Agatharchidea.
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glaubte, auch die eigene Sprache des Agatharchides beeinflußt
hat, der vielmehr überhaupt nicht auf die Sprache geht, sondern
auf Stil in einem viel höheren Sinne und dessen Vorhandensein
und Bedeutung uns später, wie schon bemerkt, noch besser kennt-
lich werden wird. Für jetzt müssen wir uns einer ganz anderen
Frage zuwenden.
Wozu dient dieses sonderbare stilkritische Proömium mit
seiner Theorie der Elendsschilderei oder έλεεινολογία vor dem
Schlußbuche eines großen Werkes περί τής Έρυθρας θαλάσσης?
Gehört es zu den Proömien, die ganz willkürlich und völlig ohne
Beziehung zum nachfolgenden Inhalt sind, oder ist es ex aliqua
rei vicinia petitum ? Sicher das zweite, trotz Frietens entgegen-
gesetzter Ansicht (31), der das Stück deshalb lieber dem Werke
über Asien zuweisen mochte. Im Buche selber folgte nämlich
auf die Theorie der έλεεινολογία sehr bald eine eigene Leistung
dieser Art, die das Theoretische zu verwirklichen hatte: bei der
Beschreibung der Goldbergwerke das Elend der zu dieser Arbeit
verurteilten Strafgefangenen1, υπερβολήν ούν ούδενί το πάθος
δυστυχήματα καταλιπεΐν έκτραγωδήσας (!) τον τρόπον άπαγγέλλει,
τής περί, τό χρυσίον εργασίας, so führt Photius diese Schilderung
des Agatharchides ein (447 h 37). Das Stichwort άκληρία, das
wir bei der Themastellung im Proömium lasen (445 b 41), kehrt
hier bezeichnenderweise2 in ähnlicher Form gleich zu Beginn wie-
der (447 b 3, 4): δτι ους έσχατον κατέχει άκλήρημα, τούτους ή τυραν-
νίς3 εις την των χρυσο^ρυχάων άπάγει πικροτάτην δουλείαν, τούς μέν
άμα γυναιξί καί, παισί ταλαιπωρούμενους, τούς δε χοορίς των είρημένων,
1 Vgl. Diodor 3, 12, 2 und Oertel, Die Liturgie, L. 1917, 18ff.
2 Denn daß der Ausdruck nicht auf Photius’ Rechnung zu setzen ist
(er steht auch 457b 14 und 459a 3 und 5), beweist Diodor 3, 12, 4 (μυριάδες
ά/Αηρούντίον άνθρώπων) und 13, 2 (τούς άκληροϋντας).
3 Diese Ausdrucksweise muß bei dem ύπογραφεύς und αναγνώστης
des Heraclides Lembus befremden, der unter Philometor (181—140) an her-
vorragenden Stellen im Staatsdienst tätig war. Auch sonst stand Agathar-
chides dem Hofe nahe (Schwartz REI, 739). Die Gereiztheit des Ausdrucks,
die Diodor zu wiederholen so wenig Grund hatte (12, 2: οί γάρ βασιλείς
της Αΐγύπτου) wie etwa Photius sie von sich aus hineinzutragen, verlangt
Erklärung. Agatharchides hat das Werk über das Rote Meer nach seinen
eigenen Schlußworten (460 b 3ff.) jäh abgebrochen (άρδην άπολελοίπαμεν)
nicht nur aus zunehmender Altersschwäche, sondern auch wegen der Un-
möglichkeit, seine Materialsammlung dazu, die nach Diodor 3, 18, 3 und 38, 1
teils auf Augenzeugenberichten fußte, teils των έν Αλεξάνδρειά βασιλικών
υπομνημάτων entnommen war, genauer Prüfung zu unterziehen: ούτε των
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glaubte, auch die eigene Sprache des Agatharchides beeinflußt
hat, der vielmehr überhaupt nicht auf die Sprache geht, sondern
auf Stil in einem viel höheren Sinne und dessen Vorhandensein
und Bedeutung uns später, wie schon bemerkt, noch besser kennt-
lich werden wird. Für jetzt müssen wir uns einer ganz anderen
Frage zuwenden.
Wozu dient dieses sonderbare stilkritische Proömium mit
seiner Theorie der Elendsschilderei oder έλεεινολογία vor dem
Schlußbuche eines großen Werkes περί τής Έρυθρας θαλάσσης?
Gehört es zu den Proömien, die ganz willkürlich und völlig ohne
Beziehung zum nachfolgenden Inhalt sind, oder ist es ex aliqua
rei vicinia petitum ? Sicher das zweite, trotz Frietens entgegen-
gesetzter Ansicht (31), der das Stück deshalb lieber dem Werke
über Asien zuweisen mochte. Im Buche selber folgte nämlich
auf die Theorie der έλεεινολογία sehr bald eine eigene Leistung
dieser Art, die das Theoretische zu verwirklichen hatte: bei der
Beschreibung der Goldbergwerke das Elend der zu dieser Arbeit
verurteilten Strafgefangenen1, υπερβολήν ούν ούδενί το πάθος
δυστυχήματα καταλιπεΐν έκτραγωδήσας (!) τον τρόπον άπαγγέλλει,
τής περί, τό χρυσίον εργασίας, so führt Photius diese Schilderung
des Agatharchides ein (447 h 37). Das Stichwort άκληρία, das
wir bei der Themastellung im Proömium lasen (445 b 41), kehrt
hier bezeichnenderweise2 in ähnlicher Form gleich zu Beginn wie-
der (447 b 3, 4): δτι ους έσχατον κατέχει άκλήρημα, τούτους ή τυραν-
νίς3 εις την των χρυσο^ρυχάων άπάγει πικροτάτην δουλείαν, τούς μέν
άμα γυναιξί καί, παισί ταλαιπωρούμενους, τούς δε χοορίς των είρημένων,
1 Vgl. Diodor 3, 12, 2 und Oertel, Die Liturgie, L. 1917, 18ff.
2 Denn daß der Ausdruck nicht auf Photius’ Rechnung zu setzen ist
(er steht auch 457b 14 und 459a 3 und 5), beweist Diodor 3, 12, 4 (μυριάδες
ά/Αηρούντίον άνθρώπων) und 13, 2 (τούς άκληροϋντας).
3 Diese Ausdrucksweise muß bei dem ύπογραφεύς und αναγνώστης
des Heraclides Lembus befremden, der unter Philometor (181—140) an her-
vorragenden Stellen im Staatsdienst tätig war. Auch sonst stand Agathar-
chides dem Hofe nahe (Schwartz REI, 739). Die Gereiztheit des Ausdrucks,
die Diodor zu wiederholen so wenig Grund hatte (12, 2: οί γάρ βασιλείς
της Αΐγύπτου) wie etwa Photius sie von sich aus hineinzutragen, verlangt
Erklärung. Agatharchides hat das Werk über das Rote Meer nach seinen
eigenen Schlußworten (460 b 3ff.) jäh abgebrochen (άρδην άπολελοίπαμεν)
nicht nur aus zunehmender Altersschwäche, sondern auch wegen der Un-
möglichkeit, seine Materialsammlung dazu, die nach Diodor 3, 18, 3 und 38, 1
teils auf Augenzeugenberichten fußte, teils των έν Αλεξάνδρειά βασιλικών
υπομνημάτων entnommen war, genauer Prüfung zu unterziehen: ούτε των