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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0577
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558 Götzen-Dämmerung

nisse sind, und so meinem Geiste erst die Ewigkeit verschaffen.'" Das Horazi-
sche „aere perennius" nimmt N. für sein eigenes Schreiben in Anspruch, vgl.
NK 154, 21.
153, 16-18 Ich habe der Menschheit das tiefste Buch gegeben, das sie besitzt,
meinen Zarathustra: ich gebe ihr über kurzem das unabhängigste.] Nämlich
die „Umwerthung aller Werthe" bzw. AC. In EH Vorwort 4, KSA 6, 259, 16 f.
und im Brief an Carl Fuchs vom 18. 07. 1888 kehrt das Motiv wieder, jedoch
ohne Hinweis auf die „Umwerthung": „Ich habe den Menschen das tiefste Buch
gegeben, das sie besitzen, meinen Zarathustra: ein Buch, das dermaßen aus-
zeichnet, daß wer sagen kann ,ich habe sechs Sätze davon verstanden, das
heißt erlebt' damit zu einer höheren Ordnung der Sterblichen gehört." (KSB 8,
Nr. 1064, S. 359, Z. 15-19) Vgl. zu 153, 16-18 Overbecks Brief an Köselitz vom
20. 01. 1889: „Die Götzendämmerung habe ich immer erst zu lesen angefan-
gen — Sie denken sich selbst in meine Lage um sich diess zu erklären — was
ich davon kenne würde mir ein vollständiges und selbst ein halbes Todesur-
theil ungefähr unmöglich machen, ich würde mich selbst in den mir zufällig
unter die Augen gekommenen Schluss von No. 51 S. 129 finden, obwohl ich
schon gegen N. eine ähnliche und noch weniger extravagante Stelle im Fall
Wagner in einem Brief beklagt habe, meine, es sollte auch in dieser Sache No.
5 der ,Sprüche und Pfeile' [vgl. NK 59, 16 f.] gelten und eine andere als nach-
theilige Wirkung mir nicht zu denken vermag, dagegen irgend welchen Nutzen
nicht, gesetzt auch diese Worte wären die incarnirte Wahrheit." (Overbeck /
Köselitz 1998, 214).

Was ich den Alten verdanke
Im Oktober 1888, als N. sich entschloss, EH zu schreiben, fügte er GD noch
das Kapitel „Was ich den Alten verdanke" hinzu, das er ursprünglich für eine
kleine Selbstdarstellung im Nachlassheft W II 9c geschrieben hatte (vgl. KSA
14, S. 464 und KSA 13, 24[l]7-9, S. 623-629). Das Gesamtgefüge von GD hat
sich mit diesem neuen Schlusskapitel verändert. Die Einheit der Rahmung
durch kleine Aphorismen-Sammlungen „Sprüche und Pfeile" sowie „Streifzüge
eines Unzeitgemässen" wurde dadurch aufgehoben; das Kapitel „Was ich den
Alten verdanke" ist das einzige, in dessen Titel ein „Ich" vorkommt und scheint
tatsächlich einige autobiographische Auskünfte zu geben.
Diese Erweiterung des Genre-Repertoires unterstreicht den Eindruck einer
„vollkommenen Gesammt-Einführung", als die der Brief an Fuchs vom 9. Sep-
tember 1888 GD ausgegeben hatte (mehr als einen Monat freilich bevor „Was
 
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