50
gebogen. Auch das Tamga 36:119 gehört offensichtlich in diese 'Gruppe', der Mittelteil ist aber nicht
rund, sondern oben durch einen waagerechten Strich abgeschlossen. Schließlich ist hier noch ein Tamga
zu nennen (27:10), bei dem sich der untere Strich an der Spitze gabelt. Weil die rechte Krümmung stär-
ker ist, scheint nicht ganz klar, ob sich der Graveur zuerst 'verschrieben' hat und versehentlich den Haken
nach links bog. Allerdings weist ein Tamga aus Taskent einen vergleichbaren Doppelhaken auf (Abb. 72).
Abb. 68
Abb. 69
Abb. 70
Abb. 71 Abb. 72
Alle drei 'Formen' dieses Tamgas haben Parallelen in Zentralasien. Sie finden sich auf Münzen eines un-
bekannten Clanchefs der Al%on,"^ allerdings bildet Göbl sie, wie Tamga 39:123, so ab, daß der einzel-
ne Strich nach oben zeigt (Abb. 71).^ Göbl bezeichnet es als "Pferdetamga", hält aber auch eine In-
terpretation als Vogeldarstellung für möglich, "in der Frontalansicht, den Kopf einmal rechts, einmal
links gewendet, vielleicht kann ein Adler gemeint sein."'^ In der gleichen Form, also mit dem einzel-
nen Strich nach oben, findet sich das Tamga auf dem Siegel eines parthischen Königs."^ Wie Jettmar
ausführt, gibt es das Tamga auch auf Silbermünzen mit baktrischer Inschrift, die etwa aus dem 4. oder
5. Jh. datieren, und später auf aus Samarkand stammenden Münzen. Hier galt es, nach Jettmar, nicht
mehr nur als Zeichen einer Dynastie, sondern der ganzen "community"."^ Sasanidisch beeinflußt^
ist die Darstellung eines Hirsches auf einer sogdischen Silberschüssel (Abb. 70). Das Tier trägt interessan-
terweise das Tamga der Felsbilder als Brandmal auf der Flanke - wobei hier ebenfalls die beiden Striche
nach oben, nicht nach unten abgehen. Marschak erklärt hierzu, daß dies "dem Grundsymbol auf den
Münzen der sogdischen Herrscher des 7. und 8. Jahrhunderts ähnelt".^ Hierzu passend bildet Smirno-
va sogdische Münzen aus Pendzikent ab, bei denen der einzelne, nach links bzw. rechts gekrümmte Strich
wie bei acht der Felsbildtamgas nach unten weist"^' (Abb. 69).
Zu der Frage, ob lediglich die Form eines Tamgas von Bedeutung war, oder ob es auch eine wesentliche
Rolle spielte, wie herum es angebracht wurde, erklärt wenigstens Dracuk,^ daß ein Tamga selbst wenn
es "in der gleichen Form, aber unter einem anderen Winkel oder mit geringer Abweichung der einen
oder anderen Linie aufgezeichnet ist, bereits einer anderen Sippe oder Person" gehörte. Selbst wenn man
253 Vgl. GÖBL 1967: Bd. 4, Tafel 17.
254 Hierzu JETTMAR 1981: 175.
255 Vgl. GÖBL 1967: Bd. 2, 209.
256 GiGNOUX 1978: 134.
257 JETTMAR 1988: 157f.
258 So MARSCHAK 1986: 63f.
259 MARSCHAK 1986: 65f.
260 Vgl. SMIRNOVA 1963: Tafel XIX; auch JETTMAR/THEWALT 1985: 23.
261 DRACUK 1972: 215.
gebogen. Auch das Tamga 36:119 gehört offensichtlich in diese 'Gruppe', der Mittelteil ist aber nicht
rund, sondern oben durch einen waagerechten Strich abgeschlossen. Schließlich ist hier noch ein Tamga
zu nennen (27:10), bei dem sich der untere Strich an der Spitze gabelt. Weil die rechte Krümmung stär-
ker ist, scheint nicht ganz klar, ob sich der Graveur zuerst 'verschrieben' hat und versehentlich den Haken
nach links bog. Allerdings weist ein Tamga aus Taskent einen vergleichbaren Doppelhaken auf (Abb. 72).
Abb. 68
Abb. 69
Abb. 70
Abb. 71 Abb. 72
Alle drei 'Formen' dieses Tamgas haben Parallelen in Zentralasien. Sie finden sich auf Münzen eines un-
bekannten Clanchefs der Al%on,"^ allerdings bildet Göbl sie, wie Tamga 39:123, so ab, daß der einzel-
ne Strich nach oben zeigt (Abb. 71).^ Göbl bezeichnet es als "Pferdetamga", hält aber auch eine In-
terpretation als Vogeldarstellung für möglich, "in der Frontalansicht, den Kopf einmal rechts, einmal
links gewendet, vielleicht kann ein Adler gemeint sein."'^ In der gleichen Form, also mit dem einzel-
nen Strich nach oben, findet sich das Tamga auf dem Siegel eines parthischen Königs."^ Wie Jettmar
ausführt, gibt es das Tamga auch auf Silbermünzen mit baktrischer Inschrift, die etwa aus dem 4. oder
5. Jh. datieren, und später auf aus Samarkand stammenden Münzen. Hier galt es, nach Jettmar, nicht
mehr nur als Zeichen einer Dynastie, sondern der ganzen "community"."^ Sasanidisch beeinflußt^
ist die Darstellung eines Hirsches auf einer sogdischen Silberschüssel (Abb. 70). Das Tier trägt interessan-
terweise das Tamga der Felsbilder als Brandmal auf der Flanke - wobei hier ebenfalls die beiden Striche
nach oben, nicht nach unten abgehen. Marschak erklärt hierzu, daß dies "dem Grundsymbol auf den
Münzen der sogdischen Herrscher des 7. und 8. Jahrhunderts ähnelt".^ Hierzu passend bildet Smirno-
va sogdische Münzen aus Pendzikent ab, bei denen der einzelne, nach links bzw. rechts gekrümmte Strich
wie bei acht der Felsbildtamgas nach unten weist"^' (Abb. 69).
Zu der Frage, ob lediglich die Form eines Tamgas von Bedeutung war, oder ob es auch eine wesentliche
Rolle spielte, wie herum es angebracht wurde, erklärt wenigstens Dracuk,^ daß ein Tamga selbst wenn
es "in der gleichen Form, aber unter einem anderen Winkel oder mit geringer Abweichung der einen
oder anderen Linie aufgezeichnet ist, bereits einer anderen Sippe oder Person" gehörte. Selbst wenn man
253 Vgl. GÖBL 1967: Bd. 4, Tafel 17.
254 Hierzu JETTMAR 1981: 175.
255 Vgl. GÖBL 1967: Bd. 2, 209.
256 GiGNOUX 1978: 134.
257 JETTMAR 1988: 157f.
258 So MARSCHAK 1986: 63f.
259 MARSCHAK 1986: 65f.
260 Vgl. SMIRNOVA 1963: Tafel XIX; auch JETTMAR/THEWALT 1985: 23.
261 DRACUK 1972: 215.