Metadaten

Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 18. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 2 — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37695#0020
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
20

Hans Driesch:

'
daß alles materielle, d. h. alles Natur-Geschehen an das Bestehen
vorgebildeter Potentialunterschiede materieller Art gebunden ist.
(Beziehung zur allgemeinen Energetik.)
b) Sie wahrt die Gültigkeit des Satzes, daß, bezogen auf ein
beliebiges Koordinatensystem, die Summen mechanischer Energie
nach jeder der drei Achsen für sich genommen konstant sind.
(Beziehung zum Energiebegriff der Mechanik.)
c) Sie überschreitet den Rahmen des Mechanischen inso-
fern, als sie, wenn Natur ,,mechanisch“ gefaßt wird, ein Bewegungs-
moment kompensiert werden läßt durch eine Wirkungsgröße nicht
mechanischer Herkunft.
cl) Ihre Suspensionsaufhebung ist nicht mechanische „Aus-
lösung“, nicht Wegschaffen eines mechanischen Widerstandes, ob-
wohl die Suspension möglichen Geschehens, von welcher die Lehre
redet, in jedem Einzelfalle (nach A) ersetzt gedacht werden könnte
durch einen mechanischen Widerstand und die Suspensionsauf-
hebung durch Wegschaffen dieses Widerstandes; aber der „mecha-
nische“ Widerstand und sein Weggeschafftwerden sind nicht da.
e) Andererseits geht nicht etwa ein bestehender mechanischer
Wirkungsantrieb „verloren“; er wird ja nur von der potentiellen
in die aktuelle Form (oder umgekehrt) überführt.
f) Meine Lehre klärt den Begriff der Bedingung1 und erklärt
die Abhängigkeit alles vitalen Geschehens von materiellen Bedin-
gungen.
Bedingung ist alles, was von der Entelechie im Sinne einer
Suspension oder Suspensionsaufhebung „benutzbare“ materielle
Potentialdifferenzen enthält. Solche Differenzen gibt es zwischen
inneren Teilen des Organismus und zwischen seiner Eigenmaterie
und dem Medium (innere und äußere Bedingungen). —
g) Auch die materielle Kontinuität bei der „Vererbung“
erklärt meine Theorie.
3. An früherer Stelle (S. 12) wurde gesagt, daß jede embryo-
logische Theorie dem Sachverhalt Rechnung tragen müsse, daß
alle regulable Entwicklung vor sich gehe unter dem Bilde eines
sichtbaren Verschiedenwerdens actu, verknüpft mit einem Sich-
gleich-bleiben potentia.
Schon Weismanns maschinelle Theorie und viele-der seinen
verwandte Lehren haben das gesehen und z. B. im Begriff des
„Reserveplasmas“ zum Ausdruck gebracht, einem Begriff, der nun
1 S. Teil I dieser Studien Seite 21 ff.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften