62 Der Fall Wagner
sich N. 1888 von Malwida von Meysenbug und ihrem Idealismus ab, vgl. seinen
Brief vom 20. 10. 1888, KSB 8, Nr. 1135, S. 457 f.
Das Bacchanal-Ballett zu Beginn des Werkes hingegen hat einem Kritiker
vor Ort, Paul Lindau, der sich ausgiebig mit der Pariser Tannhäuser-Affäre
beschäftigte (Lindau 1885, 3-34), grausame Qualen zugefügt: „Jamais je ne me
suis aussi bien rendu compte des souffrances de Tantale, jamais je ne me les
suis mieux imaginees, qu'en entendant cette musique de ballet de Tannhäu-
ser." (Ebd., 23. „Niemals zuvor wurden mir die Qualen des Tantalus so gegen-
wärtig, niemals habe ich mir diese besser vorstellen können als während ich
die Ballettmusik im Tannhäuser hörte.").
17, 20-23 Dass es von den schlimmsten Folgen sein kann, wenn man nicht zur
rechten Zeit zu Bett geht (nochmals der Fall Lohengrins). Dass man nie zu genau
wissen soll, mit wem man sich eigentlich verheirathet (zum dritten Mal der Fall
Lohengrins)] Die romantische Oper Lohengrin (Uraufführung 1850) kommt trotz
der Klammerbemerkungen „nochmals" und „zum dritten Mal" in WA hier erst-
mals vor. Nachdem der als Fremder auftretende Titelheld Elsa gerettet und
sie geheiratet hat, kann es Elsa im dritten Aufzug zu später Stunde in der
Hochzeitsnacht trotz eines Frageverbots nicht unterlassen, ihren namenlosen
Gemahl nach seinem Namen zu fragen. Nun ist Lohengrin gezwungen preiszu-
geben, dass er der Sohn des Gralskönigs Parzival (sic) ist, und muss Elsa ihrem
Schicksal, sprich: dem Tod überlassen. N. hält das Frageverbot im Lohengrin
für ein prinzipielles, vgl. NK 17, 31-34.
17, 24-30 Tristan und Isolde verherrlichen den vollkommnen Ehegatten, der, in
einem gewissen Falle, nur Eine Frage hat: „aber warum habt ihr mir das nicht
eher gesagt? Nichts einfacher als das!" Antwort: /„Das kann ich dir nicht
sagen; / und was du frägst, / das kannst du nie erfahren."] Die Antwort, die N.
in 17, 28-30 zitiert, steht in der dritten Szene des zweiten Aufzugs von Tristan
und Isolde auf König Markes Frage: „Nun, da durch solchen / Besitz mein
Herz / du fühlsamer schufst / als sonst dem Schmerz, / dort wo am weichs-
ten, / zart und offen, / würd' ich getroffen, / nie zu hoffen, / dass je ich
könnte / gesunden: / warum so sehrend, / Unseliger, / dort nun mich verwun-
den? / Dort mit der Waffe / quälendem Gift, / das Sinn und Hirn / mir sengend
versehrt, / das mir dem Freund / die Treue verwehrt, / mein offnes Herz /
erfüllt mit Verdacht, / dass ich nun heimlich / in dunkler Nacht / den Freund
lauschend beschleiche, / meiner Ehren Ende erreiche? / Die kein Himmel
erlöst, / warum mir diese Hölle? / Die kein Elend sühnt, / warum mir diese
Schmach? / Den unerforschlich tief / geheimnisvollen Grund, / wer macht der
Welt ihn kund?" Die „Frage" hingegen, die N. König Marke in 17, 25 f. stellt,
findet sich so nicht im Text, sondern ist eine ironische Umformulierung der
sich N. 1888 von Malwida von Meysenbug und ihrem Idealismus ab, vgl. seinen
Brief vom 20. 10. 1888, KSB 8, Nr. 1135, S. 457 f.
Das Bacchanal-Ballett zu Beginn des Werkes hingegen hat einem Kritiker
vor Ort, Paul Lindau, der sich ausgiebig mit der Pariser Tannhäuser-Affäre
beschäftigte (Lindau 1885, 3-34), grausame Qualen zugefügt: „Jamais je ne me
suis aussi bien rendu compte des souffrances de Tantale, jamais je ne me les
suis mieux imaginees, qu'en entendant cette musique de ballet de Tannhäu-
ser." (Ebd., 23. „Niemals zuvor wurden mir die Qualen des Tantalus so gegen-
wärtig, niemals habe ich mir diese besser vorstellen können als während ich
die Ballettmusik im Tannhäuser hörte.").
17, 20-23 Dass es von den schlimmsten Folgen sein kann, wenn man nicht zur
rechten Zeit zu Bett geht (nochmals der Fall Lohengrins). Dass man nie zu genau
wissen soll, mit wem man sich eigentlich verheirathet (zum dritten Mal der Fall
Lohengrins)] Die romantische Oper Lohengrin (Uraufführung 1850) kommt trotz
der Klammerbemerkungen „nochmals" und „zum dritten Mal" in WA hier erst-
mals vor. Nachdem der als Fremder auftretende Titelheld Elsa gerettet und
sie geheiratet hat, kann es Elsa im dritten Aufzug zu später Stunde in der
Hochzeitsnacht trotz eines Frageverbots nicht unterlassen, ihren namenlosen
Gemahl nach seinem Namen zu fragen. Nun ist Lohengrin gezwungen preiszu-
geben, dass er der Sohn des Gralskönigs Parzival (sic) ist, und muss Elsa ihrem
Schicksal, sprich: dem Tod überlassen. N. hält das Frageverbot im Lohengrin
für ein prinzipielles, vgl. NK 17, 31-34.
17, 24-30 Tristan und Isolde verherrlichen den vollkommnen Ehegatten, der, in
einem gewissen Falle, nur Eine Frage hat: „aber warum habt ihr mir das nicht
eher gesagt? Nichts einfacher als das!" Antwort: /„Das kann ich dir nicht
sagen; / und was du frägst, / das kannst du nie erfahren."] Die Antwort, die N.
in 17, 28-30 zitiert, steht in der dritten Szene des zweiten Aufzugs von Tristan
und Isolde auf König Markes Frage: „Nun, da durch solchen / Besitz mein
Herz / du fühlsamer schufst / als sonst dem Schmerz, / dort wo am weichs-
ten, / zart und offen, / würd' ich getroffen, / nie zu hoffen, / dass je ich
könnte / gesunden: / warum so sehrend, / Unseliger, / dort nun mich verwun-
den? / Dort mit der Waffe / quälendem Gift, / das Sinn und Hirn / mir sengend
versehrt, / das mir dem Freund / die Treue verwehrt, / mein offnes Herz /
erfüllt mit Verdacht, / dass ich nun heimlich / in dunkler Nacht / den Freund
lauschend beschleiche, / meiner Ehren Ende erreiche? / Die kein Himmel
erlöst, / warum mir diese Hölle? / Die kein Elend sühnt, / warum mir diese
Schmach? / Den unerforschlich tief / geheimnisvollen Grund, / wer macht der
Welt ihn kund?" Die „Frage" hingegen, die N. König Marke in 17, 25 f. stellt,
findet sich so nicht im Text, sondern ist eine ironische Umformulierung der