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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0587
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568 Götzen-Dämmerung

späteren Doktrinen und insbesondere mit der Doktrin des Vorrangs des Sub-
jekts über das Objekt.") Vgl. zu N.s Idealismus-Kritik auch NK KSA 6, 300, 11-
25.
156, 1-3 Man hat theuer dafür bezahlt, dass dieser Athener bei den Ägyptern
in die Schule gieng (- oder bei den Juden in Ägypten?...)] Vgl. NK 74, 4 f. In NL
1888, KSA 11, 34[90], 449 (KGW IX 1, N VII 1, 136, 10-20 u. 28-40) werden die
Ägypter mit den Juden, Platon und den Pythagoreern zusammengestellt und
verantwortlich für die von N. bekämpfte „Entsinnlichung" gemacht. In JGB 28,
KSA 5, 47, 22-25 spricht N. zwar von Platons (nicht notwendig ägyptischer)
„Sphinx-Natur", vermerkt aber, dass „man unter dem Kopfkissen" von Platons
„Sterbelager[.] keine ,Bibel' vorfand, nichts Ägyptisches, Pythagoreisches, Pla-
tonisches, — sondern den Aristophanes". Die antiken Zeugnisse, die Platon
eine Lehrzeit in Ägypten zuschreiben, diskutiert z. B. Zeller 1859, 2, 296 f.,
Fn. 2, der festhält, der „Umfang" von Platons Reisen werde „übereinstimmend
bezeugt, und für die ägyptische kann man auch seine eigene Bekanntschaft
mit ägyptischen Zuständen ([...]) anführen" (ebd., 296, Fn. 2). Hingegen hält
Zeller 1859, 2, 297, Fn. 2 „die Erdichtung bei den Angaben über seine [sc. Pla-
tons] Bekanntschaft mit jüdischen Männern und Schriften" für „augenschein-
lich[.]". Für diese vorgebliche „Bekanntschaft" gibt es jüdische und christliche
Quellen, deren Annäherung von Platon an die jüdisch-israelitische Tradition
dem durchsichtigen Bestreben diente, Platon als Plagiator oder doch Adaptor
älterer hebräischer Offenbarungswahrheit erscheinen zu lassen. So verfährt
bereits der jüdisch-alexandrinische Philosoph Aristobulos (2. Jh. v. Chr.): „Von
der wesentlichen Uebereinstimmung der mosaischen Lehre mit den besseren
unter den griechischen Systemen, und zugleich von der höheren Ursprünglich-
keit der alttestamentlichen Offenbarung überzeugt, behauptet Aristobul, es
habe lange vor der Uebertragung des Alten Testaments durch die Siebzig eine
griechische Uebersetzung der mosaischen Schriften gegeben, aus welcher mit
anderen alten Dichtern und Philosophen auch Plato und Pythagoras geschöpft
haben; und um /575/ diese Behauptung zu beweisen, und jüdische Satzungen
durch hellenische Auktoritäten zu empfehlen, trug er kein Bedenken, einem
Orpheus, Linus, Homer und Hesiod Verse zu unterschieben, welche ihren jüdi-
schen Ursprung so offen an der Stirne tragen, dass man nicht weiss, ob man
sich mehr über die Keckheit des Interpolators, oder über die Leichtgläubigkeit
der jüdischen und christlichen Theologen wundern soll, welche sich fast zwei-
tausend Jahre lang diesem Augenschein zu entziehen wussten." (Zeller 1852,
2, 574 f.) So liest man noch 1861 in Karl Werners monumentaler Geschichte
der apologetischen und polemischen Literatur der christlichen Theologie: „Diese
Erhabenheit der Platonischen Denkart hat von jeher aufgefordert, nachzuden-
ken, ob Plato nicht vielleicht aus den heiligen Büchern der Juden geschöpft
 
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