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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 3. Abhandlung): Die Intensitäten alluvialer und diluvialer geologischer Vorgänge und ihre Einwirkung auf die pliocäne Rumpffläche des Kraichgaues und Odenwaldes — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43846#0010
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10

Wilhelm Salomon:

Vielfaches übertrafen. Und das alles war unabhängig von tektonischen
Vorgängen, also rein klimatisch bedingt.
Auch andere Forscher sind zu dem Ergebnis gekommen, daß die
abtragenden Wirkungen im Diluvium wesentlich stärker waren als in
der Gegenwart. Ich zitiere aus der sehr umfangreichen Literatur über
diesen Gegenstand nur einige Beispiele.
E. Scheu hat in der naturwissenschaftlichen Wochenschrift (N.F. 19,
Nr. 37 vom 12. September 1920) eine wichtige Abhandlung veröffent-
licht: „Die Bedeutung der Schuttuntersuchung für die Erklärung der
Landformen.“ Darin wird für Teile von Frankreich und Deutschland
gezeigt, daß diluviale Vorgänge für die ganze Morphologie eine sehr
große Rolle spielen und jedenfalls an Bedeutung die alluvialen Vor-
gänge bei weitem übertreffen. Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt
E. Kraus.1) Er sagt: „Auch in Zeiten vorherrschender Verwitterung
und Bodenbildung, wie sie jetzt im außeralpinen Mitteleuropa zu Hause
ist, kommen da und dort große Schuttbewegungen (Schlipfe) vor.
Solche sind aber örtlich bedingt durch gewisse geologische Umstände
(Quellaustritt, Schichtneigung u. a.) und mehr episodisch und akut.“
An einer anderen Stelle sagt Kraus mit Recht: „Die Zeiten der Haupt-
abtragung dieser Gehänge (nämlich in den Vogesen) liegen schon weit
zurück. Denn derartige Schuttmassen, welche ein altes Relief zuschütten,
können sich heute höchstens ausnahmsweise zur Zeit der Schneeschmelze
in Murgängen zu Tal bewegen.“
Axel Schmidt (Die Entstehung des Flußnetzes der schwäbischen
Schichtstufenlandschaft, Jahresber. Oberrh. Geol. Ver. N. F. X. 1921.
S. 57) bringt einen sehr deutlichen Beweis dafür, „daß eine bedeutende
Abtragung, die die alten Züge im Landschaftsbilde links vom Neckar
verwischt und undeutlich gemacht hat, tatsächlich erst in diluvialer
Zeit erfolgt ist“. Ebenso zeigt er (S. 55), daß „das lebhafte Rück-
schreiten des Albrandes erst im Pleistocän begonnen hat“.
Lozinski, Högbom, Passarge, M. Schmidt, Rau, Kraus und ich
selbst2) haben eine ganze Anzahl von Bodenformen, die früher als ein
Produkt gegenwärtiger Vorgänge angesehen wurden, für Folgeerschei-
9 Die Bodenkunde als Methode in der Morphologie. Petermanns Geogr.
Mitt. 1923. Heft 1-2.
2) Geol. Rundschau, VII. 1916. S. 30 u. f. Hier auch Literaturangaben.
Sohmitthenner ist im allgemeinen geneigt, die Vorgänge der Gegenwart als aus-
reichend zur Erklärung der jetzigen Oberflächenformen anzusehen. In seiner
neuesten Arbeit (Geogr. Abh. Reihe 2, Heft 1, S. 33) gibt er aber für die Stufen-
landschaft zwischen Maas und Mosel zu, daß „manche Lagerungserscheinung in
Boden und Schutt auf die Einwirkung der Eiszeit zurückzuführen ist“.
 
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