Metadaten

Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 3. Abhandlung): Die Intensitäten alluvialer und diluvialer geologischer Vorgänge und ihre Einwirkung auf die pliocäne Rumpffläche des Kraichgaues und Odenwaldes — Berlin, Leipzig, 1924

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43846#0012
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
12

Wilhelm Salomon:

so können auch dadurch gewaltige Wirkungen erzeugt werden. Bernauer
und ich haben das für das Diluvium bei Heidelberg bewiesen.1)
Ich habe nun aus den genannten und mancherlei anderen Gründen
die Überzeugung gewonnen, daß die zerstörenden Kräfte im Diluvium
wesentlich intensiver gewirkt haben als in der geologischen Gegenwart,
und zwar auch in gleichen Zeiträumen. Ich kann das nicht nur auf
geringere Temperaturen zurückführen, sondern glaube, daß auch die
Menge der Niederschläge und vor allen Dingen ihre Verteilung über
die Jahreszeiten die Ursache davon waren. Sehen wir uns aber zu-
nächst an, ob in dem hier betrachteten Gebiet nicht auch tektonische
Bewegungen im Diluvium und Alluvium von Einfluß auf die Erosion
und damit mittelbar auf die Abtragung gewesen sind.
II. Junge tektonische Bewegungen in dem Untersuchungsgebiete.
Während mau früher sehr junge tektonische Bewegungen in Deutsch-
land nur in geringer Zahl kannte und daher für Ausnahmen hielt, haben
sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr Beispiele von ihnen nach-
weisen lassen. Dabei scheint mir- eine Frage von Bedeutung zu sein,
auf die man meist wohl nicht näher eingegangen ist, ob nämlich das
geringe Ausmaß der jungen Bewegungen darauf beruht, daß wir in
einer Epigonenzeit leben, oder auf der kurzen Dauer der Beobachtungs-
zeit. Im letzteren Falle wäre es wohl möglich, daß die Größenordnung
der Verschiebungen nicht hinter der längerer Erdperioden zurückbliebe.
Unter diesen Umständen hat jede Beobachtung, Schätzung oder gar
Messung junger tektonischer Bewegungen und ihrer zeitlichen Dauer
ein gewisses Interesse. Daher teile ich die folgenden Beobachtungen mit.
1. Beobachtungen bei Heidelberg.
Hier hat Wilhelm Spitz 1908 Erdbebenspalten in der im dilu-
vialen Neckarschuttkegel gelegenen Kiesgrube am Pleickartsförsterhof
beschrieben.2) Sie tragen in ihrem tieferen Teil den Charakter un-
bedeutender Verwerfungen. — Sauer3) hat wohl als erster darauf hin-
gewiesen, daß der unfertige Zustand des Neckartales in den Strom-
schnellen des Hackteufels bei Heidelberg auf junge tektonische Be-
’) Jahresber. u. Mitteil. Oberrhein. Geol. Verein. 1915. N. F. Bel. 5. Heft 1.
S. 26-32.
2) Über jungdiluviale Erdbebenspalten nsw. Verhandl. Naturh. Med. Verein
Heidelberg, N. F. IX. S. 632—640.
3) Vergl. Salomon, Die Stellung der Randspalten des Eberbacher- und des
Rheintalgrabens. Z. D. geol. Ges. 1903. S. 408.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften