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Wilhelm Salomon :
dem Hinterland kann den vorher offenbar einigermaßen erreichten
Gleichgewichtszustand so völlig gestört haben, daß auch heute noch
trotz geringer Niederschläge und milden Klimas wenigstens stellenweise
eine lebhafte geologische Tätigkeit der Gewässer zu beobachten ist.
Wir haben dabei aber scharf zweierlei zu unterscheiden, die alluviale
transportierende und erodierende Tätigkeit des Neckars, des Maines
und ihrer Nebenflüsse und die diluviale Tätigkeit derselben Gewässer.
Denn die alluviale Neubelebung dieser Tätigkeit ist im Gebirge nur
auf wenige Stellen und seltene zeitliche Ausnahmen beschränkt.
Umgekehrt herrschten vom Ende des Pliocäns, ja, nach den Bruch-
saler Kiesen zu urteilen, erst vom ältesten Diluvium an, energische
tektonische Veränderungen am ganzen Gebirgsrande des Kraichgaues
und Odenwaldes,- und dadurch entstand nicht nur örtlich, sondern in
weiter Ausdehnung eine starke Erosionstätigkeit der Flüsse und Bäche.
Zahlreiche neue kleine, senkrecht zum Rande der Rheinebene gerichtete
Täler bildeten sich und schnitten sich rückwärts ein. Dabei zapften
einige von ihnen offenbar die trägeren Gewässer älterer plioeäner Tal-
senken an und erzeugten so längere und unregelmäßig gestaltete Täler
(z. B. bei Bruchsal, Weingarten und Weinheim).
Der Eindruck, den mir die Morphologie des im vorhergehenden
behandelten fränkischen Gebietes gemacht hat, wäre nicht maßgebend,
da ich ihn im wesentlichen nur auf meinen allerdings oft wiederholten
Eisenbahnfahrten gewonnen habe. Ich habe aber die Genugtuung, zu
sehen, daß er in allen wesentlichen Punkten mit den Ergebnissen über-
einstimmt, die N. Krebs 1919 in seiner Abhandlung „Morphologische
Probleme in Unterfranken“ durch wirkliche Begehungen gewonnen hat
(Zeitschr. Ges. f. Erdkunde Berlin 1919. S. 307—335. Hier auch die
ältere Literatur, A. Penck, Reis, Schuster, Grad mann u. a.). Krebs ver-
folgt eine „einheitliche Rumpffläche vom Fuß des Steigerwaldes über
den unteren Gips- und Lettenkohlenkeuper durch den ganzen Muschel-
kalk bis in den Hauptbuntsandstein des Spessart und Odenwaldes“.
Sie war von „Hügeln und Bergen überragt“ und hat nachträglich
schwache Verbiegungen erfahren (S. 309). Ein Kärtchen (Abb. 18 S. 324)
zeigt sehr anschaulich die über die Rumpffläche emporragenden Berg-
länder, Teile der Rhön, des Spessarts und den Steigerwald umfassend.
Auch in Franken gibt es, wie am Neckar, Seitentälchen, die in der
Erosion hinter dem Haupttal zurückgeblieben sind. Der Gegensatz
zwischen den flachen Talmulden der Hochflächen und den „scharfprofi-
lierten Tälern der großen Flüsse“ sowie „dem ebenso gezeichneten
Unterlauf ihrer Seitenbäche“ wird hervorgehoben. „Ein Stück weit
läßt sich die junge Tiefenerosion an allen Seitentälern hinauf verfolgen,
Wilhelm Salomon :
dem Hinterland kann den vorher offenbar einigermaßen erreichten
Gleichgewichtszustand so völlig gestört haben, daß auch heute noch
trotz geringer Niederschläge und milden Klimas wenigstens stellenweise
eine lebhafte geologische Tätigkeit der Gewässer zu beobachten ist.
Wir haben dabei aber scharf zweierlei zu unterscheiden, die alluviale
transportierende und erodierende Tätigkeit des Neckars, des Maines
und ihrer Nebenflüsse und die diluviale Tätigkeit derselben Gewässer.
Denn die alluviale Neubelebung dieser Tätigkeit ist im Gebirge nur
auf wenige Stellen und seltene zeitliche Ausnahmen beschränkt.
Umgekehrt herrschten vom Ende des Pliocäns, ja, nach den Bruch-
saler Kiesen zu urteilen, erst vom ältesten Diluvium an, energische
tektonische Veränderungen am ganzen Gebirgsrande des Kraichgaues
und Odenwaldes,- und dadurch entstand nicht nur örtlich, sondern in
weiter Ausdehnung eine starke Erosionstätigkeit der Flüsse und Bäche.
Zahlreiche neue kleine, senkrecht zum Rande der Rheinebene gerichtete
Täler bildeten sich und schnitten sich rückwärts ein. Dabei zapften
einige von ihnen offenbar die trägeren Gewässer älterer plioeäner Tal-
senken an und erzeugten so längere und unregelmäßig gestaltete Täler
(z. B. bei Bruchsal, Weingarten und Weinheim).
Der Eindruck, den mir die Morphologie des im vorhergehenden
behandelten fränkischen Gebietes gemacht hat, wäre nicht maßgebend,
da ich ihn im wesentlichen nur auf meinen allerdings oft wiederholten
Eisenbahnfahrten gewonnen habe. Ich habe aber die Genugtuung, zu
sehen, daß er in allen wesentlichen Punkten mit den Ergebnissen über-
einstimmt, die N. Krebs 1919 in seiner Abhandlung „Morphologische
Probleme in Unterfranken“ durch wirkliche Begehungen gewonnen hat
(Zeitschr. Ges. f. Erdkunde Berlin 1919. S. 307—335. Hier auch die
ältere Literatur, A. Penck, Reis, Schuster, Grad mann u. a.). Krebs ver-
folgt eine „einheitliche Rumpffläche vom Fuß des Steigerwaldes über
den unteren Gips- und Lettenkohlenkeuper durch den ganzen Muschel-
kalk bis in den Hauptbuntsandstein des Spessart und Odenwaldes“.
Sie war von „Hügeln und Bergen überragt“ und hat nachträglich
schwache Verbiegungen erfahren (S. 309). Ein Kärtchen (Abb. 18 S. 324)
zeigt sehr anschaulich die über die Rumpffläche emporragenden Berg-
länder, Teile der Rhön, des Spessarts und den Steigerwald umfassend.
Auch in Franken gibt es, wie am Neckar, Seitentälchen, die in der
Erosion hinter dem Haupttal zurückgeblieben sind. Der Gegensatz
zwischen den flachen Talmulden der Hochflächen und den „scharfprofi-
lierten Tälern der großen Flüsse“ sowie „dem ebenso gezeichneten
Unterlauf ihrer Seitenbäche“ wird hervorgehoben. „Ein Stück weit
läßt sich die junge Tiefenerosion an allen Seitentälern hinauf verfolgen,