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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 3. Abhandlung): Die Intensitäten alluvialer und diluvialer geologischer Vorgänge und ihre Einwirkung auf die pliocäne Rumpffläche des Kraichgaues und Odenwaldes — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43846#0033
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Die Intensitäten alluvialer und diluvialer geologischer Vorgänge usw. 33
Um so merkwürdiger und auffälliger ist es aber, daß nach den
Untersuchungen von B. v. Freyberg 1) in Thüringen eine altpliocäne
Kumpffläche auftritt, in derselben Weise wie im Kraichgau in jüngster
Zeit zerschnitten ist und dieselben entkalkten und häufig entfärbten
oberpliocänen Sedimente bzw. Verwitterungserscheinungen aufweist.
Freyberg sagt geradezu: „Wo Kalk an der altpliocänen Kumpffläche
anstand, unterlag er schon auf primärer Lagerstätte der Zersetzung.
Dabei wurde der Kalk ausgelaugt, sein Tongehalt allein blieb als Kück-
stand übrig und konnte umgelagert werden. Diese unbestreitbare Tat-
sache ist geradezu ein charakteristisches Kennzeichen aller tertiären
Landoberflächen und erklärt uns die ebenso sichere Tatsache, daß alle
Pliocänablagerungen frei sind von Kalkgeröllen, auch wenn sie auf
Muschelkalk liegen.“
Auf diese wichtige Tatsache ist zuerst von Wüst in seiner ver-
dienstvollen Monographie ,.Untersuchungen über das Pliocän und das
älteste Pleistocän Thüringens“2) hingewiesen worden. Wüst stützte
sich dabei für S W-Deutschland auf Arbeiten von Kinkelin und L. van
Werveke. Er zeigte, daß die Entkalkung und Verwitterung des Plio-
cäns in S W-Deutschland und dem Alpengebiet noch sehr viel stärker
ausgeprägt sind als in Thüringen, daß man aber auch dort die Ent-
kalkung als ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber dem älteren Dilu-
vium verwenden kann. (Bes. S. 32 u. 206.)
Gehen wir nun nach Frankreich, so hat dort Briquet schon 1908 3)
eine „Pönöplaine du Nord de la France“ beschrieben, die ebenfalls die
größte Ähnlichkeit mit der Kraichgauer Rumpffläche besitzt. Sie dehnt
sich nach Belgien und Holland, über den Kanal nach England und
im Osten über „mehr oder minder ausgedehnte Teile“ der Ardennen
und des Wasgenwaldes aus. Sie schneidet unterplioeäne, ja in der
Campine sogar mittelplioeäne Ablagerungen ab, ist also sicher min-
destens oberplioeän! An zahlreichen Stellen liegen auf ihr Reste
der widerstandsfähigsten Gesteine der älteren Formationen, als „Sedi-
ments pauvres“ bezeichnet. Es sind weiße und gelbe Sande, Kiesel,
Feuersteine, die Gerolle manchmal nachträglich durch ein eisenhaltiges
Zement zu einem Konglomerat verkittet. Auch die aus dem nieder-
rheinischen Pliocän bekannt gewordenen jurassischen Kieseloolithe
bei Wimpfen 80 m über dem Neckar liegen uud sich bereits bis zu einer Ent-
fernung von 13 km von ihm verfolgen lassen.
0 Philippis „praeoligoeäne“ Landoberfläche und das Plateau von Gossel.
Centralblatt f. Mineralogie. 1923. S. 652—656.
2) Abh. Nat. Ges. Halle XXIII. 1901.
3) Annales de Geographie. XVII. S. 205 u. f.
 
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