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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0448
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Stellenkommentar GD Streifzüge, KSA 6, S. 115 429

Abschnitte von dort in GD. W II 5 verzeichnet unter dem Titel „Zur Genesis
der Kunst" einen ähnlichen Text mit einigen Varianten (KSA 14, 424 f.). Zur
Interpretation der „Physiologie der Kunst" vgl. Lypp 1984, Gerhardt 1984, Grät-
zel 1984, Pfotenhauer 1984 und Pörksen 1984.

8-9
In W II 5, 164 lautet eine Variante zu 116, 4-117, 18 wie folgt: „Zur Genesis
der Kunst. // Alle Kunst geht auf Zustände zurück, wo ein Rausch die
Erregbarkeit der ganzen Maschine gesteigert hat: dann kann dieselbe sich an
Dingen und Werthen vergreifen / das kann der Rausch der Geschlechtserre-
gung sein / oder der Rausch der Grausamkeit / oder der Rausch der Narcotica /
oder der Rausch des Frühlings / : des Zorns / : der großen Begierden / : der
Bravourstücke und / : des Wettkampfes / oder der Rausch des Auges: die
Vision // Physiologisch geredet, ist die Voraussetzung [...] aller Kunst, alle(s)
aesthetischen Thuns und Schauens der Rausch. / die extreme Erregung eines
Sinnes im Zustande des Rausches(,) die Miterregungskraft der verwandten
Rauschsphären... // in der Lyrik und Musik ist es die Sinnlichkeit auf eine
delikate Weise vor Allem(,) in der Tragödie die Grausamkeit // Das Wesentli-
che des Rausches ist das Gefühl der Kraftsteigerung und Fülle / man giebt
von dieser Fülle an die Dinge ab dh. man idealisirt sie / idealisiren ist
nicht ein Abstrahieren von niederen und geringeren Zügen, sondern ein
ungeheures Hinaustreiben der Hauptzüge, so daß die anderen darüber
verschwinden / man bereichert Alles aus der eigenen Fülle: man sieht es
voll, man sieht es gedrängt, geschwellt von Kraft, dh. man verwandelt die
Dinge in den Zustand, wo sie eine Art Reflex von uns darstellen // Man
kann exakt eine antikünstlerische Thätigkeit ausdenken, welche alle
Dinge verarmt, verdünnt, verbleicht: wer sind diese Antiartisten, diese
Ausgehungerten, welche von den Dingen noch an sich nehmen und sie mage-
rer machen?. Dies sind die spez. Pessimisten: ein Pessimist, der Künstler ist,
ist ein Widerspruch(;) Problem: aber es giebt pessimistische
Künstler!..." (KGW IX 8, W II 5, 164, vgl. KSA 14, 424 f.).
Dieselbe Passage lautet in der von N. überarbeiteten Fassung: „Zur
Genesis der Kunst. // Der Rausch muß erst (die) Erregbarkeit der ganzen
Maschine gesteigert haben: eher giebt es keine ,Kunst.' [sic] Alle noch so ver-
schieden bedingten Arten des Rausches haben die Kraft hierzu: ich nenne /
[...] (den) Rausch der Geschlechtserregung / den Rausch im Gefolge großer
Begierden, großer Affekte / de(n) Rausch der Grausamkeit / den Rausch des
Wettkampfes, des Sieges, des Bravourstücks, des Festes / oder de(n) Rausch
 
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