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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 3. Abhandlung): Die Intensitäten alluvialer und diluvialer geologischer Vorgänge und ihre Einwirkung auf die pliocäne Rumpffläche des Kraichgaues und Odenwaldes — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43846#0009
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Die Intensitäten alluvialer und diluvialer geologischer Vorgänge usw. 9
Erinnerung in Heidelberg besonders andauernder und starker Regen
fiel. Die Niederschlagsmengen der betreffenden Tage waren nach den
Tabellen der Landeswetterwarte:
29. I. 30. I. 31. I. 1. II. 2. II. 3. II. 4. II. 5. II.
6,8 mm. 12,0. 9,4. 24,5. 22,8. 12,5. 1,1. 3,0.
Die Bodenbewegungen begannen zwischen dem 2. und dem 4. Fe-
bruar.1) Das zeigt deutlich, daß es nicht die Gesamtmenge der Monats-
niederschläge war, die die geologischen Vorgänge bedingte, sondern
ihre Häufung an ganz bestimmten Tagen, allerdings nachdem der
vorausgehende schon ungewöhnlich nasse Januar den Boden gründlich
durchfeuchtet hatte. Unmittelbar vor dem 29. Januar war sogar eine
Periode von drei trockenen Tagen. Aber am 21. Januar waren 18,5 mm
gefallen, am 20. Januar 7,8. Der ganze Februar, obwohl viel feuchter
noch als der Januar, hatte nach den ersten Tagen niemals wieder so
hohe Tagesniederschläge wie an seinen ersten drei Tagen, wohl aber
eine Trockenperiode vom 6.—8., eine weitere vom 13.—16., einen fast
trockenen Tag am 23. mit nur 0,2 mm, einen ganz trockenen Tag am
24. und einen Tag mit nur 0,3 mm am 25.
Das Ergebnis dieser Feststellungen ist also, daß auch ein be-
sonders feuchter Monat ohne größere geologische Wirkungen bleiben
kann, während günstige Aneinanderreihung von zahlreichen unbedeuten-
den und zum Schluß erst bedeutenden Niederschlägen große Wirkungen
auslöst. So kam es, daß wir in den betreffenden Februartagen eine
kleine Vorstellung von der Intensität der Bodenbewegungen in den
regenfeuchten Tropen bekamen. Dort hört man, wie mir die Herren
Bergingenieur Dr. Adam und Bergingenieur Moermann auf Grund reicher
Erfahrungen in Holländisch-Indien versicherten, in jeder Nacht der
Regenzeit das Geräusch der von den Hängen heruntergehenden Muhren
und Schlipfe.
Wir dürfen daraus schließen, daß schon eine geringfügige Ver-
mehrung der Niederschläge in der feuchten Jahreszeit innerhalb be-
stimmter Zeiten des Diluviums eine intensive Abtragung erzeugen
mußte. Hatten einzelne Unterperioden des Diluviums (? Teile der
Interglazialzeiten) auch nur monatsweise die doppelte Niederschlags-
menge wie heute, so mußte die Häufigkeit der Tage starker Boden-
bewegungen nicht doppelt so groß, sondern ein Vielfaches von der
heutigen Zahl sein. In den Glazialzeiten aber mußte auch in den nicht
vergletscherten Gebieten wie Odenwald und Kraichgau Solifluktion
Wirkungen erzeugen, die das Kriechen der Gegenwart um ein sehr
*) Ich verdanke eine Anzahl der vorstellenden Angaben Herrn Stadtbaurat
Schwaab in Heidelberg.
 
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