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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0565
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546 Götzen-Dämmerung

150, 7 f. Napoleon war ein Stück „Rückkehr zur Natur", so wie ich sie verstehe]
Schon der mit N. über Overbeck bekannte Historiker Heinrich von Treitschke
hatte in seinem auch später wieder aufgelegten Aufsatz Der Bonapartismus die
Wendung im Blick auf Napoleon gebraucht: „Der theatralische Bombast der
republikanischen Rhetoren war durchaus heuchlerisch und unnatürlich. Mit
ihm verglichen erscheint es als eine Rückkehr zur Natur, daß unter Napoleon
der altnationale Cäsarencultus auf's Neue in seine Rechte trat." (Treitschke
1865a, 224).
150, 8 in rebus tacticis] Lateinisch: „in taktischen Dingen".
150, 9-11 Aber Rousseau — wohin wollte der eigentlich zurück? Rousseau,
dieser erste moderne Mensch] Jean-Jacques Rousseau kommt in N.s spätem
Werk und Nachlass häufig vor, und zwar stets in negativer Zeichnung als Mora-
list („Moral-Fanatiker [...] mit unterirdischer Christlichkeit der Werthe", NL
1887, KSA 12, 9[3], 340, 23 f. = KGW IX 6, W II 1, 137, 28-30), der in seiner
Predigt einer Rückkehr zur Natur das gewaltsame, immoralistische Wesen eben
dieser Natur fundamental verkennt und eine natürliche Gleichheit lehrt, die
für N. in Wahrheit nur das Resultat einer moralisch induzierten Vermittelmäßi-
gung ist. Vgl. Marti 1993 u. NL 1887, KSA 12, 9[124], 408, 5-12 (korrigiert nach
KGW IX 6, W II 1, 45, 14-25): „Moral als Verführungsmittel. ,Die Natur
ist gut, denn ein weiser und guter Gott ist ihre Ursache. Wem fällt also die
Verantwortung für die ,Verderbniß des Menschen' zu? Ihren Tyrannen und Ver-
führern, den herrschenden Ständen — man muß sie vernichten.' / : die Logik
Rousseaus (vergl. die Logik Pascals, welche den Schluß auf die Erbsünde
macht)".
N. liest 1887 Ferdinand Brunetieres Aufsatz „Voltaire et J. J. Rousseau", der
ihn in seiner ablehnenden Haltung Rousseau und insbesondere dessen Natur-
konzept gegenüber bestärkt: „Incertaine et chancelante, sa morale est de son
temps, mais il a une morale, et c'est une morale, je veux dire une regle, fondee
surquelque idee d'une justice anterieure, exterieure, et superieure ä l'invention
sociale. Meme lorsqu'il corrompt les principes et qu'avec sa fächeuse habilete
de sophiste, au lieu de soumettre ses passions ä la regle, il essaye de plier la
regle ä ses passions, Rousseau ne cesse pas pour cela d'etre moral, puisque
c'est toujours l'accord de sa conduite avec ses principes qu'il s'efforce de reali-
ser. Et, avant d'admirer l'invention sociale dans les rafinements de la civilisa-
tion et du luxe, il lui demande ce qu'elle a fait, ce qu'elle fait tous les jours
pour etablir parmi les hommes le regne /274/ de la justice et du droit. C'est ici
le vrai signe d'une nature eminemment morale. Que d'ailleurs il se soit trompe
dans la recherche de cette regle meme, qu'en la fondant sur le sentiment il l'ait
livree au hasard du caprice individuel, qu'en essayant de ramener l'homme ä
 
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