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Lehmann, Otto:; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 22. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 1 — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37294#0022
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22

0. Lehmann :

bikonische Störungen im Innern halbisotroper Kristalle, nämlich
Fig. 31 u. 32 im natürlichen, Fig. 33^), 34, 35, 36 im polari-
sierten Licht.
In Fig. 37—41 sind halbe, an der Oberfläche befindliche Doppel-
kegel im polarisierten Lichte dargestellt, nämlich in Fig. 37 und .38
in symmetrischer Lage zu den Nicoldiagonalen, in Fig. 39 in
schräger Lage. Die Fig. 40—41 zeigen Verzierungen, die durch
Häufung solcher konischer Störungen an der Oberfläche herge-
bracht sind, nämlich Fig. 40 im natürlichen, Fig. 41 im polari-
sierten Licht.3°) Die letzteren Figuren zeigen, daß irgendwelche Be-
einträchtigung des Gleichgewichtszustandes durch die Ober-
flächenspannung gar nicht stattfindet, daß ein Schnitt durch die
Achse des Doppelkegels das Gleichgewicht der Moleküle in
keiner Weise stört, daß dieses dasselbe ist wie inmitten der
pseudoisotropen Masse, wo Oberflächenspannung natürlich gar
nicht einwirken kann. Für die Berechnung kommt somit die
molekulare Richtkraft allein in Betracht.
Von größter Wichtigkeit für die Molekularphysik ist ferner,
daß das Gleichgewicht bei diesen an der Oberfläche liegenden
halben bikonischen Störungen nicht nur ein mechanisches Gleich-
gewicht der Kristallmoleküle unter sich ist, sondern auch ein
thermisches Gleichgewicht mit der umgebenden Lösung bzw.
Schmelze. Da bei konstanter Temperatur die gestörte Stelle
sich beliebig lange erhält, folgt mit Notwendigkeit, daß Lös-
lichkeit, bzw. Schmelzpunkt an allen Stellen der Kristallober-
flächc dieselben sind, gleichgültig ob die Moleküle parallele Lage
haben, oder ob sie (wie an den Durchschnitten mit der Kegel-
basis) radial um einen Punkt gruppiert sind. Mit andern Worten:
Schmelzpunkt und Löslichkeit sind unabhängig von der
Art der Aggregation der Moleküle und weiter, da sie für
verschiedene Modifikationen eines Stoffs verschieden sind: Die
sogenannten Modifikationen eines Stoffs können sich
nicht durch die Art der Aggregation der Moleküle unter-
scheiden, ihre Moleküle selbst müssen verschieden sein,
wie ich schon früher aus anderen Gründen geschlossen hatte.
29) Die Längsachsen der ellipsoiJischen isotropen Tröpfchen im Innern
geben die Richtung der Strukturtinien (der Austöschungsrichtungen oder
Molekülachsen) an.
30) Daß die Störungen hier wesentlich deutlicher hervortreten als bei
Ammoniumoleat, beruht auf der stärkeren Doppelbrechung und dem Di-
chroismus.
 
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