedern wie mJra&ztLz. Sehr
selten sind dreigliedrige Namen wie (190:1), vgl. b/zof<2/<2mkämzfpzya(?) (167:1) und
(14:3).
Daneben stehen Hypokoristika wie z7evz7rz (215:16), ÜMJ/nkz (54:16), kkarkikz (32:2 usw.), ein Name, der
auch in Thalpan und Thor I bezeugt ist, raük? (34:19 usw.), v7s?n7a (131:1) oder^zzggzz (215:15), die Kurz-
form zu Gargacandra, wie sich aus der Räjataranginl ergibt. Zu den Personennamen dieses Textes beste-
hen auch sonst Querverbindungen (5:20; 31:13; 36:10; 39:17; 105:5; 190:1; 215:13; 215:15). Gleiches gilt,
wenn auch in deutlich geringerem Maße, für einen zweiten kaschmirischen Text, den Kathäsaritsägara
(5:24; 31:20; 36:9; 54:33; 110:2; 177:1). Zu den 'kaschmirischen' Personennamen gehört ferner Jewzüz
(140:17). Nur weniges weist nach Gandhära selbst, wie (19:2) oder y%m%/r<3k<3 (39:19). Über den
indischen Sprachraum hinaus gehen Personennamen wie (31:2 = 34:3) oder cakcka (149:2),
 
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