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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 18. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 2 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37695#0030
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30

Hans Driesch:

Aber nun zieht Entelechie doch im Stoffwechsel neue Ma-
terie in ihre Kontrolle hinein und gibt über andere kontrolliert
gewesene Materie die Kontrolle frei. Was heißt das denn nun?
Scheint das Faktum des Stoffwechsels nicht zu zeigen, daß viel-
leicht doch der uranfängliche Beginn vitaler Kontrolle möglich
sein möchte ? Deshalb nicht, meine ich, weil Stoffwechsel, zumal
Assimilation, doch eben an bestehende Kontrolle anschließt.
Vielleicht liegen die Dinge wie folgt: Die Materie der lebenden
Körper ist vital unter Suspension, sie steht andererseits in an-
organischen Intensitätsdifferenzverhältnissen mit einer großen
Menge echt lebloser Materie, ja, in Strenge, mit der ganzen materiel-
len Natur. Wir müssen annehmen, daß Entelechie in ihre Kon-
trolle neu einbeziehen kann, was irgendwie mit schon Kontrolliertem
potential verkettet ist ohne selbst schon kontrolliert zu sein,
wobei es sich freilich nur um Verkettungen in sogen, molekularen
Dimensionen zu handeln scheint.
Entelechie kann also neuen Stoff gleichsam einfangen, wenn
er mit dem. von ihr schon kontrollierten Stoff in molekularen
Dimensionen potentialverkettet ist.
Das ist alles, was sich sagen läßt. Es ist wenig genug. —
Meine neue Theorie, die Lehre von den realisierten Bedin-
gungsgleichungen, stellt Entelechie und Materie viel schroffer
einander gegenüber, als die Suspensionslehre es tut. Für die Sus-
pensionslehre ist gewisse Materie gleichsam vitalisiert; für die neue
Lehre bleibt Materie, was sie ist, und fügt sich nur der Entelechie
als einem Fremden, ebenso wie sie sich fremder Materie fügt.
Materie bleibt hier durchaus Materie. Stoffwechsel also bleibt
auch ein rein materielles Geschehnis; daß es zu ihm kommen muß,
leistet zwar die Entelechie durch ihre „Bedingungsgleichungen“,
aber nur dadurch, daß sie den Letztteilen der organischen Körper
den WVg vorschreibt. Das W^eg,,vorschreiben“ freilich ist, wie wir
wissen, nur ein indirekt.es und sozusagen negatives: sie hindert
die anorganisch möglichen WVge und läßt nur Bewegung auf ganz
bestimmten Wiegen zu.
Auch das ist wenig genug.
Endlich mag zu Beschluß dieses dunklen Abschnittes noch
Eines gesagt sein:
 
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