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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0065
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oder ist mit etwas verziert, das einem dicken Punkt gleicht. Es ist also wohl davon auszugehen, daß die
Diagonalkreuze auf den Felsbild-Stüpas ebenfalls Schärpen oder Bänder darstellen sollen.


Abb. 66 Abb. 67
Dementsprechend könnte der Punkt möglicherweise die Abstrahierung einer solchen Girlanden-Verzie-
rung oder aber eher noch einer Rosette sein, wie sie u.a. von Stupas aus Gandhära"^ und aus Chilas-
Thalpam^ bekannt sind.^ Eher unwahrscheinlich dürfte die Deutung des Punktes als Andeutung ei-
ner runden Nische sein."^" Denkbar wäre in Einzelfällen allerdings die Interpretation, daß durch den
Punkt die in dem eingeschlossene Reliquie angedeutet werden sollte. Dies ist insbesondere bei dem
Stüpa 170:4 vorstellbar, falls dieser tatsächlich als Reliquiar aufzufassen ist. Daß es sich in dem ein oder
anderen Fall (u.a. 185:7) um die Wiedergabe eines Auges handeln könnte, wie dies von Stupas aus dem
tibetischen und nepalesischen Kulturraum her bekannt ist,"^ läßt sich gleichfalls nicht ausschließen.
Dies könnte insbesondere auf die Stupas 126:1 und 140:7 zutreffen, die sich vom Typ her an die aus Ga-
kuch (Gilgittal) bekannten Stupas anlehnen. Diese Gakuch-Stüpas bilden ein geschlossenes Ensemble,
und bei manchen von ihnen ist das Auge als solches deutlich zu erkennen, bei anderen ist es auf einen
Punkt oder Kreis reduziert.^
Die Darstellung der Aa/rrn/a? ist nicht auf eine bestimmte Stüpa-Gruppe beschränkt. Es ist allerdings nicht
verwunderlich, daß sie bei den besonders detailreich ausgeführten Stupas fast immer vorhanden ist. Ganz
allgemein läßt sich sagen, daß sie recht unterschiedlich wiedergegeben ist. Bei manchen Stupas wird sie
lediglich durch zwei (zuweilen Doppel-)Striche angedeutet, die manchmal den Eindruck eines Trapezes
vermitteln (z.B. 126:1; 166:10; 169:1). Bei vielen Stupas handelt es sich bei den beiden Strichen aber auch
um die Wiedergabe der Stützen des Schirmaufbaus (z.B. 36:126; 195:2). Bei einem Stüpa ist dieses Tra-

209 Vgl. z.B. KURITA 1988-90: Bd. 2, 262, Nr. 792, 804.
210 DANI 1983: 81 (Punkt) und 103.
211 Zwar sind Stupas unter anderem auf Malereien aus Nepal ebenfalls mit kleinen Punkten, Kreisen oder Sternchen verziert,
doch stammen diese Darstellungen aus wesentlich späterer Zeit (WALDSCHMIDT 1967: Abb. 75). Auch ein kleiner Votiv-
Stüpa aus Tamil Nadu zeigt ein kleines Blümchen auf dem auüc (SNELLGROVE 1978: 294, Abb. 225a).
212 Hierzu EBERT 1994: 271f.
213 Vgl. JETTMAR/SAGASTER/DAGYAB 1993 zu entsprechenden Stüpa-Darstellungen aus Gakuch; auch PAL 1975: 106, Nr.
130 (Kaschmir). Bemerkenswert ist, daß sich wenigstens auf jüngeren nepalesischen Stüpas ein Augenpaar nicht auf dem
auüa, sondern auf der üamükä findet.
214 Vgl. JETTMAR/SAGASTER/DAGYAB 1993: Abb. 5-11.
 
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