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Oehme, Curt [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 7. Abhandlung): Der Einfluß des Glykokolls bei Hund und Ratte, 1 — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43799#0029
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28

Curt Oehme: Der Energiehaushalt
Da der Einfluß einer bestimmten Kost als Voraussetzung der
Aminosäurewirkung mit dieser letzteren zusammengehört wie
Negativ zu Positiv, ist zu erwarten, daß ein durch „Glykokoll-
mangel“ in der Vorperiode erhöhter Hungerstoffwechsel seiner-
seits, wenn die Aminosäure erst vom Beginn des Hungerns an
oder während des Fastens verabreicht wird, sich in derselben
Weise verhält wie der Grundumsatz in einer Fütterungsperiode,
mithin dieser Hungerstoffwechsel auch direkt, nicht nur
auf dem Umweg über eine glykokollreiche Vorperiode gesenkt
werden kann. Dies ist in der Tat der Fall.
Hund 1, 3 und 6 haben einschlägige Versuche geliefert. Als Hund 1
bei hoher Grundumsatzlage nach vorausgegangener Küchenabfallkost mit
Eintritt in den Hunger am 214. Versuchstag täglich die übliche Glykokoll-
dosis bekommt, fällt der Ruheumsatz in acht Tagen um 35%, die zehn
Kalorien, welche noch zur vollen Übereinstimmung mit den tiefsten
Grundumsatzwerten fehlen, die bei Fütterung (Kost IIf) durch Glykokoll
bei diesem Tier erreicht werden können (106., 130., 136. Tag), liegen in
der Fehlerbreite. Anzumerken ist vielmehr, daß die den Glykokollabfall
gegenüber anderen Kostarten etwas beschränkenden Eigenschaften des
Küchenabfallfutters in diese Hungerperiode nicht nachgewirkt haben, was
zu der oben (S. 23) erörterten Deutung passen würde, daß diese Quali-
täten der Küchenabfallernährung wesentlich in ihrem hohen Kalorienwert
liegen, welcher eine sekundäre spezifisch-dynamische Wirkung auslöst, die,
wie erwähnt, durch ein bis zwei Hungertage rasch rückgängig gemacht
wird.
Nicht beweiskräftig hingegen ist der Hungerversuch des Hundes 1
mit Glykokollgaben an dessen 120. Versuchstag, obwohl auch da die
Verbrennungen von einer höheren Lage in vier Tagen auf das früher
schon eingenommene Minimum absinken. Aber die höhere Lage ist in den
zwei Wochen vor dem Hunger durch eine Überernähung mit Kohlehydraten
in später zu erörternder Absicht unter Beibehaltung der Glykokollzufuhr
erreicht worden, sodaß hier wohl eine sekundäre spezifisch-dynamische
Wirkung vorausgeht, die im Hunger wieder verschwindet.
Hund 3 erhält wie Hund 1 sofort mit dem Hungerbeginn vom 153. Ver-
suchstag an sechs Tage lang, Hund 6 in seinem ersten Versuch vom 140. Tag
an zehn Tage lang Glykokoll, in seinem zweiten aber, ab 183. Tag, wird
es erst nach acht Hungertagen, und zwar fünf Tage lang, verabreicht. In
allen diesen Fällen senkt es die Verbrennung, bei Hund 3 in längstens
fünf Tagen von 1469 Kal./qm auf 1132, d. i. um 22,9 %, bei Hund 6 im ersten
Versuch von 811,4 auf 608,3 Kal./qm, d. i. um 25,1 % in längstens sechs Tagen,
im zweiten in der gleichen Zeit um den gleichen Betrag. Beide Hunde
nehmen damit nicht die tiefste Lage ein, die ihr Grundumsatz bei der
den Hungerperioden vorausgegangenen Kost (II p, bzw. II f) unter Glykokoll
bei längerer Verfütterung erreicht, sondern stehen auf einer mittleren
Linie. Es beruht dies aber nach dem Ergebnis bei Hund 1 offenbar nicht
auf Besonderheiten des Hungerstoffwechsels, sondern es liegt wohl eine
 
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