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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0398
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Stellenkommentar GD Deutschen, KSA 6, S. 104-105 379

ren: Im Ersten Gesang von Justus Friedrich Wilhelm Zachariäs Der Phaeton.
Ein scherzhaftes Heldengedicht hatte es geheißen: „Noch mehr dacht er zurück
an seine gewonnenen Schlachten, / Ueber die Mädchen der Freude, die holden
Braunen und Blonden. / Denn sie hatten, das wußt er, so wie die feurigen
Weine, / Seinen Körper verderbt, und Gift in die Füße gejaget." (Zachariä 1777,
318) Heinrich Christian Boie hat sein Gedicht Liebeslaune der „holden Brau-
nen" gewidmet: „Sie liebte mich die wunderholde Braune, / Und mich umgab
was Glück nur heißen mag. / Sie liebte mich, das war nun ihre Laune, / Doch
Laune nur für einen Frühlingstag. // Mit andern bald schloß eben diese
Braune / Und andern drauf den wankenden Vertrag, / Und Himmelswonn'
empfand in ihrer Laune / Beseltem [sic] Spiel auch jeder — einen Tag. // So
wechselnd schafft die wunderholde Braune / Elysium und Hölle Tag um Tag. /
Man zürnt ihr laut. Mir folgt der süßen Laune / Erinnerung mit stiller Wonne
nach. // Entflattert uns die süße holde Braune, / Umsonst wird Hader dann
und Klage sein. / Begehren wir die Wiederkehr der Laune, / Wie? koset sie,
hauchst du sie doch nicht ein! // Im Haine jüngst fand ich die holde Braune, /
Wo ich mit Rosen sie umkränzend sprach: / ,Wann kehrt einmal zurück die
süße Laune, / Daß neu ich liebend neu ich leben mag?' // Da blickt auf mich
die wunderholde Braune, / In sanfter Röth entschlüpft ihr leis ein Ach! / Es
kehrt zurück die süße, süße Laune, / Sie dauert nun schon manchen schönen
Tag." (Weinhold 1868, 358 f.) Natürlich sind bei Boie und Zachariä die „holden
Braunen" brünette Frauen.
Bei N. hingegen ist die „Braune" — entgegen manch anderer Mutmaßun-
gen (vgl. z. B. NWB 1, 414 f.!) — schlicht ein Synonym für Braunbier (zum Wort
„Braunbier" vgl. Heyne 1905, 1, 482). Strauß besingt in seiner als Studentenlied
beliebten Elegie, die in Weimar 1851 entstanden ist, die „braune Schöne", die
man in München (am „Strande der Isar") zu sich nehme — im Unterschied zur
„Blonden", also dem hellen Bier in Weimar: „Nach dem Strand der Isar / Mit
umflortem Blick / Schau' ich oft aus dieser / Musenstadt zurück. / Ob der Witz
mich höhne, / Ich gesteh' mit Schmerz: / Eine braune Schöne / Fesselt dort
mein Herz. // Freunde, ja, gefunden / Hatt' ich dort ein Lieb, / Das zu allen
Stunden / Freundlich hold mir blieb. / Morgens mild und labend, / Frisch
Mittags und klar, / Und am stillen Abend / Zum Entzücken gar. // Schon ihr
Nahestehen / That dem Herzen gut; / Ihr ins Auge sehen, / Machte muntres
Blut; / Doch wenn sie den Lippen / Sich geneigt ergab, / Mit verschämtem
Nippen / Ging es da nicht ab. // Nein, im Land der Blonden / Halt ein andrer
Haus! / Ich, in wenig Monden, / Wandre wieder aus. / Dann, mit welchen
Launen / Mir das Glück auch droht, / Trennt vom lieben braunen / Bier mich
nur der Tod." (Strauß 1878, 126 f.) Das Stereotyp von den biertrinkenden
Münchnern kehrt wieder in EH Warum ich so klug bin 1, KSA 6, 280, 14 f.
 
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