476 Götzen-Dämmerung
nimmt N. z. B. in MA I 216, KSA 2, 176 f. auf). Während viele Abschnitte in GD
Streifzüge eines Unzeitgemässen in einer titelartigen Einleitungsphrase die im
Abschnitt selbst gewählte Perspektive umreißen (vgl. besonders NK 130, 28),
wird in 128, 27 f. die Perspektivenangabe nachgeschoben, scheinbar zur Erklä-
rung, aber doch zugleich — mit dem Hinweis auf die Taubstummen, die als
Philosophen erscheinen — auch zur Verrätselung.
27
Vgl. NL 1887/88, KSA 13, 11[59], 29 (KGW IX 7, W II 3, 172, 14-34), aus dem
dieser Abschnitt sowie GD Sprüche und Pfeile 20 hervorgegangen ist, vgl. NK
62, 9-11. Siehe auch die Kritik an schriftstellernden Frauen in GD Streifzüge
eines Unzeitgemässen 1, 5 u. 6.
129, 2 „Dies Bildniss ist bezaubernd schön!"] Die berühmte Arie des Tamino
im vierten Auftritt des ersten Aufzugs von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper
Die Zauberflöte (1791), Libretto von Emanuel Schikaneder.
129, 5 f. „aut liberi aut libri"] Lateinisch: „entweder Kinder oder Bücher". Vgl.
NL 1885, KSA 11, 40[19], 637 (KGW IX 4, W I 7, 68, 2-4): „Und was Nachkom-
menschaft betrifft: so muß man sich klüglich und zur Zeit entscheiden: aut
libri aut liberi." Ähnlich NL 1885/86, KSA 12, 2[22], 76 (KGW IX 5, W I 8, 235,
2-16); variiert wird der Spruch dann in NL 1888, KSA 13, 16[78], 513, 7 f.: „Man
kann in Wirklichkeit jungen Frauen nicht ernst genug diese Gewissens-Alterna-
tive stellen: aut Wagner aut liberi." So alt der Gedanke „aut liberi aut libri"
auch sein mag, lässt er sich in der nominativischen Pointierung vor N. doch
nirgendwo nachweisen. Allerdings benutzt ihn der amerikanische Schriftsteller
und Arzt Oliver Wendell Holmes in akkusativischer Form bereits vor N.: „I am
pretty much alone in the world, and except a book now and then — Aut liberos
aut libros, as our valiant heretic has it, — you ought to know a little Latin,
Myrtle, but never mind — I have not much occasion for money." (Wendell
Holmes 1867, 257).
129, 9 f. „je me verrai, je me lirai, je m'extasierai et je dirai: Possible, que j'aie
eu tant d'esprit?"] Ferdinando Galiani an Louise Florence Petronille de la Live
d'Epinay, 18. 09. 1769: „Enfin, madame, je suis sous presse: vive la joie! Mais
vous qui etes mere, vous devez bien imaginer ce que c'est que le coeur d'un
pere. Pourquoi ne pas m'envoyer quelques feuilles? Craignez-vous la depense
de la poste? N'arretez plus mon impatience, je vous prie; envoyez ici ä l'adresse
de M. Reiny, consul de Sa Majeste Tres-Chretienne, tout ce qu'il y aura
d'imprime dejä. Je me verrai, je me lirai, je m'extasierai, et je dirai: Possible
nimmt N. z. B. in MA I 216, KSA 2, 176 f. auf). Während viele Abschnitte in GD
Streifzüge eines Unzeitgemässen in einer titelartigen Einleitungsphrase die im
Abschnitt selbst gewählte Perspektive umreißen (vgl. besonders NK 130, 28),
wird in 128, 27 f. die Perspektivenangabe nachgeschoben, scheinbar zur Erklä-
rung, aber doch zugleich — mit dem Hinweis auf die Taubstummen, die als
Philosophen erscheinen — auch zur Verrätselung.
27
Vgl. NL 1887/88, KSA 13, 11[59], 29 (KGW IX 7, W II 3, 172, 14-34), aus dem
dieser Abschnitt sowie GD Sprüche und Pfeile 20 hervorgegangen ist, vgl. NK
62, 9-11. Siehe auch die Kritik an schriftstellernden Frauen in GD Streifzüge
eines Unzeitgemässen 1, 5 u. 6.
129, 2 „Dies Bildniss ist bezaubernd schön!"] Die berühmte Arie des Tamino
im vierten Auftritt des ersten Aufzugs von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper
Die Zauberflöte (1791), Libretto von Emanuel Schikaneder.
129, 5 f. „aut liberi aut libri"] Lateinisch: „entweder Kinder oder Bücher". Vgl.
NL 1885, KSA 11, 40[19], 637 (KGW IX 4, W I 7, 68, 2-4): „Und was Nachkom-
menschaft betrifft: so muß man sich klüglich und zur Zeit entscheiden: aut
libri aut liberi." Ähnlich NL 1885/86, KSA 12, 2[22], 76 (KGW IX 5, W I 8, 235,
2-16); variiert wird der Spruch dann in NL 1888, KSA 13, 16[78], 513, 7 f.: „Man
kann in Wirklichkeit jungen Frauen nicht ernst genug diese Gewissens-Alterna-
tive stellen: aut Wagner aut liberi." So alt der Gedanke „aut liberi aut libri"
auch sein mag, lässt er sich in der nominativischen Pointierung vor N. doch
nirgendwo nachweisen. Allerdings benutzt ihn der amerikanische Schriftsteller
und Arzt Oliver Wendell Holmes in akkusativischer Form bereits vor N.: „I am
pretty much alone in the world, and except a book now and then — Aut liberos
aut libros, as our valiant heretic has it, — you ought to know a little Latin,
Myrtle, but never mind — I have not much occasion for money." (Wendell
Holmes 1867, 257).
129, 9 f. „je me verrai, je me lirai, je m'extasierai et je dirai: Possible, que j'aie
eu tant d'esprit?"] Ferdinando Galiani an Louise Florence Petronille de la Live
d'Epinay, 18. 09. 1769: „Enfin, madame, je suis sous presse: vive la joie! Mais
vous qui etes mere, vous devez bien imaginer ce que c'est que le coeur d'un
pere. Pourquoi ne pas m'envoyer quelques feuilles? Craignez-vous la depense
de la poste? N'arretez plus mon impatience, je vous prie; envoyez ici ä l'adresse
de M. Reiny, consul de Sa Majeste Tres-Chretienne, tout ce qu'il y aura
d'imprime dejä. Je me verrai, je me lirai, je m'extasierai, et je dirai: Possible