Metadaten

Oehme, Curt [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 7. Abhandlung): Der Einfluß des Glykokolls bei Hund und Ratte, 1 — Heidelberg, 1940

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43799#0069
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
68

Curt Oehme: Der Energiehaushalt

tracht, weil dabei der respiratorische Quotient sinkt; wegen seiner
geringen Menge und der tagelangen Nachwirkung auch nicht das
verfütterte Glykokoll selbst.
Für die späteren Tage (159. und 200.) ist auch die aus dem respi-
ratorischen Quotienten nach Abzug des Eiweißanteiles berechnete
Menge der Kohlehydratkalorien nicht ganz gedeckt, wenn man
für die maximale Zuckerbildung aus Eiweiß die Zahl von Lusk
(54,7 bis 58%) einsetzt und den gewonnen Wert zu den Kohle-
hydratkalorien der letzten Vorglykokolltage addiert, beiseite
lassend, daß ihr Betrag im vorgerückten Hunger eher kleiner
anzunehmen ist. Allerdings ist die Differenz in Anbetracht der
Fehler solcher Berechnungen klein. Natürlich könnte auf die ja
auch im Hunger nie völlig versiegten, in einer mittleren Periode
desselben manchmal sogar ein wenig wieder steigenden Kohle-
hydratvorräte des Körpers zurückgegriffen oder herangezogen
werden, daß beim Phlorizintier nach peroralen oder intravenösen
Glykokollgaben wahrscheinlich infolge Adrenalinausschüttung oft
mehr Extrazucker gebildet wird als dem zugeführten Glykokoll
entspricht40). Der bei der spezifisch-dynamischen Wirkung zu
Tage getretene Gegensatz zwischen Glykokoll und Kohlehy-
draten im Einfluß auf den respiratorischen Quotienten hat aber
bereits dargetan, daß der Glykokolleffekt in der Hauptsache keine
Mobilisation und Verbrennung von Glykogen ist. So scheint uns
die Annahme am nächsten zu liegen, daß die benutzten
Standardzahlen für den respiratorischen Quotienten
des Eiweißes und die maximale Zuckerbildung aus
ihm hier nicht gültig sind, in dem Sinne, daß der zucker-
bildende und der nicht zuckerbildende Anteil des
Moleküls von der zugeführten Aminosäure wahrschein-
lich auf endokrin-fermentativem Wege in ihrem Stoff-
wechselschicksal oder vielleicht auch in ihren Mengen
verschoben werden. Nach dieser Hypothese würde der er-
höhte respiratorische Quotient nicht sowohl durch eine gesteigerte
Zuckerbildung aus Eiweiß mit folgender Verbrennung als auch
durch eine vermehrte „Fett“bildung mit folgender Stapelung zu-
stande kommen können. Man kann diese Hypothese nicht ohne
weiteres gleichsetzen mit der bekannten Aufspaltung des Eiweiß-
moleküls in glukoplastische und ketoplastische Aminosäuren, weil
eine „Fett“bildung aus den ketoplastischen Gliedern nicht sicher
ist, wohl aber einen nahen Zusammenhang für sehr wahrscheinlich

4Ü) Nord, Act. Med. Scand. 70, 277, 1929.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften