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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0137
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118 Der Fall Wagner

allmählich! — nachgegeben haben, so geschah es in dem Maße als er uns
Vertrauen zu seinem Mitteln machte, — als er uns weniger Schauspieler
erschien. Das war noch einmal eine Naivität, etwas [-] und [—] zugleich: in
Wahrheit war Wagner nur ein besserer Schauspieler geworden!... er
hatte uns nur besser getäuscht!"
28, 31 agagante] Französisch: „ärgerliche", „anstachelnde."
28, 32 Oder der Circus Walküre?) „Circusspiele wurden 1872 die Festspiele
genannt" (Tappert 1877, 7).
29, 2 ein Lärm um Nichts] Der deutsche Titel von William Shakespeares Komö-
die Much Ado About Nothing heißt Viel Lärm um Nichts (Shak[e]speare 1853-
1855, 5, 343).
29, 4 f. wie man auch mit Musik hypnotisirt] Vgl. NK 23, 16 f.
29, 6-11 Aber vom Magnetiseur und Affresco-Maler Wagner abgesehn giebt
es noch einen Wagner, der kleine Kostbarkeiten bei Seite legt: unsern grössten
Melancholiker der Musik, voll von Blicken, Zärtlichkeiten und Trostworten, die
ihm Keiner vorweggenommen hat, den Meister in Tönen eines schwermüthigen
und schläfrigen Glücks...] Scheinbar des Lobes voll ist N. in seinem Brief vom
21. 01. 1887 an Heinrich Köselitz, als er zum ersten Mal das ParsifaTVorspiel
gehört hat: „Abgesehn übrigens von allen unzugehörigen Fragen ([...]) sondern
rein ästhetisch gefragt: hat Wagner je Etwas besser gemacht? Die aller-
höchste psychologische Bewußtheit und Bestimmtheit in Bezug auf das, was
hier gesagt, ausgedrückt, mitgetheilt werden soll, die kürzeste und direk-
teste Form dafür, jede Nuance des Gefühls bis aufs Epigrammatische gebracht
[...]. Ob je ein Maler einen so schwermüthigen Blick der Liebe gemalt hat als
W(agner) mit den letzten Accenten seines Vorspiels?" (KSB 8, Nr. 793, S. 12 f.,
Z. 39-59).
29, 6 Magnetiseur] Über Magnetisierung wurde im 19. Jahrhundert im Zusam-
menhang der Hypnose viel gesprochen (vgl. z. B. Anonym 1883, 193 in einer
Besprechung von Braid 1882; siehe auch schon die Figur des Alban in Ernst
Theodor Amadeus Hoffmanns Phantasiestück Der Magnetiseur). Der Magneti-
seur unternimmt „Magnetische Kuren, auf Anwendung des sogen, tierischen
Magnetismus beruhende Heilversuche. Der tierische Magnetismus (Lebens-,
Zoo- oder Biomagnetismus, Mesmerismus) galt im Sinn der ältern Naturwissen-
schaft als eine hypothetische Kraft, die man unpassenderweise mit dem Ma-
gnetismus verglichen hat, weil sie, wie dieser, durch Bestreichen geweckt oder
von dem ,Magnetiseur' auf den Kranken übertragen werden sollte, um in wohl-
thätiger Weise auf das Nervensystem desselben einzuwirken. Der Entdecker
des sogen, tierischen Magnetismus, Mesmer ([...]), studierte um 1772 die Wir-
 
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