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Otto Immisch:
die Lehre einer besonderen στάσις των Πυθαγορικών unterscheidet,
zwei Hauptrichtungen festzustellen. Die erste ist platonisch-
peripatetisch, die zweite platonisch-stoisch orientiert. Die erste
ist dualistisch, sie stellt bei der Ableitung des Seienden neben die
μονάς die άόριστος δυάς an die Spitze. In der geometrischen
Darstellung des Gedankens tritt der Dualismus scheinbar nicht
zutage, indem da den Zahlen 1, 2, 3, 4 wie es scheint ohne Bevor-
zugung der 1 und der 2 Punkt, Linie, Fläche, Körper entsprechen.
Indessen muß man auf die Ableitung dieser Reihe achten, wie
sie beim Anonymus § 6 nur angedeutet, bei Sextus 279 f. genauer
dargelegt wird. Zum Punkt tritt ein zweiter Punkt, um die Linie
zu schaffen. τιθεμένων δέ τριών σημείων, δυεΐν μέν εξ εναντίου
διαστήματος, τρίτου δέ κατά μέσον τής έκ των δυεΐν άποτελε-
σθείσης γραμμής, πάλιν εξ άλλου διαστήματος, επίπεδον άποτελεΐται.
Richtig; aber nicht ohne die Linien, mit denen ich den dritten
Punkt mit den zwei vorigen verbinde, so daß das Dreieck entsteht.
Genau so im folgenden, wo als Vertreter des στερεόν σχήμα καί
σώμα nunmehr der Tetraeder abgeleitet wird. Es wird zu den drei
Punkten in der einen Ebene (des Dreiecks) ein vierter Punkt
άνωθεν hinzugefügt (der dreidimensionale Körper entspricht eben
deshalb der τετράς), aber weder bedarf es nun der drei Kanten-
linien nach den Eckpunkten der Grundfläche. In dieser Weise
erscheinen Punkt und Linie immer wieder verwendet, sie sind also
das Primäre. Eben dies vermeidet die andere στάσις der Pytha-
goreer. Sie ist monistisch und stellt lediglich die μονάς (das σημεΐον)
an die Spitze, in dem sie die Linie aus dem bewegten Punkte
ableitet (σημεΐον ρυέν γραμμήν άποτελεΐν) und ebenso weiter γραμμήν
ρυεΐσαν έπίπεδον ποιεΐν, τοΰτο δέ εις βάθος κινηθέν τό σώμα
γεννάν τριχή διαστατόν. Schmekel hat weiter entwickelt,
wieviel an diesen Grundprinzipien für die weitere Lehren-
bildung hing (was wir jetzt nicht zu verfolgen haben), ferner
daß das monistische System das des Posidonius ist, durch
seinen Kommentar zum Timäus zu weiter Einwirkung ge-
langt, schon bei Alexander Polyhistor uns vorliegend. Für den
Urheber des anderen, dem sich bemerkenswerterweise (vgl.
Schmekel 432 ff.) die neu pythagoreischen Pseudepigrapha von
0cellus ab anschließen, hält er Antiochus und denkt es sich durch
Kritik und Polemik im Gegensatz zu dem posidonischen entstan-
den. Hier fällt nun unser fast unbeachtet gebliebener Text ins
Gewicht. Er gehört mit seinen Paragraphen 4 und 6, von denen
Otto Immisch:
die Lehre einer besonderen στάσις των Πυθαγορικών unterscheidet,
zwei Hauptrichtungen festzustellen. Die erste ist platonisch-
peripatetisch, die zweite platonisch-stoisch orientiert. Die erste
ist dualistisch, sie stellt bei der Ableitung des Seienden neben die
μονάς die άόριστος δυάς an die Spitze. In der geometrischen
Darstellung des Gedankens tritt der Dualismus scheinbar nicht
zutage, indem da den Zahlen 1, 2, 3, 4 wie es scheint ohne Bevor-
zugung der 1 und der 2 Punkt, Linie, Fläche, Körper entsprechen.
Indessen muß man auf die Ableitung dieser Reihe achten, wie
sie beim Anonymus § 6 nur angedeutet, bei Sextus 279 f. genauer
dargelegt wird. Zum Punkt tritt ein zweiter Punkt, um die Linie
zu schaffen. τιθεμένων δέ τριών σημείων, δυεΐν μέν εξ εναντίου
διαστήματος, τρίτου δέ κατά μέσον τής έκ των δυεΐν άποτελε-
σθείσης γραμμής, πάλιν εξ άλλου διαστήματος, επίπεδον άποτελεΐται.
Richtig; aber nicht ohne die Linien, mit denen ich den dritten
Punkt mit den zwei vorigen verbinde, so daß das Dreieck entsteht.
Genau so im folgenden, wo als Vertreter des στερεόν σχήμα καί
σώμα nunmehr der Tetraeder abgeleitet wird. Es wird zu den drei
Punkten in der einen Ebene (des Dreiecks) ein vierter Punkt
άνωθεν hinzugefügt (der dreidimensionale Körper entspricht eben
deshalb der τετράς), aber weder bedarf es nun der drei Kanten-
linien nach den Eckpunkten der Grundfläche. In dieser Weise
erscheinen Punkt und Linie immer wieder verwendet, sie sind also
das Primäre. Eben dies vermeidet die andere στάσις der Pytha-
goreer. Sie ist monistisch und stellt lediglich die μονάς (das σημεΐον)
an die Spitze, in dem sie die Linie aus dem bewegten Punkte
ableitet (σημεΐον ρυέν γραμμήν άποτελεΐν) und ebenso weiter γραμμήν
ρυεΐσαν έπίπεδον ποιεΐν, τοΰτο δέ εις βάθος κινηθέν τό σώμα
γεννάν τριχή διαστατόν. Schmekel hat weiter entwickelt,
wieviel an diesen Grundprinzipien für die weitere Lehren-
bildung hing (was wir jetzt nicht zu verfolgen haben), ferner
daß das monistische System das des Posidonius ist, durch
seinen Kommentar zum Timäus zu weiter Einwirkung ge-
langt, schon bei Alexander Polyhistor uns vorliegend. Für den
Urheber des anderen, dem sich bemerkenswerterweise (vgl.
Schmekel 432 ff.) die neu pythagoreischen Pseudepigrapha von
0cellus ab anschließen, hält er Antiochus und denkt es sich durch
Kritik und Polemik im Gegensatz zu dem posidonischen entstan-
den. Hier fällt nun unser fast unbeachtet gebliebener Text ins
Gewicht. Er gehört mit seinen Paragraphen 4 und 6, von denen