Metadaten

Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 3. Abhandlung): Die Intensitäten alluvialer und diluvialer geologischer Vorgänge und ihre Einwirkung auf die pliocäne Rumpffläche des Kraichgaues und Odenwaldes — Berlin, Leipzig, 1924

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43846#0029
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Intensitäten alluvialer und diluvialer geologischer Vorgänge usw. 29
dann kommt ein Knick. Das darüber gelegene Tal trägt dann auch,
wenn es Wasser führt, sehr reife Züge.“1 2)
Man sieht, daß Unterfranken die unmittelbare Fortsetzung des von
mir geschilderten Gebietes darstellt und den Übergang zu Thüringen
vermittelt, wo, wie wir später sehen werden, durch v. Freyberg dieselbe
Rumpffläche beschrieben ist. Krebs beweist, daß sie postuntermiocän
ist, und nimmt an, daß sie präoberpliocän sei. Aus den Brill sehen
Beobachtungen bei Bruchsal ist aber wohl zu schließen, daß sie sich
mindestens stellenweise bis ins älteste Diluvium erhalten hat.
Ein Punkt, in dem ich von Krebs abweiche, ist die Erklärung
der Wasserarmut oder Wasserlosigkeit so vieler Täler. Ich fasse sie
als „tot“ auf und glaube, daß eine . Verminderung der Niederschläge
zum mindesten die Hauptursache ist. Krebs (S. 311) nimmt an, daß
„die Quellen weiter zurücklagen, als der Grundwasserspiegel noch höher
stand“ .... „Die steilere Gefällskurve der Seitentäler hebt diese um
so mehr über den Grundwasserspiegel empor, je mehr sich dieser aus-
gleicht und je tiefer sich die Erosionsbasis legt.“ Eine andere Erklä-
rung gibt Mückle für die Wasserlosigkeit vieler Kraichgautäler.4) Er
hat genau denselben Tatbestand festgestellt wie ich. „Da die Trocken-
täler im Kraichgau sehr zahlreich sind, gewinnt man den Eindruck,
daß die Talbildung eine viel reichere ist, als es nach den heute vor-
handenen Wasserläufen zu erwarteu wäre.“ Er macht aber den Löß
und Lößlehm der Talhänge und -böden für das Versickern des Wassers
verantwortlich, glaubt also an unterirdischen Abfluß. Aber auch er ist
doch gezwungen, außerdem ein früher feuchteres Klima vorauszusetzen.
Schmitthenner 3) endlich faßt einen erheblichen Teil meiner „toten Tä-
ler“ der Hochflächen als Dellen auf, die durch „Gelegenheitsbäche“
heute noch weitergebildet würden, also rezente Bodenformen seien. Ich
bestreite nicht, daß Fälle, wie sie Krebs und Mückle annehmen, tat-
sächlich vorkommen. Ich gebe auch zu, daß Schmitthenners Dellen
gelegentlich noch aktiv sind. In der Hauptsache scheint es sich mir
aber um echte diluviale Bodenformen zu handeln, die, in niederschlags-
reicheren Perioden gebildet, heute infolge einer Verringerung der Nie-
derschläge tot daliegen, also fossile Formen aufweisen. Dabei können
die alten Formen natürlich sowohl durch diluviale Solifluktion wie

9 Also genau wie es Hamm beschrieben hat (S. 27).
2) Morphologie des Ivraichgaus. (Heidelberg, 1908. Dissertation S. 29.)
3) Sein ßedankengang ist wohl am klarsten in seiner neuen Schrift er-
läutert: Die Bodenllächenfoimen der Stufenlandschaft zwischen Maas und Mosel.
Pencks geogr. Abhandl. II. Reihe, Heft 1. S. 37 u. 38.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften