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30. Allgemeine Bemerkungen zu den Inschriften
In der Station Shatial gibt es mit etwa 1100 auffallend viele Inschriften. Den weitaus größten Anteil ma-
chen hier mit 565 Stück"^ die sogdischen Inschriften aus. Danach folgen mit 411 die Brähmi-Inschriften
und vier Brähmi-Monogramme. Es gibt weiterhin fünfzehn Kharosthi-Inschriften,"^ neun baktrische,
acht chinesische,^ sieben Proto-Säradä-, zwei mittelpersische, zwei parthische sowie eine syrische In-
schrift.^ Hierzu kommen noch 62 Inschriften, die wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes oder aus
anderen Gründen nicht näher identifiziert werden konnten. Bei vielen ist anzunehmen, daß es sich um
nicht mehr lesbare Brähmi-Inschriften handelt. Eine der fraglichen sogdischen Inschriften (33:16) könnte
M. Tardieu zufolge in Wirklichkeit Palmyrisch sein. Auch einige weitere Gravuren gleichen äußerlich
eher sogdischen Inschriften, sind aber nicht als solche lesbar.
An keiner anderen Stelle am Oberen Indus gibt es auch nur annähernd so viele sogdische Inschriften wie
in Shatial. Alle übrigen Felsbildkomplexe haben insgesamt bisher nur etwa hundert ergeben. Die 565 In-
schriften sind bis auf zwei sämtlich im westlichen Teil der Station konzentriert und wurden dort auf nur
wenige Steine geritzt (vor allem 31; 34; 36; 39; 50; 53; vgl. auch Tafeln A-K), die zudem noch dicht beiei-
nander liegen.
Die Brähmi-Inschriften verteilen sich im Gegensatz dazu über den gesamten Komplex. Gleichwohl liegt
auch hier der Schwerpunkt mit mehr als zwei Dritteln eindeutig im westlichen Teil. Und auffälligerweise
finden sich auf einigen der Steine mit den meisten sogdischen Inschriften (z.B. 31; 34; 36; 39) auch ge-
häuft Brähmi-Inschriften. Ganz allgemein läßt sich hier wie bei den sogdischen Inschriften auch feststel-
len, daß in der Regel immer mehrere Inschriften auf einem Stein stehen, während benachbarte, durchaus
geeignete Steine leer geblieben sind.
Die Kharosthi-Inschriften wurden, bis auf eine, ebenfalls im westlichen Teil der Station eingeritzt. Dies
gilt auch für alle baktrischen, chinesischen, Proto-Säradä-, mittelpersischen, parthischen Inschriften sowie
die syrische Inschrift. Etwa die Hälfte der nicht näher bestimmbaren Inschriften finden sich dagegen im
östlichen Teil von Shatial.
Ale Aten von Inschriften geben überwiegend Personennamen wieder, und zwar bis auf wenige Ausnah-
men (siehe Index II s.v. Frau, Tochter) männliche. Gelegentlich, und zwar weit häufiger in den sogdischen
als in den Brähmi-Inschriften, werden ein ethnischer Name oder Ableitungen von Ortsnamen genannt:
darunter Indien, Taskurgan, Taskent, PersienU" Verwandtschaftsbezeichnungen wie X, der Sohn von
Y o.ä. sind ebenfalls nicht ungewöhnlich, aber auch hier überwiegend bei den sogdischen Inschriften
anzutreffen. Daneben finden sich auch einige Berufsbezeichnungen und Titel (siehe auch weiter unten
die Beiträge von G. Fussman, O. von Hinüber und N. Sims-Williams). Relativ wenige Inschriften sind ein-
deutig Beischriften zu anderen Ritzungen wie beispielsweise zu Stupas.
Bei allen Inschriftengruppen sind ganze Sätze oder auch nur Satzfragmente die Ausnahme. Zu einigen
Besonderheiten sei auf die jeweiligen Kommentare zu den einzelnen Inschriftengruppen verwiesen.

298 Diese und die folgenden Zahlenangaben schließen auch diejenigen Inschriften mit ein, die von den jeweiligen Spezialisten
nicht sicher zugeordnet werden können.
299 DANI (1983: 70) spricht von lediglich fünf Kharosthi-Inschriften.
300 Zur Interpretation der chinesischen Inschriften auch JBTTMAR 1985a.
301 Vgl. auch den zweimal vorkommenden Namen Süryakk "Syrer" (54:28; 105:6), vgl. SlMS-WlLLIAMS unten S. 71.
302 Hierzu vgl. SlMS-WlLLIAMS unten S. 70f.
 
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