Stellenkommentar GD Streifzüge, KSA 6, S. 111 401
Stelle im publizierten Werk. In den Indizes zu Goncourt 1887-1888, 1-3 kommt
Offenbach nicht vor. Seine Musik in Stil von Orpheus in der Unterwelt wäre, so
wohl die Intention von 111, 15, eine vorzügliche Ironisierung zur allfälligen
Bestrebung der Goncourts, zu Homer in Konkurrenz zu treten.
111, 16 Zola: oder „die Freude zu stinken."] Dies ist die einzige Stelle in N.s
publiziertem Werk, die den naturalistischen französischen Schriftsteller Emile
Zola (1840-1902) behandelt, von dem sich in N.s Bibliothek keine Werke erhal-
ten haben. N. hatte sich in seinem Brief an Overbeck vom 13. 05. 1887, KSB 8,
Nr. 847, S. 74 auch über die Verehrung aufgehalten, die Carl Bleibtreu in seiner
Revolution der Literatur Zola entgegenbringt (vgl. Bleibtreu 1886b, 86-88 =
Bleibtreu 1886a, 86-88 sowie Bleibtreu 1886b, XXI-XIII, letzteres fehlt in Bleib-
treu 1886a). Bei Bleibtreu ist Zolas Germinal die „Bibel des dichterischen Natu-
ralismus" (Bleibtreu 1886a = Bleibtreu 1886b, 88; zu N.s Lektüre von Bleibtreus
Werk siehe NK KSA 6, 50, 22-24).
Zu 111, 16 siehe Desprez 1884, 238, der ein Urteil von Edmond Scherer
zitiert: „Trahit sua quemque voluptas. On assure que Louis XIV aimait l'odeur
des commodites. M. Zola, lui aussi, se plait aux choses qui ne sentent pas bon.
Personne ne songe ä lui disputer ses jouissances: nous voudrions seulement
un peu de tolerance pour ceux qui ont le nez fait autrement que le sien".
(„Einen jeden reißt seine Begierde mit. Man versichert, dass Ludwig XIV. den
Geruch der Annehmlichkeiten liebte. Auch Herr Zola findet Gefallen an den
Dingen, die nicht gut riechen. Niemand will ihm diese Genüsse streitig machen:
wir möchten bloß ein bisschen Toleranz gegenüber denjenigen mit einem
anderen Geruchssinn.") Bei N.s in Anführungszeichen gesetzter Wendung „die
Freude zu stinken" könnte es sich um, wie Campioni 1995, 401, der die Quelle
nachweist, bemerkt, um ein Wortspiel mit Zolas Buchtitel La joie de vivre (Paris
1884) handeln. Die lateinische Wendung Trahit sua quemque voluptas taucht
in einer Lektürenotiz im NL 1884, KSA 11, 26[397], 255, 15 auf. Im Preface de la
deuxieme edition zu seinem Roman Therese Raquin (1867) bemerkt Zola, man
habe sich bei diesem Buch die Nase zugehalten, von Schmutz und Gestank
gesprochen („Les petites feuilles litteraires [...] se sont bouche le nez en parlant
d'ordure et de puanteur"). Zur olfaktorischen Metapher vgl. z. B. NK 145, 28 f.
2
In diesem Abschnitt gegen den französischen Religionswissenschaftler und
Philosophen Ernest Renan (1823-1892), dessen Werke N. intensiv benutzt hat —
etwa für seine Verfallsgeschichte des Christentums in AC (vgl. z. B. NK KSA 6,
184, 1 f.) —, ist das Bestreben leitend, sich von einem Autor abzugrenzen, mit
Stelle im publizierten Werk. In den Indizes zu Goncourt 1887-1888, 1-3 kommt
Offenbach nicht vor. Seine Musik in Stil von Orpheus in der Unterwelt wäre, so
wohl die Intention von 111, 15, eine vorzügliche Ironisierung zur allfälligen
Bestrebung der Goncourts, zu Homer in Konkurrenz zu treten.
111, 16 Zola: oder „die Freude zu stinken."] Dies ist die einzige Stelle in N.s
publiziertem Werk, die den naturalistischen französischen Schriftsteller Emile
Zola (1840-1902) behandelt, von dem sich in N.s Bibliothek keine Werke erhal-
ten haben. N. hatte sich in seinem Brief an Overbeck vom 13. 05. 1887, KSB 8,
Nr. 847, S. 74 auch über die Verehrung aufgehalten, die Carl Bleibtreu in seiner
Revolution der Literatur Zola entgegenbringt (vgl. Bleibtreu 1886b, 86-88 =
Bleibtreu 1886a, 86-88 sowie Bleibtreu 1886b, XXI-XIII, letzteres fehlt in Bleib-
treu 1886a). Bei Bleibtreu ist Zolas Germinal die „Bibel des dichterischen Natu-
ralismus" (Bleibtreu 1886a = Bleibtreu 1886b, 88; zu N.s Lektüre von Bleibtreus
Werk siehe NK KSA 6, 50, 22-24).
Zu 111, 16 siehe Desprez 1884, 238, der ein Urteil von Edmond Scherer
zitiert: „Trahit sua quemque voluptas. On assure que Louis XIV aimait l'odeur
des commodites. M. Zola, lui aussi, se plait aux choses qui ne sentent pas bon.
Personne ne songe ä lui disputer ses jouissances: nous voudrions seulement
un peu de tolerance pour ceux qui ont le nez fait autrement que le sien".
(„Einen jeden reißt seine Begierde mit. Man versichert, dass Ludwig XIV. den
Geruch der Annehmlichkeiten liebte. Auch Herr Zola findet Gefallen an den
Dingen, die nicht gut riechen. Niemand will ihm diese Genüsse streitig machen:
wir möchten bloß ein bisschen Toleranz gegenüber denjenigen mit einem
anderen Geruchssinn.") Bei N.s in Anführungszeichen gesetzter Wendung „die
Freude zu stinken" könnte es sich um, wie Campioni 1995, 401, der die Quelle
nachweist, bemerkt, um ein Wortspiel mit Zolas Buchtitel La joie de vivre (Paris
1884) handeln. Die lateinische Wendung Trahit sua quemque voluptas taucht
in einer Lektürenotiz im NL 1884, KSA 11, 26[397], 255, 15 auf. Im Preface de la
deuxieme edition zu seinem Roman Therese Raquin (1867) bemerkt Zola, man
habe sich bei diesem Buch die Nase zugehalten, von Schmutz und Gestank
gesprochen („Les petites feuilles litteraires [...] se sont bouche le nez en parlant
d'ordure et de puanteur"). Zur olfaktorischen Metapher vgl. z. B. NK 145, 28 f.
2
In diesem Abschnitt gegen den französischen Religionswissenschaftler und
Philosophen Ernest Renan (1823-1892), dessen Werke N. intensiv benutzt hat —
etwa für seine Verfallsgeschichte des Christentums in AC (vgl. z. B. NK KSA 6,
184, 1 f.) —, ist das Bestreben leitend, sich von einem Autor abzugrenzen, mit