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Ewald, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 9. Abhandlung): Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes als Beispiel einer geoisostatischen Ausgleichsschwingung — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43852#0017
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Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes usw. 17

Im nächsten Sattel, der sich von Reichenbach über die Neunkircher
Höhe nach Großbieberau zieht, finden wir im Südwesten Diorit, im
Nordosten Hypersthengabbro, welch letzterer allerdings sauere Ein-
schlüsse führt, die teils Quarzdiorit, teils Hornblendegranit in ihrer Zu-
sammensetzung gleichen.
Als dritter schließt sich der geschlossenste Zug basischen Erstarrungs-
gesteins an, der, bei Heppenheim beginnend, sich über Seidenbuch,
Lindenfels, das Buch, bis nördlich von Reichelsheim hinzieht. Er be-
steht aus Diorit, der, ziemlich sauer, meist reichlich Quarz führt. Er
ist besonders schlierig,ausgebildet und enthält vielfach die schönen —
übrigens besonders sauren und viel Quarz enthaltenden — Schlieren
von Riesendiorit, die Chelius fälschlich als Gänge einzeichnete und
Dioritpegmatit nannte.
Im südlichsten der Beobachtung zugänglichen Sattel sind die Ver-
hältnisse durch spätere Vorgänge verwischt, wir können aber noch an
einzelnen schwimmenden Schollen nachweisen, daß sein Kern ebenfalls
von Diorit ausgefüllt war. Auch dieser Diorit war recht schlierig, wie
die Aufschlüsse bei Schriesheim und Weinheim beweisen. Es finden
sich hier auch wieder basische Schlieren in Form des bekannten Schries-
heimites, eines Hornblende-Peridotites.
Daß es sich trotz der Verschiedenartigkeit der Gesteine doch um
ein einheitliches Magma handeln muß, geht aus der völligen geologischen
Übereinstimmung des Auftretens hervor. Überall sehen wir als Kern
der Sättel diese langgestreckten Züge basischen Intrusionsgesteins, die
genau dem varistischen Streichen folgen, nur im Osten gegen die Gneis-
masse abgeknickt sind, und zwar nach Norden. Das hängt damit zu-
sammen, daß auch die Gneismasse die allgemeine polwärts gerichtete
Bewegung mitmachte, allerdings in toto, und dabei die Falten etwas
geschleppt hat.
Daß trotzdem das Gestein nicht überall den gleichen Habitus hat,
hängt mit den starken Bewegungen einerseits, mit der Aufnahme von
Gneismaterial aus der Tiefe andererseits zusammen. Daß Gneis in der
Tiefe vorhanden ist, geht aus der mächtigen Gneisserie des Böllsteiner
Odenwaldes hervor und auch daraus, daß die sauren Einschlüsse des
Großbieberauer Gabbros völlig den Gneiseinschlüssen des Böllsteiner
Gabbros gleichen.
Auch das allmähliche Saurerwerden nach Süden ist leicht zu ver-
stehen. Denn je weiter wir nach Norden kommen, in desto größerer Tiefe
haben wir den Gneis zu suchen. Im rheinischen Schiefergebirge haben
wir keine Spur von kristallinen Gesteinen, im Taunus noch Phyllite,
während im Schwarzwalde die Gneise überwiegen.
 
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