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Lehmann, Otto:; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 22. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 1 — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37294#0029
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Neue Untersuchungen über flüssige Kristaüe (I. Teil).

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liehen Licht darstellen. Dies muß natürlich der Fall sein, da
man sich das gewöhnliche Licht aus zwei rechtwinklig zueinander
polarisierten Komponenten zusammengesetzt denken kann.
Wird der Polarisator statt über dem Präparat unter dem-
selben eingeschaltet, so sind die Erscheinungen im wesentlichen
dieselben, doch erscheinen nun Kernpunkt und Hot d. h. die
beiden Enden der Symmetrieachse vertauscht. Während hei ölten
eingeschaltetem Nicol die dunkeln Büschel am oberen Ende der
Symmetrieachse auftraten, befinden sie sich nun am unteren
Ende, und der Kernpunkt wird unsichtbar, während im vorigen
Fall der Hof verschwand (Fig. 53a). Auch sonst, zeigen sich
einige kleine Änderungen. So fallen in zweiter Hauptlage die
kleinen weißen Felder an den Enden der Symmetrieachse fort,
es bleiben nur die dunkeln Büschel, der Tropfen erscheint also
vollständig gelb und so schattiert, als hätte er an den Enden
der Symmetrieachse tiefe Eindrücke (Fig. 53b—g). Auch in den
Zwischenlagen zeigen sich einige Verschiedenheiten, nämlich in
dem an das untere Ende der Symmetrieachse sich anschließenden
Quadranten, Segmente von Farbenringen (Fig. 53b u. f) und am
oberen Ende, bei weiter fortgeschrittener Drehung ein dunkles
Dreieck (Fig. 53c u. e). Im allgemeinen aber decken sich die
Erscheinungen genau, insbesondere haben die weißen und gelben
Quadranten dieselbe Lage, gleichviel ob man das Nicolsche
Prisma über oder unter dem Präparat einschaltet. Eine wesent-
liche Änderung tritt deshalb auch nicht ein, wenn man sowohl
über wie unter dem Präparat ein Nicolsches Prisma einschiebt
d. h. bei Beobachtung mit parallelen Nicols.
Man könnte also annehmen, die Struktur entspreche den
Fig. 54a. (erste Hauptlage) und 54b (zweite Hauptlage). Der
Umstand aber, daß man bei oberem Nicol die weißen und gelben
Quadranten nur sieht bei Scharfeinstellung der oberen Seite
des Nicols, bei unterem nur bei Scharfeinstellung der unteren
Seite, beweist, daß die Struktur tatsächlich komplizierter sein muß,
so wie bei den oben besprochenen normalen flüssigen Kristallen,
bei welchen dasselbe Verhalten beobachtet wird, daß nämlich
die Moleküle im Innern verdreht übereinander liegen müssen.
Dasselbe ergibt sich aus den bei gekreuzten Nicols zu beob-
achtenden Erscheinungen. In erster Hauptlage sollte man, wenn
die Anordnung der Moleküle eine radiale ist, ein schwarzes Kreuz
sehen wie hei Sphärokristallen. Tatsächlich sieht man auch ein
 
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