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0. Lehmann :
Der Grund der Differenz liegt darin, daß jene Forscher zu
große Individuen beobachteten, solche, die nicht einfach in der
Lösung gewachsen waren, sondern sich durch Zusammenhießen
vieler kleiner Individuen gebildet hatten; wahrscheinlich deshalb,
weil nur solche große Individuen helle Polarisationsfarben zeigen.
Die winzigen, im ersten Momente entstehenden einfachen Kri-
ställchen erscheinen im Dunkelfeld der gekreuzten Nicols wegen
der geringen Doppelbrechung der Substanz nur dunkelgrau bis
schwarz, sind somit schwer erkennbar, namentlich wenn gleich-
zeitig große blendend helle Kristalle vorhanden sind.
Will man nur die Vollkommenheit der Auslöschung prüfen,
so empfehlt sich die Anwendung eines gewöhnlichen minera-
logischen Mikroskops und eines ebenen Objektträgers mit ebenem
Deckglas. Man bereitet sich die Lösung durch Verrühren von
Ammoniumoleat mit Alkohol in einer kleinen gläsernen Reib-
schale unter Erwärmen. Das Gesichtsfeld muß von zahlreichen,
etwa gleichweit voneinander abstehenden Kriställchen erfüllt sein.
Man mache diese dadurch sichtbar, daß man als Lichtquelle
das direkte Licht einer intensiven Bogenlampe verwendet. Was
bei gewöhnlichem Licht als dunkelgrau 1.0. erscheint, tritt nun-
mehr blendend weiß auf fast schwarzem Grunde hervor. Durch
Drehen des Objekttischchens kann man sich leicht davon über-
zeugen, daß jedes der kleinen Kriställchen vollkommen auslöscht,
sowie es m die Dunkelstellung kommt, sich somit vollständig
wie ein normaler Kristall verhält. Erst beim Größerwerden zeigen
sich Abweichungen, augenscheinlich Wirkungen der Oberflächen-
spannung, welche Kanten und Ecken abzurunden sucht und da-
durch auch eine Störung der molekularen Struktur hervorbringt.
Modellartig mit ebenen Flächen ausgebildet sind die Kristalle
allerdings nie^), sie zeigen vielmehr, genau wie manche feste
Kristalle, z. B. solche von Salmiak, hörnerartiges Hervortreten
der Ecken.
Wer gewohnt ist, wachsende Kristalle unter dem. Mikroskop
zu studieren und deshalb das bei Ammoniumoleat Gesehene mit
der tatsächlichen Kristallbildung bei andern Substanzen, nicht
W Bei Paraazoxybenzoesäureäthyiester erhielt ich unter günstigen Um-
ständen sehr lange, streng gerade dünne Prismen & PAya. 72, 324,
1903, Fig. 1 u. 2). D. VORLÄNDER gelang es, ähnliche, wenn auch kürzere
flüssige Prismen mit fast scharfen Kanten zu photographieren (ZePscL*. /.
CPew. 57, 364, Taf. IM, Fig. 7, 1906).
0. Lehmann :
Der Grund der Differenz liegt darin, daß jene Forscher zu
große Individuen beobachteten, solche, die nicht einfach in der
Lösung gewachsen waren, sondern sich durch Zusammenhießen
vieler kleiner Individuen gebildet hatten; wahrscheinlich deshalb,
weil nur solche große Individuen helle Polarisationsfarben zeigen.
Die winzigen, im ersten Momente entstehenden einfachen Kri-
ställchen erscheinen im Dunkelfeld der gekreuzten Nicols wegen
der geringen Doppelbrechung der Substanz nur dunkelgrau bis
schwarz, sind somit schwer erkennbar, namentlich wenn gleich-
zeitig große blendend helle Kristalle vorhanden sind.
Will man nur die Vollkommenheit der Auslöschung prüfen,
so empfehlt sich die Anwendung eines gewöhnlichen minera-
logischen Mikroskops und eines ebenen Objektträgers mit ebenem
Deckglas. Man bereitet sich die Lösung durch Verrühren von
Ammoniumoleat mit Alkohol in einer kleinen gläsernen Reib-
schale unter Erwärmen. Das Gesichtsfeld muß von zahlreichen,
etwa gleichweit voneinander abstehenden Kriställchen erfüllt sein.
Man mache diese dadurch sichtbar, daß man als Lichtquelle
das direkte Licht einer intensiven Bogenlampe verwendet. Was
bei gewöhnlichem Licht als dunkelgrau 1.0. erscheint, tritt nun-
mehr blendend weiß auf fast schwarzem Grunde hervor. Durch
Drehen des Objekttischchens kann man sich leicht davon über-
zeugen, daß jedes der kleinen Kriställchen vollkommen auslöscht,
sowie es m die Dunkelstellung kommt, sich somit vollständig
wie ein normaler Kristall verhält. Erst beim Größerwerden zeigen
sich Abweichungen, augenscheinlich Wirkungen der Oberflächen-
spannung, welche Kanten und Ecken abzurunden sucht und da-
durch auch eine Störung der molekularen Struktur hervorbringt.
Modellartig mit ebenen Flächen ausgebildet sind die Kristalle
allerdings nie^), sie zeigen vielmehr, genau wie manche feste
Kristalle, z. B. solche von Salmiak, hörnerartiges Hervortreten
der Ecken.
Wer gewohnt ist, wachsende Kristalle unter dem. Mikroskop
zu studieren und deshalb das bei Ammoniumoleat Gesehene mit
der tatsächlichen Kristallbildung bei andern Substanzen, nicht
W Bei Paraazoxybenzoesäureäthyiester erhielt ich unter günstigen Um-
ständen sehr lange, streng gerade dünne Prismen & PAya. 72, 324,
1903, Fig. 1 u. 2). D. VORLÄNDER gelang es, ähnliche, wenn auch kürzere
flüssige Prismen mit fast scharfen Kanten zu photographieren (ZePscL*. /.
CPew. 57, 364, Taf. IM, Fig. 7, 1906).