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Ewald, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 9. Abhandlung): Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes als Beispiel einer geoisostatischen Ausgleichsschwingung — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43852#0025
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Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes usw. 25

Schmelzungsvorgängen. Es wurde schon erwähnt, daß die Mineral-
zusammensetzung des Gesteins eine äußerst wechselnde ist.
Wir finden nämlich in der Mineralzusammensetzung ein getreues
Abbild der chemischen Beschaffenheit seines Daches. Das geht so weit,
daß es möglich ist, auch an Stellen, wo heute dieses Dach den abtragenden
Kräften zum Opfer gefallen ist, aus der Zusammensetzung des Granites
in vielen Fällen es noch zu rekonstruieren.
Wo der Hauptgranit sich in basische Intrusionsmassen und deren
amphibolitischen Mantel eingefressen hat, wird er hornblendeführend
bis hornblendereich und übersteigt meist in seiner Basizität noch den
Hornblendegranit. Aber er läßt sich stets an seiner schlierigen Struktur
und an seinen meist großen porphyrischen Feldspateinsprenglingen vom
echten Hornblendegranit der Reaktionsintrusion unterscheiden.
Diese Hornblendeführung kann bei reichlicher Aufnahme von basi-
schen Amphiboliten zu Gesteinstypen führen, bei denen alle anderen
Mineralien gegen den Amphibol völlig zurücktreten. Es bilden sich oft
recht große Schlieren die fast nur aus Hornblende bestehen. Es ist
ja klar, daß ein Magma, das so viel fremdes Material aufgenommen
hat, notwendig sehr schlierig werden muß, und viele basischere und
auch saurere „Urausscheidungen“ enthält. Selbstverständlich führt
dieser Granit auch viele Einschlüsse und Schollen von Dachgesteinen,
die zum Teil recht erhebliche Dimensionen annehmen können, und durch
„over head stoping“ in seinen Bereich gelangten.
Das Korn des Hauptgranites ist stets ein recht grobes, was sich
ja aus seiner großen Tiefenlage ohne weiteres erklärt. Besonders zeichnet
er sich fast überall durch recht große porphyrische Einsprenglinge von
Feldspat aus, wodurch er sich besonders von den jüngeren Graniten
gut unterscheiden läßt.
Aber nicht, nur der Granit selbst hat durch sein Dachgebirge große
Veränderungen erfahren, auch dieses Dachgebirge ist durch die Granit-
intrusion außerordentlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Bezeich-
nenderweise finden wir aber in diesem nur Veränderungen im Sinne
der magmatischen Mineralserie, die Kontaktgesteine sind in ihrer Mineral-
zusammensetzung völlig den verschiedenen Erstarrungsgesteinen gleich
und unterscheiden sich nur durch ihre Textur bzw. Struktur. Die so-
genannten Kontaktmineralien fehlen hier absolut.
Naturgemäß mußte der sehr hohe hydrostatische Druck genügen,
um eine Entgasung zu verhindern, da er sicher den Gasspannungsdruck
bei weitem übertraf. Möglicherweise war auch das Magma, entsprechend
seiner Entstehung in nicht allzu großer Tiefe, nicht extrem gasreich.
 
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