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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0075
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Tantra-Texten*'^ als Sakti des Manipuracakras erwähnt. Die Farbe dieses Cakras, das sich auf Höhe
des Nabels befindet, ist rot. Interessanterweise enthält die nebenstehende Brähmi-Inschrift (36:13) mögli-
cherweise den Namen Raktadeva... ("rot" und "Gott"). Zahlreiche tantrische Namen beginnen aber mit
dem Wort Das Yantra des Manipuracakras hat allerdings mit dem unseren keinerlei Ähnlich-
keit.
Wenngleich bislang keine Belege dafür gefunden werden konnten, besteht doch die Möglichkeit, daß die
Ritzung das Yantra der Göttin Läkinl darstellt und daß der Urheber der nebenstehenden Inschrift es
durch seine Beschriftung noch einmal als solches kennzeichnete. Es könnte jedoch auch sein, daß es sich
bei dieser Zeichnung nicht um ein spezifisches Yantra, sondern um ein Yantra-Element oder -'Baustein'
handelt,*^ einen 'graphischen Sitz', auf den bei der tantrischen Püjä der Verehrer seine jeweilige Gott-
heit projiziert. In diesem Falle würde die Beschriftung also nicht bedeuten, daß es sich um das Dia-
gramm der Göttin Läkim handelt, sondern daß Raktadeva... diese Göttin 'daraufsetzen' wollte. Welche
dieser zwei Möglichkeiten die wahrscheinlichere ist, kann noch nicht entschieden werden.
Abschließend ist zu erwähnen, daß direkt neben dem Yantra ein Labyrinth (36:123) eingeritzt ist, das aus
derselben Zeit stammen dürfte wie das Yantra. Labyrinthdarstellungen fanden im Tantrismus Verwen-
dung (siehe auch Abschnitt 13).

28. Gruppe (Tafeln 38-42)
Dieser Kategorie sind solche Bilder zugeordnet, die nach Inhalt, räumlicher Nähe, Technik oder Stil in
einem offensichtlichen Zusammenhang miteinander stehen, ohne in einer erkennbaren Handlung begrif-
fen zu sein. Es handelt sich hier im Gegensatz zur Szene um eine statische Komposition einzelner Gravu-
ren. Einzuräumen ist hier, wie bei allen übrigen vergleichbaren Zuordnungen, daß auch weitere Gravuren
eine Gruppe bilden könnten, ohne daß dies jedoch erkannt wurde. Die meisten Gruppen finden sich im
östlichen Teil der Station.
Zu den Gruppen zählen das eine Fußpaar (209:A), eine Personengruppe (114:A), zwei Stüpa-Gruppen
(169:A; 215:A) und sieben Tiergruppen. Darüber hinaus gibt es noch fünf nicht näher spezifizierbare
Gruppen.
Das Fußpaar auf Stein 209 dürfte die Originalfußgröße eines Menschen wiedergeben, der sich auf den
Felsen stellte und die Umrisse seiner Füße einritzte oder aber einritzen ließ.
Die Stupas der beiden Stüpa-Gruppen geben sich zum einen durch die räumliche Nähe, zum anderen
aber auch durch die Ähnlichkeit der Darstellung als zusammengehörig zu erkennen, wobei allenfalls zu
fragen wäre, ob auch 169:2 von derselben Hand stammt wie 169:1 und 3.
Gerade bei den Tiergruppen zeigt sich, wie schwierig und subjektiv eine Zuordnung zu Gruppe oder Sze-
ne sein kann. Da manche Stilrichtungen kaum erlauben, Bewegung auszudrücken, scheinen die Tiere zu
stehen, obgleich der Graveur durchaus im Sinn oder die Absicht gehabt haben könnte, eine Herde auf
der Flucht darzustellen. Dies trifft insbesondere auf die Gruppe 212:A zu, wo unmöglich zu entscheiden
ist, ob die Tiere laufen oder stehen. Auch bei der Gruppe 209:B läßt sich darüber streiten, was gemeint

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Beispielsweise im Satcakranirupana, im Kularnavatantra und im Mahanirvanatantra sowie im Yogimhrdaya.
Siehe LoKESn CHANDRA 1991: 827.

Hierzu paßt auch, daß ebendiese Figur im Tantrismus allgemein als 'Ausdruck der Dynamik' verwendet wurde, vgl.
JOHARi 1987: 69.
 
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