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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 18. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 2 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37695#0053
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Logische Studien über Entwicklung.

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8. Die endgültige Frage.
Jetzt tritt endgültig die entscheidende Frage auf:
Sind alle hier genannten notwendigen Vorausset-
zungen und Konsequenzen des mechanischen Wesens der
Ausgestaltung eines harmonisch-äquipotentiellen Sy-
stems als „verwirklicht“ denkbar?
Mit anderen Worten: Ist die Überführung eines Systems aus
Zustand A in Zustand B unter den Bedingungen harmonischer
Äquipotentialität denkbar, ohne daß in die Kennzeichnung
der bewegungsbestimmenden Ursachen selbst der Be-
griff „Das Ergebnis iw seiner proportionalen Ganzheit“ hinein-
tritt?
Oder noch anders: Kann das jeweils proportional „richtige“
Endergebnis des Geschehens, also der Zustand B, als Ergebnis
der Summe aller Bewegungen der Systemelemente gedacht
werden, wobei kein anderer Begriff von Ganzheit oder Einheit zu-
gelassen wird als derjenige, welcher aus demBegriffe des „Systems“
allein entspringt, welcher Begriff seinerseits allerdings den Begriff
mechanischer „Wechselwirkung“, d. h„ mathematisch gesprochen,
wechselseitiger funktionaler Abhängigkeit der Systemelemente im
Rahmen der ^mechanischen (oder einer ihr äquivalenten) Grund-
gesetzlichkeit einschließt P1
Nur wenn der Begriff „Das Ergebnis in seiner proportionalen
Ganzheit“ nicht in die Kennzeichnung der bewegungsbestim-
menden Ursachen der Elemente des Systems eintritt, ist offenbar
das in Frage stehende Geschehen „mechanisch“. Denn mechanisch-
sein heißt: Summe alles Einzelgeschehens sein.
Ganz besonders aber sei noch erinnert an das folgende: Der
Zustand A soll in den Zustand B überführt werden aus sich
allein heraus, aber nicht auf Grund eines außer ihm gegebenen
Strukturzustandes, im Sinne einer besonderen Einrichtung, welche
auf die in B übergeführten Elemente Kräfte ausübt, ohne sich selbst
an dem Verteilungsgeschehen zu beteiligen. Eine solche Einrich-
tung ist der Voraussetzung nach nicht da — ganz abgesehen
1 Das Problem muß von Mathematikern und mathematischen Physi-
kern aufgenommen und endgültig geformt werden. Der Verfasser, obwohl
imstande vorliegenden mathematischen Formulierungen im ganzen zu
folgen, fühlt sich zur Schöpfung solcher Formulierungen außerstande
und unterläßt daher bewußt Versuche, die doch nicht anders als dilettantisch
ausfallen könnten.
 
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