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R. LiESKB:
gegründet unsere Systematik der niederen Algen ist. Solche Fälle
könnte man zu hunderten anführen. Stichococcus kann sehr wohl
eine wenig entwickelte oder reduzierte Fadenalge aus der Gruppe
der Ulothrichales sein, ebensogut kann es sich aber um einen An-
gehörigen der Scenedesmaceen handeln. Eine einwandfreie Ent-
scheidung dieser Frage scheint mir nach den bisher in der Syste-
matik üblichen Methoden ausgeschlossen.
Die serologischen Untersuchungen ergaben nun in allen Fäl-
len und mit allen angeführten Methoden eine starke gegenseitige
Mitreaktion von Chlorella vulagris und Stichococcus bacillaris.
Nach allen Erfahrungen der auf eine unübersehbare Menge von
exakten Versuchen gegründeten Wissenschaft der Serologie besteht
also eine nahe Eiweißverwandtschaft zwischen Stichococcus und
Chlorella, woraus auch auf eine phylogenetische Verwandtschaft
dieser beiden Formen geschlossen werden muß. Stichococcus
bacillaris ist daher unbedingt zu den Scenedesmaceen zu rechnen,
die Einreihung in die Gruppe der Ulothrichales entbehrt der Be-
gründung. Daß die Scenedesmaceen ihrerseits eine Entwicklungs-
stufe der Ulothrichales darstellen ist dabei natürlich nicht aus-
geschlossen.
Man könnte die Beweiskraft der serologischen Reaktionen
anzweifeln, wenn die Verwandtschaftsreaktion etwa nur nach
einer Methode gelänge, oder wenn z. B. Serum von Chlorella mit
Stichococcus-Algen reagierte, aber nicht umgekehrt Stichococcus-
Serum mit Chlorella. Eine starke Verwandtschaftsreaktion wurde
aber in allen Fällen erhalten. Daß serologische Versuche mit nie-
deren Algen beweiskräftigere Resultate ergeben als z. B. Versuche
mit aus Samen gewonnenem Pflanzeneiweiß ist sehr wahrschein-
lich, da die Algen unter viel gleichmäßigeren äußeren Bedingungen
wachsen und da der ganze Organismus zur Immunisierung ver-
wendet wird, während das im Samen abgelagerte Eiweiß höherer
Pflanzen nur Reservestoffe aus Nebenprodukten des Stoffwechsels
darstellt. Wenn schon mit diesem Reserve-Eiweiß* bei den serologi-
schen Forschungen vorzügliche Resultate erhalten wurden, so ist
das bei Versuchen mit niederen Algen erst recht zu erwarten.
Stichococcus bacillaris unterscheidet sich im wesentlichen von
Chlorella vulgaris nur dadurch, daß bei der erstgenannten Art die
Zellteilung in einer Richtung des Raumes vor sich geht, während
bei Chlorella die Teilung nach zwei oder mehreren Richtungen des
R. LiESKB:
gegründet unsere Systematik der niederen Algen ist. Solche Fälle
könnte man zu hunderten anführen. Stichococcus kann sehr wohl
eine wenig entwickelte oder reduzierte Fadenalge aus der Gruppe
der Ulothrichales sein, ebensogut kann es sich aber um einen An-
gehörigen der Scenedesmaceen handeln. Eine einwandfreie Ent-
scheidung dieser Frage scheint mir nach den bisher in der Syste-
matik üblichen Methoden ausgeschlossen.
Die serologischen Untersuchungen ergaben nun in allen Fäl-
len und mit allen angeführten Methoden eine starke gegenseitige
Mitreaktion von Chlorella vulagris und Stichococcus bacillaris.
Nach allen Erfahrungen der auf eine unübersehbare Menge von
exakten Versuchen gegründeten Wissenschaft der Serologie besteht
also eine nahe Eiweißverwandtschaft zwischen Stichococcus und
Chlorella, woraus auch auf eine phylogenetische Verwandtschaft
dieser beiden Formen geschlossen werden muß. Stichococcus
bacillaris ist daher unbedingt zu den Scenedesmaceen zu rechnen,
die Einreihung in die Gruppe der Ulothrichales entbehrt der Be-
gründung. Daß die Scenedesmaceen ihrerseits eine Entwicklungs-
stufe der Ulothrichales darstellen ist dabei natürlich nicht aus-
geschlossen.
Man könnte die Beweiskraft der serologischen Reaktionen
anzweifeln, wenn die Verwandtschaftsreaktion etwa nur nach
einer Methode gelänge, oder wenn z. B. Serum von Chlorella mit
Stichococcus-Algen reagierte, aber nicht umgekehrt Stichococcus-
Serum mit Chlorella. Eine starke Verwandtschaftsreaktion wurde
aber in allen Fällen erhalten. Daß serologische Versuche mit nie-
deren Algen beweiskräftigere Resultate ergeben als z. B. Versuche
mit aus Samen gewonnenem Pflanzeneiweiß ist sehr wahrschein-
lich, da die Algen unter viel gleichmäßigeren äußeren Bedingungen
wachsen und da der ganze Organismus zur Immunisierung ver-
wendet wird, während das im Samen abgelagerte Eiweiß höherer
Pflanzen nur Reservestoffe aus Nebenprodukten des Stoffwechsels
darstellt. Wenn schon mit diesem Reserve-Eiweiß* bei den serologi-
schen Forschungen vorzügliche Resultate erhalten wurden, so ist
das bei Versuchen mit niederen Algen erst recht zu erwarten.
Stichococcus bacillaris unterscheidet sich im wesentlichen von
Chlorella vulgaris nur dadurch, daß bei der erstgenannten Art die
Zellteilung in einer Richtung des Raumes vor sich geht, während
bei Chlorella die Teilung nach zwei oder mehreren Richtungen des