Die Intensitäten alluvialer und diluvialer geologischer Vorgänge usw. 13
wegungen deutet. Dann haben Thürach1) und ich2) auf die Tatsache
aufmerksam gemacht, daß sich im Neckar unterhalb der neuen Heidel-
berger Brücke, schon außerhalb des Gebirgsrandes in der Ebene eine
Stromschnelle befindet, die auf eine junge Verwerfung zurückzuführen
ist. Ja, diese Beobachtung ist eine der Ursachen gewesen, die mich
1912 dazu veranlaßt haben, die 1918 mit glücklichem Erfolge beendete
Heidelberger Thermalbohrung vorzuschlagen und mit Hilfe der Stadt
Heidelberg durchzuführen. Da diese Stromschnelle in die lockeren,
leicht erodierbaren Kiese, Sande und Decklehme des Neckars ein-
geschnitten ist, in denen eine ältere Stufe längst ausgeglichen sein
müßte, so schloß ich daraus auf das Fortdauern der verwerfenden
Bewegung. Nun hat die Thermalbohrung in der Tat in einer Tiefe
von 808 m unter dem Tertiär den Buntsandstein erreicht, ihn aber in
929 m Tiefe durchfahren und von neuem darunter Tertiär angetroffeu.
Diese Erscheinung läßt sich nach meiner Auffassung nur dadurch er-
klären, daß der Buntsandstein mit seiner Decke von Tertiär und Di-
luvium über Tertiär überschoben ist, d. h. also, daß die auf rein
morphologischer Grundlage erschlossenen Störungen wirklich im Unter-
gründe nachweisbar sind. Dabei lasse ich es dahingestellt, ob es sich
hier nur um eine einzige Störung, oder um mehrere benachbarte handelt.
Ich hebe noch hervor, daß an der Stromschnelle früher eine Mühle,
die sogen. Bergheimer Mühle stand, während jetzt das Gefälle des
Flusses durch eine Turbinenanlage des Leimener Zementwerkes benutzt
wird. Herr Direktor Dr. Schott war so freundlich, mir auf Anfrage
mitzuteilen, daß das Gefälle in der Mühle ursprünglich 90 cm betrug.
Es ist jetzt durch Ausbaggerung und Stauung wesentlich vergrößert
Böger hat in einer sorgfältigen Untersuchung über „Die Entstehung
des Neckar-Mündungstrichters bei Heidelberg“ (Verh. Naturh. Med.
Verein Heidelberg N. F. XV. S. 68) den Schluß gezogen, daß „die
Bildung der (O—W-gerichteten) Neckarverwerfung in das jüngste Di-
luvium, vielleicht schon in das älteste Alluvium zu-verlegen ist“. Die
ebenfalls O—W-gerichte Anlageverwerfung hat nach ihm keinen großen
zeitlichen Abstand von der Neckarverwerfung (S. 69). Die N-S-Ver-
werfungen seien etwas älter als die O—W-Verwerfungen (S. 67). Doch
„scheinen die Bewegungen, welche zu den (N—S-)Verwerfungen
führten, weiter aktiv zu sein“. Denn die kleinen Absenkungen
an den N—S-Verwerfungen der Neckarinsel sind trotz der mürben
Beschaffenheit des Gesteins noch unausgeglichen.
9 Erläuter. zu Blatt Heidelberg. Bad. geol. Karte II. Aufl. 1909. S. 75.
2) Ber. Versamml. Oberrhein. Geol. Verein. 1909. 42. Vers. S. 9.
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wegungen deutet. Dann haben Thürach1) und ich2) auf die Tatsache
aufmerksam gemacht, daß sich im Neckar unterhalb der neuen Heidel-
berger Brücke, schon außerhalb des Gebirgsrandes in der Ebene eine
Stromschnelle befindet, die auf eine junge Verwerfung zurückzuführen
ist. Ja, diese Beobachtung ist eine der Ursachen gewesen, die mich
1912 dazu veranlaßt haben, die 1918 mit glücklichem Erfolge beendete
Heidelberger Thermalbohrung vorzuschlagen und mit Hilfe der Stadt
Heidelberg durchzuführen. Da diese Stromschnelle in die lockeren,
leicht erodierbaren Kiese, Sande und Decklehme des Neckars ein-
geschnitten ist, in denen eine ältere Stufe längst ausgeglichen sein
müßte, so schloß ich daraus auf das Fortdauern der verwerfenden
Bewegung. Nun hat die Thermalbohrung in der Tat in einer Tiefe
von 808 m unter dem Tertiär den Buntsandstein erreicht, ihn aber in
929 m Tiefe durchfahren und von neuem darunter Tertiär angetroffeu.
Diese Erscheinung läßt sich nach meiner Auffassung nur dadurch er-
klären, daß der Buntsandstein mit seiner Decke von Tertiär und Di-
luvium über Tertiär überschoben ist, d. h. also, daß die auf rein
morphologischer Grundlage erschlossenen Störungen wirklich im Unter-
gründe nachweisbar sind. Dabei lasse ich es dahingestellt, ob es sich
hier nur um eine einzige Störung, oder um mehrere benachbarte handelt.
Ich hebe noch hervor, daß an der Stromschnelle früher eine Mühle,
die sogen. Bergheimer Mühle stand, während jetzt das Gefälle des
Flusses durch eine Turbinenanlage des Leimener Zementwerkes benutzt
wird. Herr Direktor Dr. Schott war so freundlich, mir auf Anfrage
mitzuteilen, daß das Gefälle in der Mühle ursprünglich 90 cm betrug.
Es ist jetzt durch Ausbaggerung und Stauung wesentlich vergrößert
Böger hat in einer sorgfältigen Untersuchung über „Die Entstehung
des Neckar-Mündungstrichters bei Heidelberg“ (Verh. Naturh. Med.
Verein Heidelberg N. F. XV. S. 68) den Schluß gezogen, daß „die
Bildung der (O—W-gerichteten) Neckarverwerfung in das jüngste Di-
luvium, vielleicht schon in das älteste Alluvium zu-verlegen ist“. Die
ebenfalls O—W-gerichte Anlageverwerfung hat nach ihm keinen großen
zeitlichen Abstand von der Neckarverwerfung (S. 69). Die N-S-Ver-
werfungen seien etwas älter als die O—W-Verwerfungen (S. 67). Doch
„scheinen die Bewegungen, welche zu den (N—S-)Verwerfungen
führten, weiter aktiv zu sein“. Denn die kleinen Absenkungen
an den N—S-Verwerfungen der Neckarinsel sind trotz der mürben
Beschaffenheit des Gesteins noch unausgeglichen.
9 Erläuter. zu Blatt Heidelberg. Bad. geol. Karte II. Aufl. 1909. S. 75.
2) Ber. Versamml. Oberrhein. Geol. Verein. 1909. 42. Vers. S. 9.
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