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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 3. Abhandlung): Die Intensitäten alluvialer und diluvialer geologischer Vorgänge und ihre Einwirkung auf die pliocäne Rumpffläche des Kraichgaues und Odenwaldes — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43846#0018
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18

Wilhelm Salomon:

Höhen nicht in der bisherigen Weise abfließen, sammelte sich in den
tiefsten Teilen der Roth-Malscher Niederung und erzeugte dort Sümpfe/
Jedenfalls geht auch aus diesen STÜßYschen Untersuchungen her-
vor, daß in ganz junger Zeit, nämlich nach der Ablagerung der
Dünen, wieder eine Rinne neben dem Gebirgsrande ent-
stand und die vorher abgelagerten Rheinkiese und die Dünen erodierte.
Auch in den Kreisen der Altertumsforscher sind die hier besproche-
nen Verhältnisse eingehend erörtert worden. So verdanke ich einer
freundlichen Mitteilung meines Kollegen Dr. Wahle die Kenntnis
einer Abhandlung von Karl Schuhmacher: „Zur Besiedelungsgeschichte
des rechtsseitigen Rheintales zwischen Basel und Mainz/1) In dieser
Arbeit wird darauf hingewiesen, daß in der sumpfigen Rinne längs des
Schwarzwald- und Odenwaldrandes zahlreiche prähistorische und histo-
rische Grabhügel sowie römische Villen entdeckt worden sind, bei deren
Anlage das Gelände trockener als heutzutage gewesen sein muß. Die
jetzige Versumpfung muß also in die allerjüngste Zeit fallen, was aber
natürlich kein Gegenbeweis dagegen ist, daß nicht schon vor der An-
lage der Gräber und Villen Wasserläufe dem Gebirgsrande folgten und
eine Trockenlegung nur vorübergehend war.2)
Es taucht nun die Frage auf, ob die Rinnenbildung am Rande
des nördlichen Schwarzwaldes, Kraichgaues und Odenwaldes durch
eine tektonische heute noch weiter fortschreitende Einsenkung oder
durch andere Ursachen zu erklären ist.3) Man könnte für die jüngste
geschichtliche Zeit an die Einwirkung des Menschen denken, indem
etwa die unteren Läufe der das Wasser des Gebirgsrandes zum Rhein
abführenden Bäche absichtlich oder durch Nachlässigkeit* verstopft
worden seien, so daß das Wasser seinen Weg am Gebirgsrande entlang
nehmen mußte. Bei dem großen Schaden, den die Versumpfung an-
richtet, ist das indessen von vornherein unwahrscheinlich, wenn auch
im 30 jährigen Kriege und 1689—93 durch die französische Verwüstung
des Gebietes vorübergehend ähnliche Schädigungen eingetreten sein
mögen. Doch pflegt nicht nur der Mensch in solchen Fällen rasch
0 Festschrift zur Feier cles 50 jährigen Bestehens des Römisch-Germanischen
Zentralmuseums zu Mainz. Mainz 1902. S. 39 u. f.
2) Durlach trug mittelalterlich noch die Bezeichnung „turris ad lacum“.
Man könnte das leicht so deuten, als ob dort in römischer Zeit ein See vor-
handen gewesen sei. Nach einer freundlichen Mitteilung meines Kollegen
Dr. Wahle in Heidelberg handelt es sich dabei aber nicht um einen römischen
Namen, sondern um eine mittelalterliche Latinisierung des deutschen Namens.
"•) Mückle (Morphologie des Kraiehgaus. Heidelberg 1908. Dissertation
S. 19) hat sich darauf beschränkt, die meiner Ansicht nach unzureichende
HoNSEiLsche Hypothese wiederzugeben.
 
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