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R. LiESKE:
Die Komplementbildung.
Die Methode, die nach meinen Erfahrungen für Algenunter-
suchungen am geeignetsten ist, ist die Komplementbildung. Die-
selbe ist theoretisch etwas komplizierter als die bisher besproche-
nen Methoden, aber bei einiger Übung ebenfalls nicht schwer aus-
führbar. Für botanische Untersuchungen ist die Methode der
Komplementbindung schon wiederholt angewendet worden, eine
Zusammenstellung der Literatur hierüber findet sich in einem
Sammelreferat von JANCHEN (13).
Auf die Theorie der Komplcmentbindung einzugehen würde
hier viel zu weit führen. In allen neueren Lehrbüchern der Hygiene
ist dieses Thema ausführlich behandelt. Die wichtigste Form der
Anwendung der Komplementbindung, die WASSERMANNsche Re-
aktion zur Diagnose der Syphilis, ist wegen ihrer besonderen Be-
deutung für die medizinische Praxis ja auch in weiteren Kreisen
bekannt. Im folgenden sei an der Hand eines Schemas (Figur 4)
die Anwendung der Komplementbindungsmethode für Algen-
untersuchungen erläutert.
Zur Ausführung der Versuche braucht man zunächst ein
Antigen (im Schema bezeichnet mit E.). Dasselbe wird dadurch
gewonnen, daß man eine Aufschwemmung der zu untersuchenden
Algenart in 0,85prozentiger Kochsalzlösung 30 Minuten lang auf
56—60 Grad erwärmt und dann unter mehrmaligem Umschütteln
ungefähr 20 Stunden lang bei Zimmertemperatur stehen läßt.
Das abzentrifugierte, klare Algenextrakt wird als Antigen ver-
wendet (vgl. auch die Ausführungen auf S. 29). Anstatt des Algen-
extraktes kann man als Antigen ebensogut eine Aufschwemmung
lebender oder abgetöteter Algen benutzen. Die Anwendung des
Extraktes hat vor der Algenaufschwemmung den wesentlichen
Vorteil, daß die Lösung vollständig klar ist, während die suspen-
dierten Algen die Ablesung des Resultates erschweren. Das Algen-
extrakt entspricht dem Syphilisgift (Extrakt aus syphilitischen
Organen) bei der WAssERMANNschen Reaktion.
Zweitens braucht man zur Ausführung der Versuche einen
Antikörper (im Schema bezeichnet mit S). Derselbe wird ge-
wonnen durch wiederholte intravenöse Injektion einer Aufschwem-
mung lebender oder durch Erwärmen auf 56 Grad abgetöteter
Algen in die Ohrvene eines Kaninchens. Das Serum wird, um es
R. LiESKE:
Die Komplementbildung.
Die Methode, die nach meinen Erfahrungen für Algenunter-
suchungen am geeignetsten ist, ist die Komplementbildung. Die-
selbe ist theoretisch etwas komplizierter als die bisher besproche-
nen Methoden, aber bei einiger Übung ebenfalls nicht schwer aus-
führbar. Für botanische Untersuchungen ist die Methode der
Komplementbindung schon wiederholt angewendet worden, eine
Zusammenstellung der Literatur hierüber findet sich in einem
Sammelreferat von JANCHEN (13).
Auf die Theorie der Komplcmentbindung einzugehen würde
hier viel zu weit führen. In allen neueren Lehrbüchern der Hygiene
ist dieses Thema ausführlich behandelt. Die wichtigste Form der
Anwendung der Komplementbindung, die WASSERMANNsche Re-
aktion zur Diagnose der Syphilis, ist wegen ihrer besonderen Be-
deutung für die medizinische Praxis ja auch in weiteren Kreisen
bekannt. Im folgenden sei an der Hand eines Schemas (Figur 4)
die Anwendung der Komplementbindungsmethode für Algen-
untersuchungen erläutert.
Zur Ausführung der Versuche braucht man zunächst ein
Antigen (im Schema bezeichnet mit E.). Dasselbe wird dadurch
gewonnen, daß man eine Aufschwemmung der zu untersuchenden
Algenart in 0,85prozentiger Kochsalzlösung 30 Minuten lang auf
56—60 Grad erwärmt und dann unter mehrmaligem Umschütteln
ungefähr 20 Stunden lang bei Zimmertemperatur stehen läßt.
Das abzentrifugierte, klare Algenextrakt wird als Antigen ver-
wendet (vgl. auch die Ausführungen auf S. 29). Anstatt des Algen-
extraktes kann man als Antigen ebensogut eine Aufschwemmung
lebender oder abgetöteter Algen benutzen. Die Anwendung des
Extraktes hat vor der Algenaufschwemmung den wesentlichen
Vorteil, daß die Lösung vollständig klar ist, während die suspen-
dierten Algen die Ablesung des Resultates erschweren. Das Algen-
extrakt entspricht dem Syphilisgift (Extrakt aus syphilitischen
Organen) bei der WAssERMANNschen Reaktion.
Zweitens braucht man zur Ausführung der Versuche einen
Antikörper (im Schema bezeichnet mit S). Derselbe wird ge-
wonnen durch wiederholte intravenöse Injektion einer Aufschwem-
mung lebender oder durch Erwärmen auf 56 Grad abgetöteter
Algen in die Ohrvene eines Kaninchens. Das Serum wird, um es