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Lehmann, Otto:; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 22. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 1 — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37294#0011
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Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle (I. Teil).

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mit schematischen Figuren vergleicht, welche mathematische Fik-
tionen darstellen, wird keinen Moment darüber in Zweifel sein,
jene Gebilde seien wirkliche Kriställchen. Dies folgt auch schon
daraus, daß alle die Hunderte von Individuen, die gleichzeitig
im Gesichtsfeld auftreten^), alle dieselbe Form haben, daß diese
Form somit durch innere Kräfte entstehen muß, nicht durch zu-
fällige äußere Einflüsse. Die Fig. 4a, Taf. II, zeigt diese Form von
der Seite, Fig. 4b stärker vergrößert, von oben gesehen. Da zwei
zueinander senkrechte Symmetrieebenen durch die Längsachse
gehen, die Kriställchen in Stellung b in jeder Lage zwischen
gekreuzten Nicols dunkel erscheinen, die in Stellung a nur dann,
wenn sie symmetrisch zu den Nicoldiagonalen liegen, folgt, daß
das System das tetragonale ist. Es sind skelettartig verzerrte
Pyramiden.i4) Photographien nach der Natur (zwischen ge-
kreuzten Nicols) sind in Fig. 5, 6, 7, Taf. III, dargestellt.
Im natürlichen Licht in der Längsrichtung gesehen ver-
schwinden sie vollkommen, weil der Brechungsquotient der or-
dentlichen Strahlen gleich dem der umgebenden Lösung ist.
Ebenso auch bei Betrachtung im polarisierten Licht hei Quer-
durchsicht, wenn die kurze Nicoldiagonale quer zur Längs-
richtung ist. Ist sie derselben parallel, so erscheinen die Um-
risse scharf, aber immerhin blaß, weil die Doppelbrechung nur
geringe Größe hatU)
13) Falls man soviel Alkohol verwendet, daß gerade eben Kristallisation
noch möglich ist.
14) Die skelettartige Verzerrung kann, wie ich früher gezeigt habe,
durch rasches Wachstum bedingt sein, indem an den Ecken des wachsenden
Kristalls ein besonders hohes Konzentrationsgefälle entsteht und infolgedessen
besonders intensiver Diffusionsstrom, ebenso auch ein besonders hohes Tem-
peraturgefälle, somit rasche Ableitung der Kristallisationswärme ; doch kann
die Ursache auch auf fremder Beimischung beruhen. Dies dürfte hier zu-
treffen, da anscheinend die flüssigen Kriställchen etwas Alkohol aufnehmen,
wie ich daraus schließe, daß sie gerade bei Anwendung von Alkohol als
Lösungsmittel sehr beweglich erscheinen und mit Leichtigkeit spontan zu-
sammenfließen, während in anderen Lösungsmitteln, z. B. Chloroform, das Zu-
sammenfließen ausbleibt, wie wenn die Kriställchen in diesem Fall weniger
flüssig wären. Auch eine andere Modifikation desselben Stoffs kann beige-
mischt sein.
45) Nach dem von mir angegebenen Verfahren der NEWTON'schen Ringe
läßt sie sich nicht bestimmen, weil die Kristalle durch Einfluß der Glas-
flächen pseudoisotrop werden (s. weiter unten). Bei Verwendung von Mono-
bromnaphtalin als Lösungsmittel treten die Kriställchen im natürlichen Licht
deutlicher hervor, ihre Ausbildung wird aber sehr beeinträchtigt. Ganz ähn-
 
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