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Lehmann, Otto:; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 22. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 1 — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37294#0027
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Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle (I. Teil).

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scheinende Symmetrieachse. Bei den in Frage stehenden großen
Kristalltropfen von Paraazoxyanisol, wie sie sich aus der Lösung
in geschmolzenem Piperin ausscheiden, erscheint der Kernpunkt
nur dann als dunkler Punkt, wenn der Tubus des Mikroskops so
hoch gestellt wird, daß die obere Seite des Tropfens scharf, der
Umriß somit verwaschen erscheint (Fig. 49, Taf. VI). Senkt man
den Tubus, bis letzterer scharf wird, so verwandelt sich der dunkle
Punkt in einen sehr hellen Punkt, welcher aber nach wie vor
von einem grauen Hof umgeben ist (Fig. 50a).
Dreht man den Tropfen (durch Drehen der Kapillare) um
eine horizontal (quer zur Symmetrieachse stehende) Achse, so
sind die sich darbietenden Erscheinungen die in den Fig. 50b—g
dargestellten. Zunächst trennt sich der helle Punkt von dem
umgehenden Hof und rückt, falls die Drehung im Sinne des
Uhrzeigers stattfindet, nach oben, indem er sich nach unten hin
zuspitzt, gewissermaßen als trichterförmige Vertiefung in der
Kugel erscheinend, während der Hof, der eben das andere Ende
der Symmetrieachse darstellt, ebensoviel nach unten rückt. Kommt
der helle Punkt schließlich an den Rand des Tropfens, so ver-
schwindet er und wird ersetzt durch einen dunkeln, nach dem
Rande hin zugespitzten Fleck, der ganz genau dem dunkeln Fleck
gleicht, in welchen sich der auf der andern Seite des Durch-
messers (der Symmetrieachse) befindliche frühere Kernhof ver-
wandelt. Diese Lage ist die zweite Hauptlage. Wird die Drehung
fortgesetzt, so verwandelt sich der erstere dunkle Fleck, indem
er gegen die Mitte hin rückt, in einen dunkeln Hof, aus dem
andern wird ein heller trichterartiger Fleck, der in gleicher Weise
dem Zentrum zurückt, bis er schließlich als runder heiler Fleck
die Mitte des Hofes einnimmt, womit die erste Hauptlage wieder
erreicht ist. Während der Tropfen in dieser Lage fast farblos
erscheint, ist er dagegen in zweiter Hauptlage ziemlich dunkel-
gelb, man kann somit sagen, die Struktur kommt im natürlichen
Licht außer durch das Auftreten der beschriebenen Schlieren
auch durch das Auftreten von Dichroismus zur Geltung, derart,
daß die Tropfen, in der Richtung der Symmetrieachse gesehen,
fast farblos erscheinen, quer dazu dagegen gelb. In den Zwischen-
stellungen ist natürlich das zwischen Kernpunkt und Hof liegende
Feld gelb. Es verbreitert sich immer mehr in dem Maße, als
sich diese voneinander entfernen, bis es schließlich in der
zweiten Hauptlage den ganzen Umriß des Tropfens ausfüUt.
 
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