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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 2. Abhandlung): Ovids poetische Menschenwelt: die Metamorphosen als Metapher und Symphonie ; vorgetragen am 3. Juni 1989 — Heidelberg: Winter, 1991

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48162#0113
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Ovids poetische Menschenwelt

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aber, Aesculapius, wird, nach der Prophezeiung der Ocyrhoe, einmal
einen Toten auferwecken, dafür von den Göttern Strafe empfangen,
schließlich zu einem Gott werden. In met. 15,622ff. kommt „der Sohn
der Coronis“ (v. 624: „Coroniden“) „und des Apollo“ (v. 639 und 642:
„Apolline nato“, „iuvenis Phoebeius“) als Heiland der Pest nach Rom.
Das in Buch 2 angedeutete Thema ist das von Sterblichkeit, Tod, Hei-
lung und Apotheose. -
Die zweite Liebesgeschichte, die von Merkurs Liebe zur athenischen
Königstochter Herse, die unmittelbar auf die Strafverwandlung des Bat-
tus in einen Stein durch Merkur folgt {met. 2,708ff.), ist eine Verbin-
dung von Liebes- und Strafgeschichte: Merkur liebt Herse, die Kekrops-
tochter, und bittet deren Schwester Aglauros um Vermittlung: ,werde
meines Kindes Tante!“ {met. 2,746). Die goldgierige Aglauros hält den
Gott hin und wird doppelt bestraft: zuerst indem Minerva für ein voran-
gegangenes Vergehen Invidia zu ihr schickt und dann durch Verwand-
lung in Stein, die Merkur bewirkt {met. 2,814-832).
Beim Auseinandertreten der einzelnen Liebesgeschichten nach der
kontinuierlichen Folge werden diese also von dem neuen, mit ihnen al-
ternierenden Thema5 des Götterzorns und der Götterstrafe ,eingefärbt‘.
Hinzu kommt, daß selbst innerhalb des geschlossenen Bereichs von
göttlichen Liebesgeschichten das Thema der Rache sich schon vor der
letzten dieser Erzählungen (Coronis) zu entfalten begonnen hatte, näm-
lich im Motiv der zornigen Eifersucht Junos, die sich strafend an Jupiters
sterblichen Geliebten Io und Callisto auswirkt. Und eben dieses Motiv,
Rache aus Eifersucht, bestimmt dann auch die Apollo-Coronis-Erzäh-
lung: Junos Eifersucht in Geschichten von Jupiters Amouren wandert
hinüber zu einer Erzählung von der Eifersucht des liebenden männli-
chen Gottes selbst.
§ 25 Geometrie der Liebe: Diana - Actaeon, Jupiter - Semele,
Narcissus und Echo
In Buch 3 häufen sich die Katastrophen und Strafen: Actaeon, Se-
mele, Narcissus, Echo, die tyrrhenischen Schiffer, Pentheus. Zunächst
5 Vgl. Holzberg (1988), Einführung in Metamorphosen, S. 716: „In Otis’ erstem Großteil
[. . .] spielt das Thema seines zweiten Großteiles, „The Avenging Gods“ (III1-VI 400),
eine fast ebenso wichtige Rolle [. . .].“ Holzberg spricht von „Nebeneinander der [. . .]
Hauptmotive“.
 
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