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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0434
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Stellenkommentar GD Streifzüge, KSA 6, S. 113 415

plus aspirer ä le refaire d'apres la nouvelle unite religieuse..." (Littre 1863, 661.
„Dies zerstört mitnichten den unbestrittenen Verdienst dieses unvergleichli-
chen Gedichts über die menschliche Natur, wo die Inkohärenz vor allem den
dominierenden Glaubenssätzen geschuldet ist. Bis eine andere Reihe von Lie-
dern entsteht, geeignet die intime Kultur des Herzens zu führen, wird dieses
unförmige Meisterwerk immer einen unbezahlbaren Wert behalten, nicht nur
zur hohen ästhetischen Befriedigung, sondern vor allem zur moralischen Ver-
besserung. Ein berühmter muslimischer Kaiser machte dieses Werk zu seiner
bevorzugten Lektüre. Noch weiter entfernt von den Glaubenssätzen, die es
inspiriert haben, hoffe ich, dass alle jungen Positivisten sich mit diesem Werk
vertraut machen werden; sie können sogar danach trachten, es neu zu machen
nach Maßgabe der neuen religiösen Einheit...")
Intensiv durchgearbeitet und mit kritischen Lesespuren versehen hat N.
auch John Stuart Mills Abhandlung Auguste Comte und der Positivismus (Mill
1869-1880, 9, 1-141). Darin spielt die Imitatio allerdings keine Rolle.
113, 19 „die Religion des Herzens"...] Der Begriff, der sich im 19. Jahrhundert
großer Beliebtheit erfreut und etwa auf Rousseaus freie Form naturreligiöser
Verinnerlichung Anwendung findet (vgl. z. B. Erdmann 1866, 2, 233), wird auch
in der von N. gelesenen, religionswissenschaftlichen Literatur benutzt (so bei
Wellhausen 1884, 101). Die Wendung wird von Renan zur Charakterisierung
von Jesu spezifischer Frömmigkeit benutzt: „Jesus ne voulait que la religion du
coeur; celle des pharisiens consistait presque uniquement en observances."
(Renan 1867, 342 = Renan 1863, 329. „Jesus wollte bloß die Religion des Her-
zens; diejenige der Pharisäer bestand fast nur in Vorschriften.").

5
Vgl. NL 1887, KSA 12, 10[163], 550 f. (KGW IX 6, W II 2, 32, 12-46), NL 1887/88,
KSA 13, 11[16], 13 (KGW IX 7, W II 3, 194, 22-26) sowie NL 1888, KSA 13, 14[215],
391 (KGW IX 8, W II 5, 6, 2-14).
113, 21-27 G. Eliot. - Sie sind den christlichen Gott los und glauben nun um
so mehr die christliche Moral festhalten zu müssen: das ist eine englische
Folgerichtigkeit, wir wollen sie den Moral-Weiblein ä la Eliot nicht verübeln. In
England muss man sich für jede kleine Emancipation von der Theologie in furcht-
einflössender Weise als Moral-Fanatiker wieder zu Ehren bringen. Das ist dort
die Busse, die man zahlt.] Während bei N. ein intensives Studium von Origi-
nalwerken der englischen Schriftstellerin George Eliot (1819-1880) nicht belegt
ist — in seiner Bibliothek befanden sich die Romane Die Mühle am Fluss und
 
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